Gladbeck. In den ersten Monatstagen fiel in Gladbeck schon soviel Regen, wie sonst im ganzen Januar. Was Landwirte, Förster und die Wasserwirtschaft sagen.

Trotz anhaltenden Regenwetters und einer Regenmenge, die in Gladbeck schon Mitte Januar das Monatssoll erreicht hat, sind örtliche Experten keineswegs beunruhigt. Im Gegenteil: Nach Meinung der Landwirte, des Forstwesens und der Abwasserwirtschaft könne es ruhig noch weiter regnen. Die Defizite der zurückliegenden Dürresommer seien noch keineswegs ausgeglichen – und Probleme bereiten die gefallenen Wassermengen bislang auch nicht, obwohl sie durchaus ordentlich sind.

Laut Emschergenossenschaft sind bisher in Gladbeck seit dem 1. Januar an den drei örtlichen Messstellen (Rentfort-Nord, Nattbach und Hahnenbach) 65,3, 79,2 und 65,9 Liter Regen pro Quadratmeter Grund gefallen (Daten bis 12. Januar). Damit sei der langjährige Mittelwert (1891 bis 2020) für Gladbeck von 69,0 Liter pro Quadratmeter im Durchschnitt der drei Stationen bereits vor der Monatsmitte erreicht gewesen, so Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft.

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Das Jahr 2022 war auch in Gladbeck das sechste Jahr in Folge zu trocken

Bislang habe es an jedem der Januartage geregnet – es fielen Regenmengen zwischen 0,1 und 14,3 Liter. Der regenreichste Tag war der vergangene Donnerstag mit Regenmengen an den genannten Messstationen von 11,1, 14,3 und 13,2 Litern. Der aktuelle Niederschlag helfe, so Abawi, die Grundwasserreserven wieder aufzufüllen. Denn das vergangene Jahr 2022 sei das sechste Jahr in Folge zu trocken gewesen – es fiel mit 659 Litern pro Quadratmeter (gemessen an einer privaten Messstelle in Butendorf) rund 30 Prozent weniger Regen, als es im Durchschnitt eines Jahres normal gewesen wäre.

„Es kann ruhig noch weiter regnen“, sagt auch der für die Wälder in Gladbeck zuständige Regionalförster Markus Herber. „Der Wald kann das Wasser gut gebrauchen.“ Der Grundwasserspiegel, der in den Dürresommern gelitten habe, sei noch längst nicht wieder gesättigt. Zu vermuten sei, dass es nach wie vor trockene Bodenschichten in den Waldböden gebe. Herber: „Es erscheint im Moment so, als stünde Landschaft unter Wasser, auch die Bachläufe sind gut gesättigt, aber das ist nur eine Momentaufnahme.“

Für die Gladbecker Teiche bedeutet der viele Regen eine Frischzellenkur

Die Brillenteiche am Wittringer Schloss freuen sich über den reichlichen Wasserzufluss durch den vielen Regen.
Die Brillenteiche am Wittringer Schloss freuen sich über den reichlichen Wasserzufluss durch den vielen Regen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Auch Ingenieursamtsleiter Frank Restemeyer, zuständig für die örtliche (Ab-)Wasserbewältigung, regnet’s längst nicht zu viel. Der Regen sei zwar unangenehm, aber das Gute sei, dass er bislang nicht in Massen, sondern kontinuierlich herunter gekommen sei. „Das tut dem städtischen Abwassernetz nicht weh.“ Bewährt habe sich auch der unterirdische Rückstaukanal unterhalb der Marathonbahn, der das aus Stadtmitte aufgefangene Oberflächenwasser portioniert an den Wittringer Mühlenbach abgebe. Gut seien die Regenmengen im übrigen für die Parkanlagen, aber insbesondere auch für die Teiche, etwa in Wittringen. „Da wird gerade das Wasser einmal ausgetauscht, das ist für die Tiere im und am Wasser gut.“

Auch Gladbecks Landwirte sind des Regens noch längst nicht überdrüssig. „Der Regen ist hervorragend, kommt nicht sintflutartig, sondern schön gleichmäßig runter – der ist Gold wert“, sagt Bernd Im Winkel, Landwirt in Rentfort und Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins. Die Böden saugten den Regen immer noch wie ein Schwamm auf. „Es fehlt noch jede Menge, von mir aus kann es so bis Mitte Februar weitergehen.“ Der Boden sei noch längst nicht gesättigt.

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Sein Kollege Michael Overgünne, Landwirt an der Konrad-Adenauer-Allee, sieht das genauso: Der Regen belaste nicht, im Gegenteil, „da werden die Speicher im Boden, vor allem die tieferen Schichten, mal wieder aufgefüllt.“ Bislang stehe auch kaum mal Wasser auf den Äckern, die Böden seien durch Wintergetreide und Zwischenfrüchte gut durchwurzelt und nähmen auch oberflächig das Wasser gut auf. Und auch die bäuerliche Arbeit auf den Feldern sei nicht behindert, da man erst ab März mit den Traktoren auf die Äcker müsse. „Derzeit herrscht Vegetationsruhe.“