Gladbeck. Der Kriminalitätsbericht 2022 stellt Gladbeck kein gutes Zeugnis aus. In welche Bereichen die Kriminalität wie stark zugenommen hat.
- Der Kriminalitätsbericht der Polizei Recklinghausen, als auch der für Gladbeck, ist erschienen
- Besonders die Zahl der Sexualdelikte und der Gewalttaten ist gestiegen
- Mit Corona auf dem Rückzug haben auch die Einbrüche wieder zugenommen
Mehr Sexualdelikte, mehr Raub, mehr Diebstahl: Der Kriminalitätsbericht der Polizei Recklinghausen zeichnet kein gute Bild für das Jahr 2022 in Gladbeck. Noch dazu lag die Zahl der Körperverletzungen auf einem Zehn-Jahres-Hoch.
Im vergangenen Jahr gab es, so der Bericht, 979 Straftaten mehr als noch 2021. Das entspricht einem Anstieg um 23 Prozent. Deshalb ist auch die Quote der aufgeklärten Verbrechen leicht auf 47,7 Prozent gesunken – obwohl in absoluten Zahlen 440 Taten mehr aufgeklärt wurden.
Überraschend wie erschreckend allerdings: Die Zahl der Sexualdelikte in Gladbeck ist sprunghaft gestiegen. Im Jahr 2021 wurden in Gladbeck „nur“ drei Vergewaltigungen/sexuelle Nötigungen verzeichnet. Zum Verständnis: Die Polizei trennt die beiden Straftaten in ihrer Statistik nicht. 2022 waren es 13 Taten. Zur Einordnung: In den vergangenen zehn Jahren wurden lediglich im Jahr 2016 mehr Sexualdelikte gezählt, nämlich 14.
Mit in den Block fallen auch die „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“. Hier zählten die Statistiker im vergangenen Jahr 125 Fälle. Das ist ein neuer – trauriger – Rekord, betrachtet man die vergangenen zehn Jahre. Dabei waren die 97 Fälle aus dem Jahr 2021 bereits ein Höchststand. Neben Vergewaltigung und sexueller Nötigung gehören beispielsweise auch Zuhälterei, sexuelle Belästigung und die Verbreitung von Pornografie zu diesen Straftaten.
Wie erwartet: mehr Wohnungseinbrüche in Gladbeck
Wie erwartet ist die Zahl der Wohnungseinbrüche gestiegen, von 1424 im Jahr 2021 auf 1984 im darauf folgenden Jahr. Dieser NRW-weite Trend lässt sich mit den Lockerungen der Corona-Einschränkungen erklären. Die Gladbecker arbeiten wieder öfter im Büro anstatt im Homeoffices – ein gefundenes Fressen für Einbrecher.
Ebenfalls zugenommen hat die Gewaltkriminalität in Gladbeck. 2021 verzeichnete die Polizei noch 150 Taten, 2022 waren es 201. Entsprechend ist auch die Aufklärungsrate von 80 auf 75 Prozent gesunken.
Straßenkriminalität in Gladbeck ist gestiegen
Die Straßenkriminalität, im weitesten Sinne also ein breiter Fächer von Straftaten, die im öffentlichen Raum begangen werden, ist gestiegen. 2022 wurden in Gladbeck gute 300 Fälle mehr erfasst als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote dieser Fälle ist dabei noch mal gesunken: von bloß 14 Prozent auf 11 Prozent.
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Dabei ist zu beachten, dass die niedrige Aufklärungsquote vor allem durch Straftaten zustande kommt, bei denen keine Menschen betroffen sind. So liegt die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen bei fünf Prozent und bei der Beschädigung von Autos bei 9 Prozent, bei der schweren Körperverletzung aber immerhin bei 73 Prozent.
Entwicklung der Kriminalität in Gladbeck ähnlich wie in NRW
Mit der Zunahme von Straftaten insgesamt steht Gladbeck im Kreis Recklinghausen nicht alleine da. Im Gegenteil. In allen Kommunen des Kreises ist die Zahl der Taten gestiegen. Nur Datteln hat mit 2297 Taten, 2021 wie 2022, eine Punktlandung hingelegt.
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Im gesamten Kreis Recklinghausen ist die Zahl der Straftaten damit so hoch wie seit dem Jahr 2015 nicht mehr. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Kriminalität im Kreis um 15,4 Prozent gestiegen. Das passt zu den Zahlen für das gesamte Bundesland Nordrhein-Westfalen. Dort sind 2022 14 Prozent mehr Straftaten begangen worden, einen so starken Anstieg gab es in den Jahren bis 2008, die der Bericht abbildet, noch nie.