Tierschützer haben einen verwahrlosten Hund aus dem Gladbecker Problemhochhaus Steinstraße 72 gerettet. Wie es für das Tier nun weitergeht.
- Der Hund wurde auf einem eiskalten Balkon gehalten und hatte verklebte Augen
- Tierschützer konnten „Pite“ schließlich retten, sind aber frustriert vom Veterinäramt
- Dem Pinschermix geht es nun schon viel besser. Bald kann er vermittelt werden
Die Lage war dramatisch. „Der lag ganz regungslos auf seiner Matratze“, sagt Tanja Zimmer. Rund um die Uhr. In der kalten Winterluft. Noch dazu waren die kleinen Äuglein vor lauter Eiter verklebt. „Das konnte ich nicht mit ansehen“, sagt die Vorsitzende des Tierschutzvereins Gladbeck. Ein Anruf hatte sie in der letzten Januarwoche auf den kleinen Pinschermix aufmerksam gemacht. Er liege Tag ein, Tag aus, auf einem Balkon des Problemhochhauses Steinstraße 72.
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Also macht sich Zimmer selbst ein Bild. Ein äußerst frappierendes. Sie ruft das Ordnungsamt hinzu, will aber selber trotzdem nicht tatenlos zusehen. Sie sucht das Gespräch mit den Besitzern des jungen Pinschers, macht ihnen das Angebot, das Tier auf eigene Kosten beim Tierarzt untersuchen zu lassen. Und tatsächlich: Die Familie willigt ein. Ende gut, alles gut?
Gladbecker Tierretter sind frustriert vom Veterinäramt
Leider nicht so ganz. Denn das Veterinäramt kommt schnell hinzu und wählt eine andere Marschrichtung. Die Mitarbeiter stellen die Familie zur Rede, ordnen an, dass das Tier fortan in der Wohnung leben soll und dass es zum Tierarzt muss. Das Angebot Tanja Zimmers allerdings, dem Wunsch der Besitzer nachzukommen und den Hund in die Obhut des Tierschutzvereins zu geben, bleibt zunächst im Raum stehen.
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„Wenn das Veterinäramt Hinweise auf Tiere erhält, die nicht artgerecht gehalten werden, geht es diesen sofort nach“, erklärt Lena Heimers, Sprecherin des zuständigen Kreises Recklinghausen. So geschehen an der Steinstraße. „Eine Tierärztin hat den Hund vor Ort begutachtet. Was artgerechte Haltung ist, legt das Tierschutzgesetz fest.“ Tanja Zimmer ist trotzdem frustriert.
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Was sie aber gleich wieder milder stimmt, ist das Verhalten des Ordnungsamts. „Die Mitarbeiter haben wirklich ein großes Lob verdient. An dem Wochenende, an dem der Hund doch bei seinen Besitzern bleiben musste, sind sie oft vorbeigekommen und haben kontrolliert, dass das Tier auch wirklich in der Wohnung ist.“
Lob für das Gladbecker Ordnungsamt
Worte der Anerkennung findet Tanja Zimmer aber, allen Umständen zum Trotz, auch für die Besitzer. Nicht nur, weil sie den Hund tatsächlich in der Wohnung gehalten haben. Nicht nur, weil sie ihr ohnehin knappes Geld zusammenkratzten und zum Tierarzt gingen. Sondern weil sie, bei einem erneuten Besuch Zimmers nach dem Wochenende, die Größe hatten, das Tier in die Obhut des Vereins zu geben.
„Die Menschen haben geweint, als sie den Hund übergeben haben. Aber sie haben verstanden, dass sie sich nicht richtig um ihn kümmern können.“ So konnte das kleine Tier nach dem Wochenende schon bald in einer Transportbox umziehen – erstmal ins Zuhause eines Mitglieds des Vereins.
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Neuer Name, neues Leben für den Hund aus dem Gladbecker Problemhochhaus
Neben einer neuen Bleibe bekommt der Hund auch einen Namen. Er heißt fortan „Pite“. Nun soll er erstmal zur Ruhe kommen, wird durchgeimpft und eingeschätzt. „Damit wir seiner künftigen Familie auch beschreiben können, was er für ein Hund ist“, sagt Zimmer. „Die ersten paar Stunden hat er gebraucht, um sich an das neue Umfeld zu gewöhnen. Aber jetzt geht er schon fröhlich mit seinen neuen Hundefreunden spazieren.“ Frieren muss Pite übrigens auch nicht mehr. Er trägt jetzt ein Mäntelchen.