Gladbeck. Ein Zaun ohne Funktion. Ein Spielplatz, auf dem auch nachts gelärmt wird: Die Nachbarn von Gladbecks Problemhochhaus haben Fragen an die Stadt.
In den Wintermonaten wird es immer ein wenig ruhiger am Problemhochhaus Steinstraße 72 in Gladbeck. Ruhiger. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die unmittelbaren Nachbarn der Immobilie auch tatsächlich ihre Ruhe haben. Lärm, Müll, der aus Fenstern fliegt und in den Gängen liegt, Raser auf der Straße vorm Haus – das sind auch in der kalten Jahreszeit Dinge, die sich an der Steinstraße 72 zutragen.
Im jüngsten Sicherheitsausschuss war die Lage am und im Hochhaus dann auch erneut ein Thema. Die Einwohnerfragestunde zu Beginn der Sitzung nutzten einige Nachbarn des Problemhochhauses, um bestimmte Punkte anzusprechen und Antworten von der Verwaltung zu erhalten. Diese lieferte die Beigeordnete Linda Wagner.
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Am Zaun hinter dem Hochhaus Steinstraße ist schon ein Trampelpfad entstanden
Dabei ging es unter anderem auch um den Zaun, der vor einiger Zeit errichtet wurde. Er steht hinter dem Hochhaus im Bereich zwischen der Bohmertstraße und der Straße Am Heimannshof – um den als Grillplatz benutzten Bereich auf dem Außengelände des Hochhauses ein wenig von der Siedlung abzuschirmen. Da der Zaun aber wohl ein Stückchen zu kurz ist, so die Anwohner, sei die Problemlage nun genau so wie vor Errichtung der Begrenzung. Das kleine Wäldchen dahinter wird als öffentliche Toilette genutzt.
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Um den Zaun sei bereits ein Trampelpfad entstanden. Und da man nun die Lücke an einem Ende zum Durchgang nutze, sei das Geschehen sogar räumlich noch näher an die Siedlung herangerückt als vorher. Eine Erweiterung der abgezäunten Fläche, so die Antwort der Verwaltung, sei nicht beabsichtigt und war auch nie geplant. Man wolle sich die Situation vor Ort aber noch einmal anschauen.
Anwohner fragen auch nach der versprochenen Beleuchtung des Stichweges
Ebenfalls von den Nachbarn angefragt: Die wohl bereits seit längerem zugesagte Beleuchtung des Stichweges am Zaun. Die Arbeiten, hieß es in der Sitzung, sollen in den nächsten Wochen beginnen. Das notwendige Material, erklärte die Beigeordnete, sei bereits beschafft worden. Noch zu klären sei lediglich ein Problem bezüglich der Stromversorgung.
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Ebenfalls ein Dauerthema ist der öffentlich zugängliche Spielplatz, der zum Hochhaus gehört. Nach Ansicht der Anwohner muss die Fläche mit einem Hinweisschild versehen werden, auf dem unter anderem auch die Nutzungszeiten ausgewiesen sind. Im Sommer ist es wohl so, dass der Bereich bis spät in die Nacht eine große Lärmquelle darstellt.
Forderung nach einem Hinweisschild am Spielplatz
Die Stadt, seit kurzem ja ebenfalls Eigentümerin einer Wohnung in dem Hochhaus, sei mitverpflichtet, solche geltenden Regeln auch einzuhalten. Laut Antwort aus dem Rathaus handelt es sich allerdings „um einen zwar öffentlich zugänglichen, aber dennoch vom Rechtscharakter privaten Spielplatz“. Es liege somit im Ermessen des Spielplatzbetreibers, ein solches Schild aufzustellen. Man sei aber dennoch aktuell in Abstimmungsgesprächen mit der Hausverwaltung, „um eine Beschilderung zu realisieren“.
Werteverfall: Sehr in Sorge sind die Anwohner wegen ihrer Immobilien
Sachstandsbericht zum Hochhaus Steinstraße
Das Problemhochhaus Steinstraße 72 ist Thema in jedem Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr. Die Verwaltung gibt regelmäßig einen Sachstandsbericht über die Situation. So auch in der jüngsten Sitzung am Dienstag.
Demnach hat es an dem Hochhaus seit Ende November zwei Einsätze des KOD wegen Lärmbelästigung geben. In beiden Fällen war ein Bußgeld fällig. Vier Einsätze gab es, weil Müll aus Fenstern geworfen wurde. Zudem wurde die Stadt dreimal wegen abgemeldeter Fahrzeuge auf dem Gelände aktiv, hinzu kamen 20 Parkverstöße. Nach einer Umweltkontrolle war ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro fällig: Auf dem Parkplatz war aus einem Pkw Benzin abgelassen worden.
Der KOD, so die Beigeordnete Linda Wagner, führe täglich Kontrollen am Hochhaus durch, zudem seien auch die Präsenzzeiten vor Ort verlängert worden.
Was die Anwohner im direkten Umfeld des Hochhauses bereits lange mit großer Sorge erfüllt, ist der Werteverfall ihrer Immobilien. Schon im vergangenen Sommer hatten einige Nachbarn gegenüber der WAZ das Thema angesprochen. Der schlechte Ruf des Hochhauses habe nicht nur dazu geführt, dass niemand mehr die Gebäude im Umfeld kaufen wolle. Es sei zudem auch keine Bank mehr bereit, dafür die Finanzierung zu übernehmen. In der Einwohnersprechstunde wurde deshalb jetzt auch die Frage gestellt, wie die Stadt über den Werteverfall der Immobilien „und den damit im Zusammenhang stehenden Imageverlust“ des Stadtteils Butendorf denke.
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Antwort: „Dazu liegen der Stadt Gladbeck keine Informationen vor. Die Stadt Gladbeck wird jedoch alle in ihren Möglichkeiten liegenden Maßnahmen ergreifen, die Situation nachhaltig zu verbessern. Hierfür wurden auch bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen, über die fortlaufend im Ausschuss für Sicherheit berichtet wird.“