Gladbeck. Mitarbeiter der ELE in Gladbeck können jetzt dienstlich Wasserstoffautos fahren. Sind die futuristischen Wagen etwas für jedermann?
„Sieht aus wie im Helikopter, oder?“ Uwe Herrmann zeigt auf die Mittelkonsole. Elegant-blasses Grau, die Knöpfe und Rädchen wie üblich. Aber irgendwie futuristisch. Als würde ein Knopfdruck den Hyundai Nexo in den Orbit befördern. Dabei tut das Auto, es gehört zur Fahrzeugflotte der Verteilnetzgesellschaft der ELE (EVNG) in Gladbeck, auch nichts anderes als andere. Es fährt.
„Aber hier sitz das Kraftwerk“, sagt Herrmann, der Fuhrpark-Chef. Ein dicker, schwarzer Klotz im Motorraum, sieht aus wie ein normaler Motor. Ist aber eine Brennstoffzelle. Der Nexo fährt mit Wasserstoff, zwei Stück davon hat die ELE gekauft. Jeder Mitarbeiter kann die beiden Autos buchen, Monteure oder Netzmeister etwa. Und auch wenn der Hyundai fährt wie jedes andere Auto: Die potenzielle Zukunft der Automobilität unter dem Hintern zu haben, ist ganz schön aufregend.
Gladbecker Wasserstoffauto gleitet dahin
Ein modernes Antriebssystem reicht für den Messias der Ozonschicht natürlich nicht. Image ist alles. Entsprechenden Schnickschnack hat der Nexo innen zu bieten. Von nützlich bis seltsam. Kameras in den Außenspiegeln, die das Bild totwinkelfrei auf den Tacho projizieren? Nützlich. Eine schöne Kadenz, wenn das Auto an- oder ausgeschaltet wird? Nett, aber seltsam. Die Option, ein prasselndes Kaminfeuer auf den Bildschirm des Bordcomputers zu werfen, inklusive Geräuschkulisse? Kein Kommentar.
Aber wie fährt sich die Wasserstoffkarre eigentlich? Vor allem erstmal sehr angenehm. Der Nexo gleitet selbst auf der rumpeligen Möllerstraße nur so dahin, manchmal etwas zu sanft. Denn das Auto hat ordentlich Kraft unter der Haube, 120 Kilowatt, das entspricht 165 PS. Genau genommen ist nämlich auch ein Wasserstoffauto ein Elektroauto – bloß eben mit eigenem Kraftwerk an Bord. Was sich wie 50 km/h anhört und -fühlt, entpuppt sich schnell als 70 km/h.
Nächste Wasserstofftankstelle liegt 15 Kilometer von Gladbeck entfernt
Und wie E-Autos kann sich auch der Nexo noch ein paar Extra-PS dazu verdienen – wenn man entsprechend fährt und die Bremskraftrückgewinnung nutzt. Rekuperation, sagt der Fachmann. Dann kommen noch mal 32 Kilowatt obendrauf, 206 PS insgesamt. Der BMW-Fahrer auf der A 2 guckt etwas verdutzt, als der Hyundai an ihm vorbeigleitet.
Nun ist es meistens ja so, dass in der heimischen Garage kein Kanister mit Wasserstoff herumliegt. Und eine Kompressionsanlage, die auf 700 Bar verdichtet, findet man da eher auch selten. Also ab zur Tankstelle, die nächste, von Gladbeck aus gesehen, liegt in Herten, 15 Kilometer von der ELE-Zentrale entfernt. Mülheim und Dortmund sind noch weiter entfernt.
60 Euro für eine komplette Tankfüllung
Wer den Wasserstoff in sein Auto pressen will, muss erstmal einen Vertrag mit einer Tankstelle abschließen. Im Fall der ELE mit dem Anbieter „H2 Mobility“. Tankkarte in die Säule, der Rest gestaltet sich wie an einer normalen Zapfsäule, nur der Stutzen sieht anders aus. Und getankt wird in Kilo, nicht in Litern. Ungefähr fünf Kilo passen in den Nexo, wenn er leer ist, aktuell schlägt einer davon mit 13,85 Euro zu Buche. Knappe 60 Euro für eine Tankfüllung also. Und damit für eine Reichweite von 500 Kilometern. Noch mal 100 kommen dazu, wenn die Rekuperation geschickt eingesetzt wird.
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Wenn der Nexo steht, muss er erstmal Wasser lassen. Wasser nämlich ist, zusammen mit Sauerstoff, das einzige Abfallprodukt. Zwei kleine Pfützen nach 15 Kilometern, mehr nicht. Die Zukunft der Automobilität, sie fühlt sich ganz schön gut an. Zumindest, wenn man sie nicht selbst bezahlen muss. Wer aber 80.000 Euro übrig und keine Probleme mit langen Wegen zur Tankstelle hat, kann seine Nachbarn mit dem Tesla bald ganz schön alt aussehen lassen.
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- Mit dem GLC F-Cell hat sich auch Mercedes-Benz an der Brennstoffzellentechnik versucht. Allerdings hat der deutsche Autobauer das Programm mittlerweile wieder eingestellt.
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