Gladbeck. Die Natur in Gladbeck leidet unter Hitze und Dürre. Kleine Regenfälle können die fatalen Folgen der anhaltenden Trockenheit nicht ausgleichen.
Der bislang unterm Strich geringe Niederschlag hat große Auswirkungen auf die Natur in Gladbeck. Besonders Bäume leiden unter dem fehlenden Regen und der anhaltenden Trockenheit. In den Teichen kann das Sauerstoff-Milieu bei niedrigem Wasserstand schnell umschlagen, so dass dort lebende Fische bedroht sind. Experten schildern die aktuelle Situation im Stadtgebiet.
Lesen Sie auch:
- Geschäftszahlen. Stadtsparkasse Gladbeck bleibt weiter auf Wachstumskurs
- Schottergarten. Gladbeckerin beschwert sich: Nur Beton, wo ist das Grün?
- Corona.Extraschichten: Rettungsdienst im Kreis hat Personalsorgen
- IGA 2027.Neue Gladbecker Haldenwelt soll Besucher überraschen
Über die Dürre-Lage haben jetzt die Umweltdezernenten der Kreise und kreisfreien Städte im Regierungsbezirk Münster beraten. Ergebnis der Krisensitzung ist, dass aus den Oberflächengewässern (Flüsse, Bäche, Teiche) kein Wasser mehr entnommen werden soll, um die Flora und Fauna zu schützen. Die Kreise Borken und Warendorfhaben bereits ein Verbot erlassen. Im Kreis Recklinghausen bleibt es beim Appell, „da hiesige Landwirte Oberflächengewässer nicht in dem Maße zur Bewässerung ihrer Felder nutzen wie etwa Landwirte im Münsterland“, so Kreishaus-Pressesprecherin Lena Heimers. Auch ein Verbot der Grundwasserentnahme für Bürger sei kein Thema, denn „das Grundwasser-Niveau im Kreis Recklinghausen ist unkritisch“.
Der Wasserspiegel der Gewässer in Gladbeck ist durch die Trockenheit gesunken
Die Pressesprecherin merkt aber an, dass in den vergangenen Monaten im Vergleich zu Durchschnittsjahren oft deutlich weniger als die Hälfte der Niederschlagsmenge gefallen sei. Im Ergebnis seien die oberen Bodenschichten im Kreis staubtrocken, was der Natur stark zu schaffen mache. Das weiß auch Frank Restemeyer, der als Chef des Gladbecker Ingenieuramtes auch für die Gewässer und das Stadtgrün in der Stadt zuständig ist. Er sagt: „Der Wasserspiegel der Gewässer in Gladbeck ist durch die Trockenheit gesunken, die Situation ist bislang aber nicht kritisch.“
Die sieben künstlich angelegten Teiche im Gladbecker Stadtgebiet verfügen über keinen ständigen Frischwasserzufluss etwa aus konstanter fließendem Grundwasser. Bleiben Regenfälle aus, fallen die zuführenden Bäche trocken und transportieren kein neues Wasser in die Teiche etwa am Ehrenmal-, Schloss- oder Quälingsteich. Fällt der Wasserspiegel, dann werden bei den mit 50 Zentimetern bis zu 1,80 Metern tiefen und somit eher flachen Teichen in Gladbeck auch Bodensedimente freigelegt, die stark stinken können. „Da es zwischen den Hitzephasen dieses Jahr immer wieder Niederschläge gegeben hat, wurden den Teichen aber immer wieder Wasser zugeführt, so dass hier unterm Strich noch alles in Ordnung ist“, informiert Restemeyer. Dazu habe er vergangene Wochen noch Analysen des Chemikers erhalten, der im Auftrag der Stadt monatlich den Gewässerzustand untersucht. Die Wasserqualität, etwa der Sauerstoffgehalt, sei demnach auch für die Fischpopulation ausreichend.
Die Wasserlinse breitet sich unerwünscht auf der Teichoberfläche aus
Den bei Niedrigwasser müffelnden Sedimente, sprich der Verschlammung der Teiche, könne durch ein Abbaggern entgegengewirkt werden. Eine Maßnahme, die aber einerseits auch einen erheblichen Eingriff in die damit auch entfernte Teichvegetation bedeute, so Abteilungsleiter Stadtgrün Jens Möller. Und andererseits einen tiefen Griff in das klamme Gladbecker Stadtsäckel, in so erheblicher Weise, dass angesichts der angespannten Haushaltslage eine solche Maßnahme nicht finanzierbar sei. Denn für das Ausbaggern eines Teiches und die thermische Entsorgung des Faulschlammes müsse jeweils mit Kosten von einer Million Euro gerechnet werden.
