Gladbeck. Nutrias breiten sich in NRW immer mehr aus. Auch in Gladbeck gibt es den Nager. Ein Experte erklärt, warum die Biberratte eine Gefahr darstellt.

Ihre Heimat ist eigentlich Südamerika. Doch auch in NRW fühlen sich Nutrias mittlerweile äußerst wohl, breiten sich dementsprechend immer mehr aus. Das macht anderen Tierarten schwer zu schaffen. In Gladbeck sind die Nager, auch Biberratten genannt, schon seit langem zu finden, sagt Gerd Tersluisen vom Hegering. Doch anders als in anderen Regionen in Deutschland bereiten die plumpen Pflanzenfresser hier nicht ganz so große Probleme. Gejagt werden müssen sie aber auch hier.

Nutrias bevorzugen langsam fließende Bäche als Lebensraum. Davon gibt es einige in Gladbeck. Doch auch an den Teichen in Wittringen und im Nordpark sind die Tiere bereits gesehen worden. Dass sich der südamerikanische Nager überhaupt in Deutschland derartig verbreiten konnte, erklärt Tersluisen, habe man den Aktivitäten der Tierbefreierbewegung zu verdanken. „In den 1970er-Jahren sind überall Pelztiere aus Zuchtstationen geholt und laufengelassen worden. So auch die Nutria.“ Seitdem seien die Tiere überall in Deutschland zu finden.

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Klimawandel hat bewirkt, dass die Nutria-Population auch in Gladbeck größer geworden ist

Dass sich ihre Population in den vergangenen Jahren so vergrößert hat, habe man dem Klimawandel zu verdanken. „Nutrias kommen mit Kälte überhaupt nicht gut klar, viele sind in unseren kalten Wintern immer gestorben.“

Doch den letzten „richtigen Winter“ habe man vor drei Jahren erlebt, seitdem herrschen auch zu dieser Jahreszeit eher mildere Temperaturen vor – was zu größeren Beständen bei den Nutrias geführt habe, die sich übrigens das ganze Jahr über vermehren können. „Gesehen habe ich in Gladbeck die erste Nutria schon vor über 20 Jahren. Aber damals haben die wenigen Tiere eben noch nicht die großen Probleme bereitet“, erklärt Gerd Tersluisen. Wie alle sogenannten invasiven Tierarten stellen auch Nutrias eine Gefahr für einheimische Tierarten dar, deren natürlichen Lebensräume sie zerstören.

Gerd Tersluisen hat auch schon eine Nutria-Schilfburg am Nordparkteich gesehen

Tersluisen nennt ein Beispiel: Nutrias buddeln große Löcher, um sich im Winter zu schützen. Der Jäger hat aber auch schon beobachtet, dass ein solcher Nager am Nordparkteich eine Schilfburg gebaut hat. „Durch die Gärung der Pflanzen entstehen wärmende Gase, das hilft im Winter.“ Das Schilf ist aber auch Lebensraum für andere Tierarten, die so verdrängt werden und in Not geraten.

Eine weitere Gefahr geht von den Buddel-Arbeiten der Nager aus, wenn auch nicht unbedingt in Gladbeck. Am Rhein aber, erklärt Experte Tersluisen, können die Tiere mit ihren großen Löchern gravierende Schäden anrichten. Nämlich wenn sie mit den großen Löchern, die sie graben, den Untergrund der Deiche und Dämme am Fluss aushöhlen und instabil machen. Bei Hochwasser kann es so zur Katastrophe kommen. „Und am Rhein sieht man Nutrias wirklich zahlreich an den Ufern liegen“, sagt Tersluisen.

Gejagt werden Nutrias mit Lebendfallen

Wie hoch die Population in Gladbeck tatsächlich ist, kann der Fachmann vom Hegering gar nicht genau sagen. Er schätzt, dass es sich so um die 20 Tiere handeln könnte. Gejagt werden Nutrias übrigens mit Lebendfallen. Diese Fallenjagd, so Tersluisen, ist ausschließlich ausgebildeten Jägern erlaubt. Die gefangenen Tiere werden aus den Fallen genommen und dann getötet. „Die Felle geben die Jäger an einen Betrieb weiter, der sie verarbeitet und dann verkauft.“ Solche Fallen, betont er, kommen natürlich nicht an den Teichen im Nordpark und in Wittringen zum Einsatz, sondern ausschließlich außerhalb der Parks an Bachläufen.

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„Nutrias gehören mit ihren gelben Zähnen und dem plumpen Aussehen nicht unbedingt zu den Tieren, die Menschen besonders niedlich finden“, sagt Gerd Tersluisen. Dennoch komme es immer wieder vor, dass diese Nager von Leuten gefüttert werden – auch in Gladbeck. Der Experte bezeichnet das als absolut falsch verstandene Tierliebe: „Das führt nämlich nur dazu, dass sich die Tiere extrem vermehren und dann getötet werden müssen.“