Gladbeck. Tierhilfe „Recht auf Leben“ blickt auf ein bewegtes Jahr zurück. Neben der Versorgung der Streunerkatzen kam plötzlich noch eine Aufgabe hinzu.

Sie fallen kaum auf. Und wenn man doch einmal eine Katze auf einem Feld, an einem Hof oder in einem Garten erspäht, – wer kann schon sagen, ob es sich bei der Samtpfote um einen Freigänger oder tatsächlich um eine Streunerkatze handelt? Patrizia Wahl hat im Laufe der Jahre genau dafür einen Blick entwickelt. Gemeinsam mit einem kleinen, sehr engagierten Team kümmert sie sich nämlich genau um diese Streuner in Gladbeck.

Die Vorsitzende der Tierhilfe „Recht auf Leben“ blickt auf ein bewegtes Jahr mit vielen Einsätzen zurück. Denn, sagt Patrizia Wahl, die Zahl der wildlebenden Katzen ist im Laufe der Zeit nicht kleiner geworden. Ganz im Gegenteil. „Und es gibt auch zunehmend mehr Notfälle, um die wir uns kümmern müssen.“

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Die Tierhilfe hat an einigen Stellen in Gladbeck Futterstellen eingerichtet

Um die Population der Streunerkatzen in der Stadt im Blick behalten zu können, hat das Team der Tierhilfe an einigen Stellen im Stadtgebiet Futterstellen eingerichtet. „So haben wir die Tiere im Blick, können sie zählen und schauen, ob sie sich vermehren“, erklärt Patrizia Wahl. Katzenbabys fangen die ehrenamtlichen Tierschützer ein. Sie werden vermittelt. Kranke Katzen werden ebenfalls eingefangen und behandelt, die weiblichen Katzen sterilisiert. Dann geht es aber wieder zurück in die Freiheit. So versuchen die Helferinnen, die Population klein zu halten.

Sollte sich unter den eingesammelten Samtpfoten dann doch einmal bei genauerer Betrachtung eine Hauskatze mit „festem Wohnsitz“ befinden, dann wird die natürlich sofort wieder freigelassen, betont Wahl. „Aber in der Regel können wir das vermeiden, weil wir die Unterschiede kennen.“

Zugenommen hat auch die Zahl der tierischen Notfälle in Gladbeck

Es gibt natürlich auch in Gladbeck Menschen, die Katzen in ihrem Garten oder Hof füttern. „Und im Laufe der Zeit wundern sie sich dann, dass es immer mehr Tiere werden.“ Auch das ist ein Fall, um den sich dann die Tierhilfe kümmert.

Notleidenden Tiere zu helfen ist ein teurer Spaß. Deshalb haben die Mitglieder der Tierhilfe – vl. li. Stephanie Jacobs, Ina van der Linden mit einer Fressnapf-Mitarbeiterin, Patrizia Wahl und Julia Filzen – am Fressnapf an der Buerschen Straße in Gladbeck Waffeln für den Tierschutz verkauft.
Notleidenden Tiere zu helfen ist ein teurer Spaß. Deshalb haben die Mitglieder der Tierhilfe – vl. li. Stephanie Jacobs, Ina van der Linden mit einer Fressnapf-Mitarbeiterin, Patrizia Wahl und Julia Filzen – am Fressnapf an der Buerschen Straße in Gladbeck Waffeln für den Tierschutz verkauft. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Was ebenfalls sehr zugenommen hat, sagt die Vorsitzende der Tierhilfe, sind die Notfälle. Da geht es dann um Menschen, die ihre Tier nicht mehr ohne Hilfe halten können – oder auch die so genannten Tiersammler. „Erst vor kurzem haben wir 20 Katzen aus einer Wohnung geholt. Das war schlimm!“

Was Patrizia Wahl wichtig ist: „Wir sind nicht die bösen Tierschützer, die den Haltern einfach ihre geliebten Tiere wegnehmen. Ganz im Gegenteil.“ Die Mitglieder der Gladbecker Tierhilfe seien immer auch bemüht, den Menschen zu helfen, sie zu unterstützen, damit es nicht zu einer Trennung kommen muss. Natürlich gelingt das nicht immer.

Mit Beginn der Ukraine-Krieges kam dann noch eine Aufgabe auf die Tierhilfe zu

Vielleicht hat aber genau diese Bereitschaft zur umfassenden Hilfe die kleine Gruppe der Tierschützer dafür besonders prädestiniert, sich gleich zu Beginn des Ukraine-Krieges auch in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Viele der Menschen, die in den vergangenen Monaten vor dem russischen Angriffskrieg in ihrem Heimatland geflohen sind, brachten – und bringen – nämlich ihre Haustiere mit nach Deutschland. Die Hunde und Katzen einfach ihrem Schicksal zu überlassen, das brachten die meisten einfach nichts übers Herz. Doch in den Flüchtlingsunterkünften waren anfangs Tiere verboten…

Auf Spenden angewiesen

Die Versorgung der Streunerkatzen ist kostenintensiv. Die Tierhilfe „Recht auf Leben“ ist deshalb auf Spenden angewiesen. Wer die Tierschützer unterstützen möchte: Die Bankverbindung ist DE52 424500400074002502, Paypal: info@tierhilfe-ral.de.

Sachspenden wie Futter, Katzenaufzuchtmilch, Spielzeug, guterhaltene Kratzbäume etc. können gern nach telefonischer Terminabsprache im Büro der Tierhilfe an der Horster Straße abgegeben werden.

Unterstützt werden die Tierschützer unter anderem auch vom Fressnapf an der Buerschen Straße – dort fand vor kurzem auch ein Waffelverkauf statt – und vom Fressnapf an der Lockhofstraße in Gelsenkirchen.

Erreichbar ist die Tierhilfe per Mail an info@tierhilfe-ral.de, Whatsapp 0171-9456224, weitere Informationen www.tierhilfe-ral.de.

„Wir bekamen gleich zu Anfang der Fluchtbewegung einen Anruf der Landesaufnahmestelle, ob wir uns um Menschen aus der Ukraine und ihre Haustiere kümmern können“, berichtet Patrizia Wahl. Das sei an einem Wochenende gewesen – „und alles musste ganz schnell gehen!“. Die Gladbecker Tierhilfe nahm sich der neuen, unerwarteten Aufgabe an. Nun ging es darum, möglichst rasch Wohnungen für die Geflüchteten zu finden, in denen auch ihre Haustiere willkommen waren. In vielen Fällen ist das auch gelungen. Irgendwann habe sich die Lage dann wieder entspannt, sagt Wahl, unter anderem auch, weil es dann ja doch möglich war, Tiere mit in die Unterkünfte zu nehmen.

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Die Ehrenamtlichen der Tierhilfe „Recht auf Leben“ blicken auf jeden Fall auf ein ereignisreiches und spannendes Jahr zurück. Und können sich nun wieder ihrer eigentlichen Aufgabe widmen – der Hilfe für die Streunerkatzen in Gladbeck.