Gladbeck. Landwirt Michael Overgünne weitet seinen Betrieb aus. Es entsteht ein größerer Kuhstall, der Milchvieh- und Masttierbestand wird aufgestockt.
Auf dem Hof Overgünne an der Konrad-Adenauer-Allee bestimmen derzeit Bauarbeiter das Bild: Landwirt Michael Overgünne hat damit begonnen, seinen Hof auszuweiten. Im Mittelpunkt der Arbeiten steht die Vergrößerung des Kuhstalls, der um deutliche 1350 Quadratmeter wächst. Der immense Aushub für den darunter liegenden Güllekeller – immerhin 5500 Kubikmeter Erdreich, aufbewahrt als 33 Meter langer Erdwall – fällt Hofbesuchern sofort ins Auge. Im Herbst soll der Rohbau stehen.
Herzstück der Betriebsausweitung werden zwei Melkroboter sein, die in dem neuen Kuhstall (Neubau plus Altbau) künftig das Melken der Milchkühe übernehmen werden. „Ursprung dieser Idee ist, als Landwirt Zeit zu gewinnen, die der Familie zu Gute kommt“, erzählt der 33-jährige Familienvater von den Überlegungen, die zu der Investitions-Entscheidung geführt haben. Bislang hat Overgünne quasi einen Rund-um-die-Uhr-Job, an die 100 Arbeitsstunden in der Woche. Jeweils rund zwei Stunden dauert zweimal am Tag allein das Melken der 100 Kühe – frühmorgens und am Abend, 365 Tage im Jahr.
Ein Melkroboter ist für maximal 65 Milchkühe ausgelegt
Das werden bei Overgünne (vormals Hof Ostrop) – voraussichtlich ab kommenden Frühjahr, wenn der neue Kuhstall voll funktionsfähig ist – die Roboter tun. „Die Technik ist ausgereift“, ist Overgünne überzeugt, der bereits 2013 seinen Hof leicht ausgeweitet hatte. Ein Melkroboter ist für das Melken von 60 bis 65 Kühen ausgelegt. Daher werden auf dem Hof zwei Roboter gebraucht – was eine geringe Aufstockung der Viehbestands von 100 auf 135 Milchkühe mit sich bringt, um die Anlagen optimal auszunutzen.
Der Melkroboter sei für die Kuh durchaus von Vorteil, weil sie rund um die Uhr selbst entscheiden könne, wann sie zum Melken geht, erläutert Overgünne. „Sie muss nicht mehr zu den Stoßzeiten vor dem Melkstand warten.“ Ein Roboterarm fährt vollautomatisch unter das Euter, reinigt es, setzt selbst das Melkgeschirr an und melkt die Kuh leer. Gelockt wird die Kuh in den Melkstand durch ein besonders leckeres Futter (Melasse). Nach dem Melken kann sie frei wählen, ob sie nach draußen auf die Weide gehen oder doch lieber im Kuhstall bleiben will.
Der neue Kuhstall bietet den Tieren mehr Platz
„Wir wollen die Tiere künftig mehr nach draußen bringen, das ist unsere Hofphilosophie“, so der junge Landwirt. Aber auch drinnen wird der neue Kuhstall den Kühen mehr Platz bieten: Lauffläche, Liegeboxen und Strohbereich. 120 Milchkühe haben in dem Stall Platz, plus rund 15, die immer „trocken“ stehen, also für einige Zeit keine Milch geben, sowie ein Teil des Jungviehs. Außerdem wird der Stall Masttieren Platz bieten – geplant sind 80. Overgünne baut die Zucht gerade auf, bislang sind es 40 Tiere.
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Der Bauer hat durch den Melkroboter mehr Zeit, aber auch eine neue Aufgabe: Er müsse mit Hilfe des Computers die Kühe und den Melkvorgang überwachen. „Bei jedem Tier wird registriert, wann es zum Melken geht und wieviel Milch es gibt.“ Die Überwachung helfe, die Tiere besser zu betreuen und auf Unregelmäßigkeiten schnell zu reagieren, so der Landwirt.
Hof Overgünne wird künftig 3600 Liter Milch am Tag produzieren
Automatisiert wird auch die Weiterverwertung der Milch: Vom Melkroboter wird die Milch – in der Regel künftig 3600 Liter am Tag – in ein Hochsilo gepumpt, das noch gebaut wird und bis zu 15.000 Liter fassen wird. Dort wird die Milch auf 4 Grad hinunter gekühlt und alle drei Tage von der Molkerei eigenständig abgeholt.
Der neue Kuhstall werde sich, so Overgünne, gut ans Landschaftsbild anpassen. Ein Großteil der ausgehobenen Erde werde am Ende noch rund ums Gebäude eingeebnet. Da das Gelände leicht ansteigt, werde der Stall optisch weniger groß aussehen als er ist. Nichts zu sehen sein wird vom Güllekeller, der statt der Lagerkapazität von sechs Monaten künftig Raum für zwölf Monate Aufbewahrung bietet.
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Fünf Elektromixer halten die Gülle automatisch und ständig fließfähig. Overgünne: „Gülle ist der wertvollste Dünger in der Landwirtschaft, durch die hohe Lagerkapazität können wir sie optimal zu den besten Bedingungen ausbringen.“ Der Landwirt weist darauf hin, dass das alles behördlich kontrolliert werde. „Wir müssen alles in einer Nährstoffbilanz für die Äcker belegen und nachweisen.“