Gladbeck. Ende 2022 ist es auch in Gladbeck zu vielen Überfällen gekommen. Die Polizei reagierte mit einer besonderen Strategie – und zieht nun Bilanz.
Seit dem 21. Dezember läuft im Kreis Recklinghausen eine „strategische Fahndung“ der Polizei. Ziel der Aktion ist es, Raubtaten zu verhindern. Im November und Dezember vergangenen Jahres hatten sich diese Delikte nämlich gehäuft – auch in Gladbeck. Überfälle auf eine Spielhalle, einen Supermarkt, eine Kneipe und eine Tankstelle haben hier die Polizei beschäftigt.
Wie erfolgreich war die Polizei bislang? „Es ist seitdem deutlich ruhiger geworden“, meint Ramona Hörst, Sprecherin des Polizeipräsidiums Recklinghausen. Von November bis kurz vor Weihnachten hatte die Polizei in ihrem Zuständigkeitsbereich (Kreis RE und Bottrop) 20 Raubüberfälle verzeichnen müssen. Betroffen waren unter anderem Tankstellen, Supermärkte und Wettbüros.
Lesen Sie auch
- Krankenhaus. St. Barbara: Neuer Behandlungsschwerpunkt Brüche im Alter
- Stadtgeschichte. Nur zögerlich kamen die Nazis in Gladbeck an die Macht
- Traurige Erinnerung. Erschütternde Berichte zum Holocaust-Gedenktag in Gladbeck
- Bürgerveranstaltung. Riesener-Forum: Bebauung des Jovyplatzes ist vom Tisch
- Einzelhandel. Grüner Lieferdienst in Gladbeck: Das bietet der neue Service
Die Polizei meldet drei weitere Überfälle
Nach diesem Zeitpunkt gab es nur noch vereinzelt derartige Straftaten. Der Polizeibericht meldet – Stand jetzt – exakt drei: einen Kiosk-Überfall zum Jahreswechsel in Waltrop, einen versuchten Raub auf einen Getränkemarkt in Castrop-Rauxel (13. Januar) und einen bewaffneten Kiosk-Überfall am 18. Januar in Recklinghausen. In Gladbeck ist seitdem kein Raubdelikt mehr vorgekommen. Einbrüche ja, aber keine Straftaten mehr, wo es zu einer gewaltsamen Konfrontation mit Tätern gekommen ist.
Auch interessant
Inwieweit die Fahndungsaktivitäten der Kreispolizeibehörde zu dieser Entwicklung beigetragen haben, darüber lässt sich nur spekulieren. „Durch die verstärkten Kontrollen sollen potenzielle Straftäter abgeschreckt und weitere Raubüberfälle verhindert werden“, hatte Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen im Dezember gesagt. Ziel sei es „permanent Druck auf Täter auszuüben“. Und manchmal klicken dann auch die Handschellen: So konnte am 20. Januar ein 21-Jähriger festgenommen werden, auf dessen Konto elf Tankstellenüberfälle gehen sollen – überwiegend im Münsterland, aber in einem Fall auch in Datteln. Bislang geht man bei der Polizeibehörde noch nicht davon aus, dass der Mann auch in den Überfall Mitte Dezember auf die Tankstelle an der Bottroper Straße in Gladbeck involviert war. Allerdings, so Ramona Hörst, seien die Ermittlungen in diesem Fall auch noch nicht abgeschlossen.
Kontrolliert werden kann anlasslos und ohne konkreten Verdacht
Die „strategische Fahndung“ ist ein Instrument, das durch das Polizeigesetz NRW (§12a) legitimiert ist. Die Fahndung ermöglicht es den Beamten, anlasslos und ohne konkreten Verdacht Personen in der Öffentlichkeit anzuhalten und zu überprüfen sowie Fahrzeuge und mitgeführte Sachen in Augenschein zu nehmen, um Straftaten „von erheblicher Bedeutung“ zu verhindern.
++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! ++
Nach Angaben von Polizeisprecherin Ramona Hörst sind in diesem Zusammenhang seit dem 21. Dezember 2022 rund 400 Autos kontrolliert und knapp 500 Personen überprüft worden. „Die Aktion läuft immer noch weiter“, berichtet die Sprecherin des Präsidiums. Die Polizei wird allerdings auch nicht müde zu betonen, wie wichtig Hinweise von Zeugen sind, um Raubtaten zu verhindern. „Wenn Sie Verdächtiges beobachten – möglicherweise eine Person, die sich im Umfeld von potenziellen Tatorten nervös oder auffällig verhält – dann rufen Sie direkt die Notrufnummer 110 an“, appelliert Polizeipräsidentin Zurhausen an die Bürgerinnen und Bürger. „Wir sind für jeden Hinweis dankbar, auch wenn sich die scheinbar verdächtige Person als harmlos herausstellt.“
Im Visier der strategischen Fahndung sind vor allem reisende Straftäter
Im Visier der strategischen Fahndung sind vor allem reisende Straftäter, die alleine oder in Gruppen operieren, um Geschäftslokale zu überfallen. Auf der anderen Seite passieren im Kreis Recklinghausen aber auch jede Menge Straßenraube. Fälle, in denen vornehmlich abends oder nachts auf offener Straße, in Parks oder an Busbahnhöfen Passanten attackiert werden, um sie um Bargeld oder Handys zu bringen. Mehr als zehn dieser Straftaten, bei denen es mitunter auch zu Verletzungen bei den Opfern kommt, sind allein im Januar im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen begangen worden. Die Täter werden häufig nicht ermittelt.