Gladbeck. Das Innovationszentrum Wiesenbusch (IWG) in Gladbeck steht vor einem Neuanfang. Die neue Führung will vermehrt auf die Gründerszene zugehen.

Im Innovationszentrum Wiesenbusch (IWG) in Gladbeck-Rentfort brechen neue Zeiten an: Mit Amtsantritt des neuen Geschäftsführers Stefan Hackmann (seit September) will das Haus, das 2020 bereits 25 Jahre alt geworden ist, zurück zu seinen Wurzeln und wieder mehr jungen Firmen dabei helfen, am Markt Fuß zu fassen. „Das Innovationszentrum hat ein Riesenpotenzial, wir sollten die ursprüngliche Idee beleben und dabei auch neue Akzente setzen“, sagte der IWG-Chef im Wirtschaftsförderungsausschuss.

Nichts anderes als einen „Re-Start“ hat sich Stefan Hackmann für das Innovationszentrum vorgenommen. „Das Haus muss wegkommen von der reinen Vermietung von Flächen und sich wieder hinorientieren zu seiner eigentlichen Aufgabe, neuen Firmen eine Startmöglichkeit zu geben“, erläutert der 59-jährige Betriebswirt, der vor seinem Wechsel nach Gladbeck seit 30 Jahren in Führungspositionen in der Wirtschaft tätig war. Das Innovationszentrum sei eine Wirtschaftsförderungsmaßnahme und kein Renditeobjekt, so Hackmann im WAZ-Gespräch.

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Der neue Chef des Innovationszentrums in Gladbeck kommt aus Essen

Stefan Hackmann ist der neue Geschäftsführer des Innovationszentrums Wiesenbusch in Gladbeck. Bürgermeisterin Bettina Weist hieß den Essener in Gladbeck für seine neue Aufgabe willkommen.
Stefan Hackmann ist der neue Geschäftsführer des Innovationszentrums Wiesenbusch in Gladbeck. Bürgermeisterin Bettina Weist hieß den Essener in Gladbeck für seine neue Aufgabe willkommen. © Stadt Gladbeck

Der Essener Wirtschaftsfachmann will nun nach einer „Analysephase“, in der er sich mit dem Gebäudekomplex und der Vermarktungssituation vertraut gemacht hat, schnell in die Offensive gehen und dabei auch neue Wege beschreiten, um das Innovationszentrum „dahin zu bringen, wofür es gedacht ist“: Drittmittel, auch Fördermittel einwerben, um das IWG in Rentfort technisch auf den neuesten Stand zu bringen, und anschließend Netzwerke nutzen, um das IWG stärker als bisher am Markt für Start-ups zu platzieren. Auch eine Sponsoren- und Stipendiensuche speziell und gezielt für Start-ups, eine „Finanzierung aus dritter Hand“, sieht er als Aufgabe des IWG.

Bürgermeisterin Bettina Weist, Aufsichtsratvorsitzende des IWG (88 Prozent der Anteile gehören der Stadt, zwölf Prozent dem Verein der Gladbecker Wirtschaft), liegt die Neuausrichtung des IWG am Herzen. Weist, die den neuen IWG-Hausherrn kürzlich im Rathaus begrüßte, sagte, das Innovationszentrum solle unter Hackmanns Führung den Fokus wieder stärker ausrichten auf die Förderung von Innovationen und die Stärkung junger Unternehmen aus der Gründerszene, so Weist.

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Das Innovationszentrum ist mit 50 Firmen zu 97 Prozent ausgelastet

Der neue Mann an der IWG-Spitze erläuterte im Ausschuss, dass die wirtschaftliche Situation am Wiesenbusch gar nicht die schlechteste sei: Das Haus sei zu über 97 Prozent ausgelastet, 50 Firmen mit zusammen gut 250 Mitarbeitern seien unter dem Dach des IWG zu finden. Es herrsche ein System des gegenseitigen Helfens und Unterstützens, das für Jung-Unternehmer in der Phase des Gründens enorm wichtig sei.

60 Prozent der Unternehmen seien der „gebäudenahen Technologie“ zuzurechnen, so Hackmann, „das ist die Kernfunktion, die DNA des Wiesenbusch“. Allerdings könnte die Fluktuation der Unternehmen im IWG größer sein. Die Verweildauer junger Unternehmen liege um Durchschnitt bei 3,5 Jahren, manche Firmen seien schon seit mehreren Jahren am Wiesenbusch heimisch.

Neuer IWG-Chef plädiert für Revitalisierung des Innovationszentrums in Gladbeck

Das Innovationszentrum Wiesenbusch ist zu mehr als 97 Prozent ausgelastet, will aber künftig mehr Start-ups anlocken.
Das Innovationszentrum Wiesenbusch ist zu mehr als 97 Prozent ausgelastet, will aber künftig mehr Start-ups anlocken. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Zur Revitalisierung des Innovationszentrums, das grundsätzlich einen repräsentativen Eindruck mache und nach wie vor attraktiv sei, gehöre, so Hackmann, insbesondere eine Erneuerung der technischen Ausstattung. „Die ist zum Teil nicht mehr innovativ.“ Leider sei die ursprüngliche Wärmepumpe des Hauses, seinerzeit eine der größten Europas, zwischenzeitlich durch eine Gasanlage ersetzt worden. Eine Rückbesinnung auf die Wärmepumpentechnik, aber auch auf die Nutzung von Wasserstoff, seien sinnvoll. Auch die Solaranlage des Wiesenbusches könnte – erneuert – das Dreifache an Energie auf der gleichen Fläche liefern. Ebenso könnten die Solarthermie und die Kälteanlage modernisiert werden. Fast fertig sei die Umrüstung der Beleuchtung auf LED-Technik.

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Hackmann hält eine von der Politik ins Spiel gebrachte mögliche Ausweitung des IWG – auch wegen beengter Flächenverhältnisse – für keine kurzfristige Strategiemöglichkeit. „Wir sollten uns technisch erneuern und offensiv alle Kanäle nutzen, um möglichst schon 2023 neue Start-ups für den Wiesenbusch zu gewinnen.“ Das Innovationszentrum habe „viel Potenzial und könne auf ein Rieseneinzugsgebiet“ zurückgreifen.

Nachfolger für Lothar Romberg

Stefan Hackmann löste Lothar Romberg an der Spitze des Innovationszentrums Wiesenbusch ab. Romberg, ehemaliger Kämmereileiter der Stadt und in dieser Funktion viele Jahre parallel Prokurist im IWG, leitete das IWG seit 2018 kommissarisch. Ende Oktober schied der 71-Jährige nun aus der IWG-Geschäftsführung aus. Neuer Prokurist im IWG und Verbindungsmann zur Stadt ist der derzeitige Kämmereileiter Sebastian Mai.

Das Innovationszentrum Wiesenbusch hat eine Fläche von 10.500 Quadratmetern, 6500 davon sind vermietbar – als Büroräume, Werkstätten und Produktionsflächen. Das IWG bietet darüber hinaus – von allen Mietern nutzbar – Konferenz- und Tagungsräume an. Auch das Foyer mit 500 Quadratmetern sei für Veranstaltungen für bis zu 300 Personen nutzbar, heißt es.