Um die sauerstoffproduzierenden Pflanzen auf dem Teichgrund zu entlasten, konnte aber bereits ein Mähboot eingesetzt werden. Denn durch sinkende Pegel, Sonneneinstrahlung und Nährstoffkonzentration bilden sich Pflanzen an der Teichoberfläche, die unerwünscht sind - etwa die Wasserlinse, die sich zügig flächendeckend ausbreitet. „Da das Sonnenlicht so nicht in die Tiefe dringt, kann keine Photosynthese der Unterwasserpflanzen stattfinden, die vom Absterben bedroht sind“, erklärt Ralf Sonnenberg, Leiter der Grünflächenunterhaltung beim Zentralen Betriebshof, der mit seinem Team als zuständige Praktiker um die Erhaltung der Gladbecker Natur kämpft.
Der Klimawandel hat deutliche Auswirkungen für die Gladbecker Natur
Sonneneinstrahlung, Hitze und Trockenheit könnten für Gewässer eine fatale Folgewirkung haben, „die innerhalb von nur 24 Stunden dazu führen kann, dass das sensible Ökosystem und der Sauerstoffgehalt kippen und die Fische tot an der Oberfläche schwimmen“. Die in den vier Gladbecker Angelvereinen und in der Teichgemeinschaft Aktiven seien hierzu ein gutes Frühwarnsystem, da sie die Pflanzen und Zeigerfische kontinuierlich im Blick hätten. Am Ehrenmalteich, dessen Wasserfontäne neben gestalterischen Zwecken auch den Sauerstoffeintrag unterstütze, werde auf Bitte der Angler jetzt auch eine mobile Belüftungsanlage eingesetzt.
„Der Klimawandel und die im Mittel steigenden Temperaturen wirken sich ohne Frage auch deutlich in der Gladbecker Natur aus“, unterstreicht Ralf Sonnenberg. Der öffentliche Baumbestand leide derzeit im besonderem Maße an der Trockenheit. Gerade junge Bäume bräuchten jetzt ausreichend Wasser, um zu überleben und nicht einzugehen.
Die Bewässerungsteams des ZBG konzentrieren sich auf Jungbäume
Das ZBG habe so auf diese einen besonderen Fokus und konzentriere die jetzt nötigen Bewässerungsbemühungen auf die Jungpflanzungen. Rund 1500 Jungbäume sind in der Wässerungspflege „und allein zehn Kolleginnen und Kollegen nur in diesem Bereich eingesetzt, die für die übrige Grünpflege wegfallen. Und wenn sie einmal mit dem Bewässern durch sind, können sie wieder von vorne anfangen“.
+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++
Neben den jungen Bäumen erfolge nur die Bewässerung von wenigen repräsentativen Grünanlagen im Stadtgebiet, etwa am Jovyplatz, so der ZBG-Experte weiter. Die insgesamt 11.000, teils mächtigen Straßenbäume des Altbestandes mit Wasser zu versorgen, das könne nicht geleistet werden. Gleiches gelte freilich für den Wittringer Wald, mit fatalen Folgen.
Bürger können den leidenden Straßenbäumen jetzt mit Wasserspenden helfen
„Die Bäume dort stehen wie in einem großen flachen Blumentopf, da ab etwa 60-80 Zentimetern eine Mergelschicht im Boden folgt, „die die Wurzeln der Bäume kaum durchdringen können“. Das sei vor allem für die großen alten Buchen ein Problem, die in dem schnell austrocknenden Boden dem wenigen überhaupt in die Tiefe absackenden Wasser nicht hinterherkämen. Viele, auch Straßenbäume, seien so bereits lebensbedrohend geschädigt und in ihrer Widerstandskraft geschwächt, was wiederum Pilzen oder Insekten ihr schädliches Werk erleichtere.
Das ZBG wie das Forstamt bemühen sich so, bei Neupflanzungen klimaresilientere Baumarten einzusetzen. Jeder Gladbecker könne jetzt gerne dazu beitragen, die schatten- und sauerstoffspendenden öffentlichen Bäume in ihrer Wohnnähe während der Sommer-Trockenheit zu unterstützen, bittet Ralf Sonnenberg, „indem ihnen Wasser gespendet wird“.