Ruhrgebiet. 2023 wird es keinen Marathon durchs Ruhrgebiet mehr geben, auch ein geplantes „Multisportevent“ von Vivawest fällt aus. Die Gründe.

Erst stellte die Pandemie den Läufern im Ruhrgebiet ein Bein, nun schaut der Sponsor besorgt auf die Kosten: Der 10. Vivawest-Marathon im vorigen Jahr war der letzte, 2023 fällt die Laufveranstaltung komplett aus. Dabei war für die 11. Auflage ein „Multisportevent“ für die ganze Region geplant. Doch das wird nun um ein Jahr verschoben, vorerst.

Bis „Marathon“ Nummer 10 zu zählen, war schon in den Vorjahren nicht die ganze Wahrheit. Laufsportler wissen: Gerade bei regionalen Volksläufen wie dem einstigen „Ruhr-Marathon“, gesponsert von Karstadt und später als „Vivawest-Marathon“ auf neuer Strecke wiederbelebt, gehen die meisten Teilnehmer auf die kürzeren Distanzen. Und zwei Jahre lange gingen sie (fast) gar nicht: Da war Corona, der beliebte Frühjahrslauf musste ausfallen, wurde verschoben, fand letztlich zweimal virtuell oder als individuelle „Challenge“ statt. Ohnehin aber war die Veranstaltung immer bewusst ein Breitensport-Event geblieben, gehörte nie zu den großen der Branche wie die Marathons von Hamburg oder Berlin.

10 Jahre Vivawest-Marathon: Der 10. wird wohl der letzte gewesen sein.
10 Jahre Vivawest-Marathon: Der 10. wird wohl der letzte gewesen sein. © FUNKE Foto Services | RALF ROTTMANN

Klassischer Marathon schon zuvor abgesagt

7000 Läuferinnen und Läufer (nach 9000 bei der letzten Auflage 2019) waren im Mai 2022 dabei, als es wieder losging, es sollte ein Fest werden – doch dann wurde bekannt, dass ein 20-Jähriger auf der Halbmarathon-Strecke zusammengebrochen war, der Mann starb am Abend. Die fröhlichen Bilder aus Gelsenkirchen, Gladbeck, Essen und Bottrop blieben getrübt. In der Nachbetrachtung ging auch unter, dass Sponsor Vivawest und Veranstalter MMP aus Köln für das nächste Jahr bereits die Reißleine gezogen hatten. „Den klassischen Marathon auf der bekannten Strecke wird es in dieser Form ab 2023 nicht mehr geben“, hatten sie schon im März angekündigt.

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Ein „Multisportevent“ sollte es stattdessen sein, an vielen Orten in der Region, „bei dem Laufsport weiterhin eine zentrale Rolle spielen“ solle, ergänzt durch „weitere sportliche Highlights“. Man wolle, erklärte der Vorsitzende der Vivawest-Geschäftsführer Uwe Eichner, „auch in Zukunft dazu beitragen, das Ruhrgebiet sportlich zu gestalten“. Mit konkreten Inhalten gefüllt war das Versprechen indes bislang nicht, Informationen sollten „in den nächsten Monaten folgen“, die Planungen liefen; man sei „in der Abstimmung“, hieß es zuletzt.

Vivawest investiert lieber in neue Wohnungen

Doch nun wird bekannt: Das „Multisportevent“ wird frühestens 2024 kommen. Man werde „zunächst um ein Jahr“ verschieben, erklärte ein Sprecher von Vivawest dieser Zeitung. Als Grund nennt das Wohnungsbau-Unternehmen aus Gelsenkirchen, das im Schatten seiner Zentrale am Nordstern-Park beim Marathon immer ein besonderes Fest feierte, die „gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen, die durch die Energiekrise sowie Preis- und Zinssteigerungen entstanden sind“. Man wolle weiterhin in energetische Modernisierungen und Neubau von „dringend benötigten“ Wohnungen investieren. Deshalb würden derzeit alle Ausgaben, die über das Kerngeschäft hinausgehen, überprüft – also auch das Sponsoring für die Sportveranstaltung.

Schülermarathon: Der Vivawest-Lauf war immer ein Ereignis des Breitensports.
Schülermarathon: Der Vivawest-Lauf war immer ein Ereignis des Breitensports. © FUNKE Foto Services | RALF ROTTMANN

Kurz gesagt, es gibt kein Geld mehr, zumindest nicht für dieses Jahr. Kein gemeinsamer Start vor dem Musiktheater in Gelsenkirchen, kein Zieleinlauf an selber Stelle, kein Schüler-Marathon, keine Staffel, kein Zehn-Kilometer-Lauf. Ambitionierte Läufer haben ohnehin längst anders geplant, aus dem Marathon-Kalender ist das Ruhrgebiet gestrichen. Die Vorbereitung für das Frühjahr hat ja bereits begonnen. Was nun 2024 wird, ist offen: „Als langjährige verlässliche Partner“, versprechen Vivawest und die Veranstaltungsagentur MMP, werde man „die weiteren Entwicklungen beobachten und darüber im vertrauensvollen Austausch bleiben“.