Recklinghausen/Gladbeck. Die Wahl eines neuen Kreisdirektors sorgt für heftigen Streit. Warum sich der Amtsinhaber in dem Auswahlverfahren benachteiligt sieht.

Der amtierende Kreisdirektor Roland Butz sieht sich im laufenden Auswahlverfahren zur Neubesetzung der Stelle klar benachteiligt. Nach seiner Darstellung hat es zwischen ihm und der vom Kreis beauftragten externen Personalberatungsagentur im Vorfeld der Ende Januar stattgefundenen Ältestenratssitzung des Kreistages kein Gespräch gegeben, das eine Beurteilung seiner Person ermöglicht und gerechtfertigt hätte. Trotzdem soll es in der Sitzung eine entsprechende Bewertung gegeben haben. Und die fiel alles andere als schmeichelhaft aus.

Insgesamt vier Personen, darunter Roland Butz, bewerben sich um das Amt des Kreisdirektors, das zum 1. Juli 2023 neu besetzt werden soll. Der Kreistag soll in seiner Sitzung am 6. März eine Wahl treffen. Dass diese auf den Amtsinhaber fallen wird, gilt als unwahrscheinlich. Denn Roland Butz, seit 15 Jahren im Amt, hat in der Politik offenbar weniger Rückhalt als in früheren Jahren, die Rede ist von einer wachsenden Unzufriedenheit mit einer Arbeit.

Kreisdirektor Recklinghausen: Es geht auch um Pensionsansprüche

Der 61-jährige Jurist, der CDU-Mitglied ist, hätte ohne vorherige Stellenausschreibung wiedergewählt werden können. Doch diesen Weg wollte eine Mehrheit des Kreisparlaments nicht beschreiten. Selbst seine eigene Partei gewährte ihm in dieser Hinsicht keinen Rückhalt. Lediglich die AfD stellte sich hinter Butz, plädierte uneingeschränkt für seine Wiederwahl.

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Trotzdem bewirbt sich der 61-Jährige um den Posten, der nach Besoldungsgruppe B5 mit 9733 Euro im Monat dotiert ist. Allein um seine Pensionsansprüche zu wahren, muss Butz erneut seinen Hut in den Ring werfen.

AfD empört über die Personalagentur des Kreises Recklinghausen

Im laufenden Auswahlverfahren kam es zuletzt im Ältestenrat des Kreistages zu einem Eklat. Die Personalagentur lieferte dort den führenden Vertretern der Fraktionen, im vertraulichen Rahmen, eine erste Einschätzung zu den Kandidaten ab. Tobias Köller, stellvertretender Vorsitzender der AfD-Fraktion, berichtete anschließend, der amtierende Kreisdirektor sei dabei als „unmotiviert, oberflächlich und nicht teamfähig“ beschrieben worden. Empört zeigte Köller sich in der Sitzung darüber, dass diese negative Beurteilung abgegeben worden sei, einen Tag, bevor eingrößeres Online-Bewerbungsgespräch zwischen Butz und der Agentur vereinbart war.

Landrat Bodo Klimpel (CDU) erklärte dazu gegenüber der Redaktion, dass es sich um eine erste Runde im Auswahlverfahren gehandelt habe, bei der die Agentur erste Einschätzungen wiedergegeben habe. Diese resultierten Klimpels Worten zufolge aus den Bewerbungs- und Motivationsschreiben der Kandidaten sowie aus Telefongesprächen, die stattgefunden hätten.

Amtierender Kreisdirektor fühlt sich benachteiligt

Roland Butz selbst kann das nicht nachvollziehen. Es habe im Vorfeld der Ältestenratssitzung zwei jeweils fünf Minuten dauernde Telefonate mit der Personalagentur gegeben, in denen es lediglich um Terminvereinbarung und Verfahrensfragen gegangen sei. Bei den anderen Kandidaten seien vor dem 30. Januar hingegen ein sogenannter BIP-Test (ein Test zur Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften) mit 210 Fragen und ein 60 Minuten dauerndes Online-Kennenlerngespräch durchgeführt worden. „Mit mir haben inhaltliche Personalgespräche zu Motivation und Fähigkeiten erst am 31. Januar 2023 stattgefunden“, betont Butz gegenüber der Redaktion; also einen Tag nach der Zusammenkunft des Ältestenrats.

Der Forderung der AfD, das Auswahlverfahren sofort zu stoppen, hat Landrat Bodo Klimpel im Gespräch mit der Redaktion eine Absage erteilt.