Gladbeck. Gisela Fries lebt seit Monaten ohne Badezimmer. Zum Duschen muss die Gladbeckerin nach Gelsenkirchen fahren, ihre Toilette steht im Garten.
- Nach einem Wasserschaden im Herbst 2022 lebt die Gladbeckerin Gisela Fries ohne Badezimmer
- Duschen kann sie nur bei ihrer Schwester in Gelsenkirchen, im Schuppen steht eine Chemietoilette
- Die Trocknung des Badezimmers ist kompliziert, es muss ein Spezialist bestellt werden
Gisela Fries kommt gerade aus der Dusche. Jetzt sitzt sie im Wohnzimmer, ihre Haare sind schon trocken. Könnte am Weg liegen, den die Gladbeckerin von der Dusche in ihr Wohnzimmer zurücklegen muss. Ihr Wohnzimmer ist in Zweckel. Ihre Dusche in Gelsenkirchen.
Zumindest im Moment. Denn Fries muss zum Duschen zu ihrer Schwester in die Nachbarstadt fahren. Sie hat kein Badezimmer mehr. Also, das Zimmer ist noch da. Aber sonst nicht mehr viel. „Das sieht schon schlimm aus“. Fries steht in den Ruinen ihres Bades, nur noch nackter Backstein und ein paar einsame Rohre. Es riecht muffig, und kalt ist es auch noch.
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Gladbeckerin entdeckt Wasserschaden dank ihrer Geranie
„Ich habe das Badezimmer selbst machen lassen“, erzählt Gisela Fries. Das Haus in Zweckel hat sie 2002 gekauft, als ihr Vermieter, die Annington, Immobilien loswerden wollte. Sonst hätte sie ausziehen müssen. „Ich habe so eine tolle Nachbarschaft hier, ich wollte nicht weg.“ Gisela Fries, 70 Jahre alt, ehemalige Bäckereiverkäuferin, fühlt sich wohl in ihren vier Wänden, das merkt man. Nur im Moment eben nicht.
Denn irgendwann im Herbst 2022 beginnt eine Frischwasserleitung im Badezimmer zu lecken. Fries merkt das erst gar nicht. Aber dann will sie ihre Geranie sterben lassen, um sie zu kompostieren. Also gießt sie die Blume nicht mehr, doch die ist ziemlich unbeeindruckt. Und zieht sich das nötige Wasser einfach aus der Luft. Gisela Fries guckt nach, und tatsächlich. Der Wasserzähler dreht sich unaufhörlich.
Gladbeckerin muss eine Chemietoilette benutzen
Die Gladbeckerin alarmiert ihre Versicherung, die Allianz. „Die kamen dann und haben die Feuchtigkeit gemessen.“ Die ist ziemlich hoch, am 14. Dezember wird das Badezimmer deshalb bis auf die Grundmauern abgerissen. Und sieht jetzt, im Februar noch genau so aus. „Ende Dezember bis Neujahr hatte ich Bautrockner hier stehen. Die haben scheinbar nicht funktioniert, denn am 19. Januar wurden wieder welche vorbeigebracht.“
Neben dem Duschproblem hat Gisela Fries noch ein etwas dringlicheres. Die einzige Toilette des Hauses stand nämlich auch im Badezimmer. Und jetzt? „Ich bin zu einem Laden für Campingbedarf gefahren“, sagt Fries, hörbar unangenehm berührt, „jetzt steht eine Chemietoilette im Schuppen“. Die muss sie benutzen, seit zwei Monaten jetzt. Ihren 70. Geburtstag im Januar konnte sie deshalb nicht so richtig feiern. „Ich kann meine Gäste ja nicht auf die Chemietoilette schicken.“
Ärger bei Gladbeckerin: „Hätte ins Hotel gehen sollen“
Mittlerweile liegen die Nerven der Rentnerin blank. „Ich rufe täglich bei der Allianz an, niemand konnte mir so richtig erklären, warum das so lange dauert“. Die Versicherung hat ihr ein Hotelzimmer angeboten, aber Fries wollte ihr Haus im ruhigen Wohngebiet nicht unbeaufsichtigt lassen. „Heute ärgere ich mich darüber. Wenn die jeden Tag 80 Euro für mein Hotelzimmer ausgeben müssten, wäre das Badezimmer wahrscheinlich schon fertig.“
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Sabine Schaffrath, Pressesprecherin der Allianz-Versicherung, erklärt, warum auch finanzieller Druck nicht geholfen hätte. „Im Schadenfall von Frau Fries gestaltet sich die Feststellung der Ursache des Wasserschadens als sehr schwierig. Es wurden verschiedene Stellen gefunden, wo Wasser ausgetreten ist. Diese wurden verschlossen und eine Trocknung des durchnässten Bereichs veranlasst. Hierfür war auch ein Rückbau des Bades notwendig.“
Mittlerweile ist ein Experte beauftragt
Das Problem: Von irgendwo her fließt immer neues Wasser ins einstige Badezimmer. „Solange nicht alle Ursachen gefunden und der durchnässte Bereich nicht durchgetrocknet wurde, kann die Wiederherstellung des Bades nicht erfolgen.“ Immerhin: Mittlerweile ist ein Experte damit beauftragt, die Lecks ausfindig zu machen. Der ist aber schwer gefragt in solchen Problemfällen und wird wohl noch auf sich warten lassen.
Gisela Fries ist das ein schwacher Trost. Bald hat sie ein Quartal ohne Toilette und Dusche hinter sich, von ihrer Versicherung ist sie enttäuscht. „Ich bin kurz davor, mir ein Schild zu basteln und vor der Allianz-Zentrale zu demonstrieren. Und wenn ich festgenommen werde: Im Gefängnis habe ich ja wenigstens eine Toilette.“