Gladbeck. Die Stadt Gladbeck hilft dem Einzelhandel – und freut sich über das hippe Angebot eines Möbel-Upcyclers. Neues gibt’s auch in Sachen Zuckertüte.

Ernüchternd, gleichzeitig aber auch durchaus optimistisch – so fällt das Fazit der städtischen Wirtschaftsförderung zur Entwicklung der Gladbecker Innenstadt aus. Ja, es gebe Leerstände in der City, aber mit Hilfe der Verwaltung sei etwa die Hälfte der ungenutzten Ladenlokale, die es seit 2021 gegeben habe, wieder vermietet worden, erfuhr der Wirtschaftsförderungs- und Bauausschuss. Ein Erfolg sei die Ansiedlung eines Möbel-Upcyclers, gute Nachrichten gebe es auch in Sachen Gastronomie im ehemaligen Niessing-Möbelhaus.

29 Ladenlokale seien in der Innenstadt seit 2021 mindestens einmal unvermietet gewesen, berichtete Peter Breßer-Barnebeck, Leiter des Wirtschaftsförderungsamtes, dem Ausschuss. Mit Hilfe und finanzieller Unterstützung der Stadt aus dem „Sofortprogramm Vermeidung Leerstände“ konnten aber 22 Geschäftsflächen wieder vermietet werden, zwei weitere nur durch eine Kontaktvermittlung und sieben weitere Ladenlokale auch ohne Hilfe der Stadt. Eine „gute halbe Million Euro“, so der Amtsleiter, fließen bis Ende 2023 aus dem Sofortprogramm in diese Hilfen zur Neuvermietung. Wobei die Stadt nur dann unterstütze, so Breßer-Barnebeck, wenn der Vermieter bei der Neuvermietung höchsten 70 Prozent der letzten Miete verlange.

Silke Müller hat sich in Gladbeck selbstständig gemacht und bietet eine Möbelaufbereitung der bunten Art an

So sei es auch zu der „total interessanten Geschäftsidee“ des Möbel-Upcyclings in einem ehemaligen Friseursalon an der Rentfort Straße gekommen: „Farbkleckserei“ nennt Silke Müller ihren Laden, den sie mit Hilfe der Stadt eröffnet habe und in dem sie alte, oft massive Möbel aus „Großmutters Zeiten“ aufbereitet und verschönert. Breßer-Barnebeck: „Ein interessantes, komplett neues Angebot in der Gladbecker Innenstadt.“ Bislang gebe es landesweit noch nicht viele dieser Geschäfte. Silke Müller hat sich damit in Gladbeck selbstständig gemacht und bietet eine Möbelaufbereitung der bunten Art an – „eine märchenhafte Verwandlung alter Möbel“, wie sie auf Instagram schreibt.

Neues vermeldete Breßer-Barnebeck auch in Sachen „Zuckertüte“ an der Lambertistraße – dem „süßen Angebot“ in der City, das mit Hilfe der Wirtschaftsförderung Ende 2021 starten konnte, aber seit geraumer Zeit geschlossen hat – aus persönlichen Gründen der Gründerin, nicht aus wirtschaftlichen, wie Breßer-Barnebeck im Ausschuss betonte. „Hier ist es nun aber zu einer Nachfolgeregelung gekommen“, so der Amtsleiter. Noch vor Weihnachten wolle der Nachfolger mit dem gleichen Angebot im unveränderten Ladenlokal wieder eröffnen.

Das ehemalige Möbelhaus Niessing in Gladbeck – ins Erdgeschoss soll eine Gastronomie einziehen.
Das ehemalige Möbelhaus Niessing in Gladbeck – ins Erdgeschoss soll eine Gastronomie einziehen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ehemaliges Möbelhaus Niessing: Investor mit drei Großgastronomien in Gesprächen

Als „gut“ bezeichnete Breßer-Barnebeck die Chancen, dass es tatsächlich im ehemaligen Möbelhaus Niessing, das bald umgebaut wird, zu einer „attraktiven gastronomischen Lösung“ im Erdgeschoss kommen werde. Immerhin sei der Investor mit drei Großgastronomien in Gesprächen, weiß der Amtsleiter. Ein Großgastronom soll die Hälfte der Erdgeschossfläche für sein Angebot nutzen. Breßer-Barnebeck mit Blick auf zwei Gastronomie-Angebote, die in Kürze im gegenüber liegenden Glückauf-Center eröffnen: „Mehr Gastronomie rund um den Markt stellt keine schwierige Situation dar, im Gegenteil, die Angebote befruchten sich gegenseitig.“ Für die andere Hälfte der Erdgeschossfläche seien eine weitere kleine Gastronomie sowie eine Arztpraxis im Gespräch.

Übrigens kann die Stadt nun auch auf Geld aus dem Landesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte“ zurückgreifen: 500.000 Euro, mit denen sie bis Ende 2025 ein Innenstadtkonzept entwickeln will, „um Visionen für die Innenstadt“ auf die Beine zu stellen. Parallel werde ein Citymanagement geplant, das den heimischen Handel unterstützen soll.

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Ein weitere Maßnahme zur Aufwertung der Innenstadt: Die Stadt habe einen „Facility-Manager Innenstadt“ installiert – eine Art Kümmerer für die Geschäftswelt in der City in Sachen Sicherheit und Sauberkeit, wie Breßer-Barnebeck erläuterte. Der „Mann für alle Fälle“ ist angedockt im Ingenieursamt und soll mithelfen, die Infrastruktur der Innenstadt zu erhalten – „und bei Bedarf kurzfristig zu handeln“, so der Amtsleiter. Damit werde auch das Sicherheitsempfinden der Menschen gestärkt, „da schlecht gepflegte öffentliche Räume meist auch Unsicherheit vermitteln.“