Gladbeck. Beim Neujahrsempfang der Stadt Gladbeck fordert Bürgermeisterin Weist die Bürger zu Zuversicht auf. Auch die Wirtschaft sendet positive Signale.

Trotz Corona-Pandemie, Energie-, Flüchtlings- und Klimakrise bleibt Bürgermeisterin Bettina Weist optimistisch und fordert die Stadtgesellschaft zum Jahresbeginn 2023 auf, den Herausforderungen der Zeit mit Zuversicht und Mut zu begegnen – und die Zukunft zu gestalten. „Wir sollten die Zukunft nicht dem Zufall überlassen, stattdessen Visionen entwickeln und die entscheidenden Hebel in die Hand nehmen, um den Raum der Möglichkeiten zu nutzen“, sagte das Stadtoberhaupt vor mehreren hundert Gästen beim Neujahrsempfang der Stadt Gladbeck am Freitagabend in der Stadthalle.

Selten sei der Druck zum Handeln so groß gewesen, so die Bürgermeisterin bei ihrer Ansprache vor Gästen aus der Gladbecker Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Sie zeigte sich aber überzeugt, „dass wir als Stadtgesellschaft gemeinsame Zukunftsvisionen entwickeln und unsere Handlungen jetzt auf eine nachhaltige Zukunft ausrichten können.“ Es sei wichtig, Stadtentwicklung und Stadtleben strategisch zu planen, Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen und Herausforderungen zu begegnen.

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Stadtoberhaupt schlägt eine „Gladbeck-Strategie“ für die Zukunft vor

Auch Glücksbringer in Form von Schornsteinfegern begleiteten Bürgermeisterin Bettina Weist (Mitte) und ihre Gäste beim Neujahrsempfang.
Auch Glücksbringer in Form von Schornsteinfegern begleiteten Bürgermeisterin Bettina Weist (Mitte) und ihre Gäste beim Neujahrsempfang. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Weist beschwor eine „Gladbeck-Strategie“: Richtschnur in die Zukunft müsse es sein, zum einen optimale Bedingungen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Wirtschaftsstruktur schaffen, auf der anderen Seite den sozialen Aspekt und das Zusammenleben in der Stadt im Blick zu behalten. „Wir möchten mit unserem neuen Zukunftsraum zum Vorbild werden für eine klimagerechte und klimaangepasste Stadtplanung.“

Die Bürgermeisterin nannte Beispiele für Wege Gladbecks in eine solche Zukunft: Ausbau der Erneuerbaren Energien, auch mit Blick auf die fortschreitende Wasserstoff-Kompetenz im Kreis, das Schließen von IT-Lücken im Stadtgebiet, die Förderung der Umstellung in den Unternehmen auf eine klimafreundliche Produktion hin zu einer „grünen Industrie“, auch die gezielte Unterstützung von Start-ups. Genauso wichtig sei es, in die Bereiche Bildung, Sport und Freizeit zu investieren, gute Wohnangebote und verbesserte Verkehrsanbindungen mit nachhaltiger Mobilität zu schaffen.

Bürgermeisterin Bettina Weist fordert eine endgültige Regelung bei den Altschulden

Sternsinger aus Rentfort sangen beim Neujahrsempfang in der Stadthalle.
Sternsinger aus Rentfort sangen beim Neujahrsempfang in der Stadthalle. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Mahnende Worte richtete die Bürgermeisterin in Richtung Berlin und Düsseldorf: „Um unsere Stadt, unsere Zukunft zu gestalten, brauchen wir dringend eine auskömmliche Finanzausstattung“, beschwor Weist unter dem Applaus der Gäste einen „wirklichen Schuldenschnitt und eine gerechte Verteilung der Lasten zwischen Stadt, Land und Bund“ bei der Bewältigung der drückenden Altschulden. „Darauf warten und warten und warten wir Kommunen seit Jahren und keine Landes- und auch keine Bundesregierung, egal unter welcher Federführung, ist dabei ihrer Verantwortung gerecht geworden“, setzte das Stadtoberhaupt kritisch nach.

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Auch Ulrich Marl, der Vorsitzende des Vereins der Gladbecker Wirtschaft (VGW), gab sich trotz krisenhafter Zeiten optimistisch. „Wir haben aus den vielen Krisen gelernt, sind inzwischen gut aufgestellt und können gut mit den Herausforderungen umgehen“, sagte der Werkleiter des Industriebetriebs Lenord&Bauer in der Stadthalle. Auch angesichts der enormen Kostensteigerungen infolge des Ukrainekrieges habe sich die örtliche Wirtschaft robust gezeigt, viele Einsparpotenziale gefunden. Marl: „Ich bin überzeugt, die große Pleitewelle ist bislang ausgeblieben und es wird auch so bleiben.“ Auch weiteren Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Auswirkungen der Klimakrise würden die Betriebe meistern. „Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft“, sagte der Wirtschaftsvertreter.

Regionalverband will Ruhrgbeit zur grünsten Metropole der Welt machen

Die Gäste des Neujahrsempfangs der Stadt führten nach dem offiziellen Programm zahlreiche Gespräche.
Die Gäste des Neujahrsempfangs der Stadt führten nach dem offiziellen Programm zahlreiche Gespräche. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Nina Frense, die Beigeordnete für Umwelt und grüne Infrastruktur beim Regionalverband Ruhrgebiet (RVR), malte bei ihrem Gastvortrag ein ebenso optimistisches Bild: „Wir haben Lust auf Zukunft.“ Das Revier sei auf dem Weg zu einer klimaneutralen Region und zur grünsten Groß-Metropole der Welt, so Frense, einst Ordnungs- und Kulturdezernentin in der Stadt. Der urbane Raum Ruhrgebiet stünde vor ökonomischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen, biete aber durch seine Großräumigkeit und dezentrale Siedlungsstruktur mit hohen Grünanteilen ein „unglaubliches Potenzial“ zur zukunftsfähigen Umgestaltung.

Mit viel Begeisterung warb die RVR-Dezernentin für die eingestielten Projekte Internationale Gartenausstellung (IGA) ‘27, das Projekt Haldenlandschaft und „klimaneutrale Metropole 2045“, die auch Gladbeck Vorteile brächten. Frense: „Diese nachhaltigen Impulse für eine grüne Infrastruktur passen gut in die Zeit.“

Nachhaltige Chancen nutzen

Bürgermeisterin Weist kündigte beim Neujahrsempfang im Zusammenhang mit ökonomisch-nachhaltigen Initiativen an, in der Innenstadt einen neuen, „grünen“ Lieferservice zu etablieren. Geplant sei, Waren per E-Bike anzuliefern.

Als Beitrag zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft in der ehemaligen Bergbaustadt Gladbeck sieht Weist die Entwicklung des ehemaligen Geländes der RAG-Logistiktochter RBH in Schultendorf zu einem Kreativquartier und die Nutzung der derzeitigen Steinhalden an der B 224 als Potenzialflächen beim Ausbau der Bundesstraße zur A 52.

Weist: „Wir ergreifen damit die Chance, die Narben des Bergbaus zu heilen und ein Stück Zukunft zu schaffen.“ Auch die künftige A-52-Tunneldecke werde enorme Möglichkeiten bieten.