Recklinghausen / Gladbeck. An acht Berufskollegs im Kreis laufen Sanierungsarbeiten. Auch in Gladbeck. Kreisverwaltung räumt ein: Im Moment explodieren überall die Kosten.
An fünf Berufskollegs im Kreis Recklinghausen laufen derzeit umfangreiche Sanierungsmaßnahmen – so auch in Gladbeck. Jetzt musste die Kreisverwaltung als Schulträgerin einräumen, dass die Kosten explodieren. Knapp 3,8 Millionen Euro müssen in diesem und im nächsten Jahr aus Haushaltsmitteln zusätzlich zur Verfügung gestellt werden.
Seit vielen Jahren ist der Kreis dabei, seine acht Berufskollegs auf den neuesten Stand zu bringen. Dabei geht es sowohl um die (energetische) Sanierung der Gebäude als auch um die technische Ausstattung. Alle Baumaßnahmen, die vor der Corona-Pandemie abgeschlossen werden konnten, seien innerhalb des veranschlagten Kostenrahmens umgesetzt worden, betont die Verwaltung in einer Vorlage für den Kreistag. Dochmittlerweile gleichen Kostenschätzungen bei Baumaßnahmen „einem Blickin die Glaskugel“, wie Landrat Bodo Klimpel (CDU) feststellt.
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Die Corona-Pandemie und zuletzt der Ukraine-Krieg sind Faktoren, die die Baupreise drastisch haben steigen lassen. Für die Baumaßnahmen an den Berufskollegs bedeutet das für Ausschreibungen, die gerade laufen oder noch ausstehen, Mehrkosten in teilweise hohem zweistelligen Prozentbereich. So jedenfalls die Einschätzung der Kreisverwaltung.
Am Berufskolleg Gladbeck werden zwei Gebäude kernsaniert
Weitere Großprojekte stehen an
Auch drei weitere Großprojekte, die der Kreis in der Pipeline hat, fallen in diese unsichere Zeit: Die geplanten Neubauten des Straßenverkehrsamtes in Marl, des Vestischen Studieninstituts in Dorsten und der Kreisleitstelle der Feuerwehr (Marl oder Recklinghausen) kosten nach bisherigen Berechnungen – inklusive Grunderwerb – 57,3 Millionen Euro.
Der Kreis-Bauausschuss hat der Verwaltung entsprechende Planungsaufträge erteilt und dafür 2,2 Mio. Euro an Planungskosten bewilligt. Wenn demnächst Baubeschlüsse folgen, könnten ab 2025/2026 die Bagger rollen.
Im einzelnen: Am Berufskolleg Gladbeck, wo die Gebäude 1 und 7 ebenfalls kernsaniert werden, wird mit einer Preissteigerung von 5,69 auf 5,867 Millionen Euro gerechnet (plus 3,1 Prozent). Am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Dorsten wird das Hochhaus saniert. Aus geplanten 8,333 Millionen Euro werden, so die Prognose, 10,644 Millionen Euro. Ein Plus von 27,7 Prozent. Die Innensanierung der Rundsporthalle am Hans-Böckler-Berufskolleg in Marl wird voraussichtlich 5,76 Millionen Euro kosten statt 3,88 Millionen(plus 48,5 Prozent). Am Berufskolleg Castrop-Rauxel wird das Gebäude 5 mit einem Aufzug ausgestattet. Da rechnet der Kreis jetzt mit 585.000 Euro an Kosten statt 450.000 Euro (plus 30 Prozent). Bei der Kernsanierung der Gebäude 1 und 10 am Berufskolleg Ostvest in Datteln steigt der finanzielle Aufwand von 4,72 auf 4,924 Millionen Euro (plus 4,3 Prozent). Unter dem Strich summieren sich die Mehrkosten auf 3,8 Millionen Euro. Das Gros der Baumaßnahmen soll in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Die Kosten für Hochbaumaßnahmen explodieren
Angesichts der explodierenden Kosten für Hochbaumaßnahmen gibt es in der Kreispolitik bereits Stimmen, die dafür plädieren, Bauprojekte zu stoppen, zu verschieben oder vom Umfang her abzuspecken. Denn der Kreis steht bekanntlich noch vor ganz anderen Herausforderungen, die viel Steuergeld verschlingen.
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Die Komplettsanierung des Kreishauses in Recklinghausen zum Beispiel ist mit 101,5 Millionen Euro Investitionskosten verortet. Die ersten Vergaben seien erfolgt, berichtet Projektleiter Thomas Lorenz. Aktuell seien noch keine signifikanten Kostensteigerungen festzustellen. Allerdings ist der Baupreisindex für Verwaltungsgebäude innerhalb eines Jahres um durchschnittlich 18 Prozent gestiegen. Der Kreis selbst hat in seinen Berechnungen lediglich eine Kostensteigerung von jährlich fünf Prozent eingepreist. Wo am Ende (2028/2029) die Gesamtkosten für die Kreishaus-Sanierung liegen, dazu mag zum jetzigen Zeitpunkt niemand in der Verwaltung eine Prognose abgeben.