Gladbeck. Emschergenossenschaft wertet Langzeit-Statistik aus: Der diesjährige Juli ist in Gladbeck in der Top 10 der trockensten Monate seit 130 Jahren.

In den Gewässern der Gebiete von Emschergenossenschaft sowie Lippeverband, und damit auch in Gladbeck, ist es das sechste Jahr in Folge zu trocken. Seit 130 Jahren zeichnen die Dachorganisationen für die Gebiete entlang der beiden Flüsse die monatlichen Niederschläge auf. Fünf Messstellen gibt es an der Emscher, sechs an der Lippe. Auf diesen Datenschatz können die Wasserwirtschaftsverbände zurückgreifen, um Niederschlagsmengen zu vergleichen und Entwicklungen zu analysieren. 2022 ist das sechste Wasserwirtschaftsjahr in Folge, das zu trocken ist. Der Juli 2022 schaffte es sogar im Vergleich in die Top 10 der trockensten Monate.

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Konkret erreichte der Juli 2022 im Gebiet der Emschergenossenschaft den achten Platz der trockensten Monate im Vergleich aller Juli-Monate seit 130 Jahren. Im Durchschnitt fallen seit Beginn der Aufzeichnung im Juli 83 Millimeter Niederschlag. Doch 2022 waren es lediglich 32 Millimeter und damit weniger als die Hälfte des langjährigen Durchschnitts. Im Gebiet des Lippeverbandes schaffte es der Juli sogar auf Platz sechs der trockensten Juli-Monate im 130-jährigen Vergleich. Der Durchschnittswert liegt bei 81 Millimeter, tatsächlich gefallen sind 36.

Der negative Trend des Wasserwirtschaftsjahres setzt sich fort

Der Wittringer Mühlenbach in Gladbeck wurde renaturiert und schlängelt sich nun wieder durch die Landschaft. Bei geringem Niederschlag fällt das Gewässer trocken.
Der Wittringer Mühlenbach in Gladbeck wurde renaturiert und schlängelt sich nun wieder durch die Landschaft. Bei geringem Niederschlag fällt das Gewässer trocken. © Michael Korn

Damit setzt sich der Trend des bisherigen Wasserwirtschaftsjahres fort. Zwar lag die Menge der Niederschläge im April im Durchschnitt und der Februar war sogar besonders nass, aber insgesamt ist es viel zu trocken. Im Bereich des Emschereinzugsgebiets fielen bis einschließlich Juli 456 Millimeter – der Durchschnittswert seit Beginn der Aufzeichnung liegt bei 591 Millimeter. Auch an der Lippe ist das Jahr zu trocken: 422 Millimeter fielen, 564 sind der Durchschnitt.

Starkregen und das daraus resultierende Hochwasser prägten die Wahrnehmung der Öffentlichkeit zur Wetterlage des vergangenen Jahres. Doch der langjährige Vergleich zeigt: Auch 2021 war insgesamt zu trocken. Als besonders trockene Jahre stachen bisher 2018 und 2019 heraus. Wie schlägt sich das aktuelle Jahr dazu im Vergleich? Bisher ist das Wasserwirtschaftsjahr 2022 sogar noch trockener als 2018 und 2019. Doch Niederschläge im Vormonat sorgten dafür, dass die Pegelstände der Gewässer noch nicht die Tiefstände der trockenen Vorjahre erreicht haben. Mit Blick auf die Fließgewässer sind einige Nebenläufe bereits trockengefallen.

Niedrigwasser und Trockenheit nehmen zu, die Gewässer verändern sich

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Doch das müsse laut Emschergenossenschaft nicht unbedingt außergewöhnlich und schädlich sein. Denn einige kleine Gewässer würden jeden Sommer trocken fallen, sodass Tier- und Pflanzenwelt dort perfekt auf diese wechselhaften Bedingungen eingestellt seien. Doch generell müsse davon ausgegangen werden, „dass Niedrigwasser und Trockenheit zunehmen und sich die Gewässer dadurch verändern können“, sagt die Genossenschaft. Besonders widerstandsfähig gegen das Trockenfallen und vor allem mit einer guten Chance für eine schnelle neue Stabilisierung von Fauna und Flora seien übrigens naturnahe Bäche mit Totholz, Beschattung durch Sträucher und Bäume am Ufer sowie Restwasserflächen.

Auch Teile der Boye sind auf Gladbecker Gebiet verlegt und renaturiert worden.
Auch Teile der Boye sind auf Gladbecker Gebiet verlegt und renaturiert worden. © Emschergenossenschaft | Rupert Oberhäuser

Mit zahlreichen bereits abgeschlossenen und noch geplanten Renaturierungsprojekten entlang beider Flüsse bemühen sich Emschergenossenschaft und Lippeverband die Widerstandsfähigkeit der Gewässer gegen die Folgen des Klimawandels zu erhöhen.