Gladbeck. Die Werner-von-Siemens-Realschule und die Wittringer Grundschule brauchen mehr Platz. Die Stadt Gladbeck präsentiert eine nachhaltige Lösung.

Seit Jahren nutzt die Werner-von-Siemens-Realschule Gladbeck in der benachbarten Wittringer Schule Klassenräume, die der Grundschule bei ihrer eigenen Kapazitätsausweitung und der Schülerversorgung im Offenen Ganztag fehlen. Jetzt hat die Stadtverwaltung eine Lösung: Die Werner-von-Siemens-Realschule erhält einen neuen Schulanbau, der erstmals nicht in konventioneller Bauweise errichtet wird und auch von der Wittringer Schule zum Teil mitgenutzt werden soll.

Baubeginn soll schon im kommenden Sommer sein, bezogen werden sollen die neuen Räumlichkeiten voraussichtlich zwei Jahre später, zum Schuljahr 2025/26. Rund 1800 Quadratmeter neue Schulraumflächen entstehen in dem dreigeschossigen Neubau. Die Stadt lässt sich das Projekt mehr als 12,4 Millionen Euro komplett aus eigenen Mitteln kosten – „trotz schwieriger Zeiten“, so Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer am Donnerstagabend vor dem Wirtschaftsförderungs- und Bauausschuss. „Ein ambitioniertes Vorhaben und eine ambitionierte Investition.“

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Der Schulneubau in Gladbeck entsteht in nachhaltiger Holzrahmenbauweise

Die Werner-von-Siemens-Realschule (oben links) wird um einen Neubau erweitert, dessen Mensa auch die Wittringer Schule (unten, rotes Dach) mitnutzen wird. Die rot schraffierte Fläche zeigt ungefähr den Standort des geplantes Gebäudes.
Die Werner-von-Siemens-Realschule (oben links) wird um einen Neubau erweitert, dessen Mensa auch die Wittringer Schule (unten, rotes Dach) mitnutzen wird. Die rot schraffierte Fläche zeigt ungefähr den Standort des geplantes Gebäudes. © Unbekannt | Foto: Hans BLOSSEY/Grafik: Anna StaiS

Architekt Heiko Pihl, Chef des Dortmunder Architekturbüros „p+ Architekten“ stellte dem Ausschuss die im Auftrag der Stadt erstellten Erweiterungspläne im Bereich zwischen Kortestraße und Bottroper Straße vor – und überraschte die Politik mit dem Entwurf, das neue Schulhaus, das an den Nordteil an die Werner-von-Siemens-Realschule angedockt wird, ökologisch nachhaltig in Holzrahmenbauweise inklusive einer Holzfassade zu bauen. Diese Baumethode sei zwar derzeit noch teurer als konventionelle Bauweisen, erfuhr der Ausschuss, sei aber zukunftsweisend und vorzeigbar. „Das Gebäude wird zum allergrößten Teil aus nachwachsenden Rohstoffen gebaut.“ Widerspruch aus der Politik angesichts höherer Kosten gab es nicht.

Einzig die Treppenhäuser müssten in dem Neubau, so der Architekt, aus „brandschutzrelevanten Vorgaben“ aus Stahlbeton bestehen. Die Holzbauweise sei aber nicht das einzige ökologisch Vorzeigbare: Das Flachdach werde, so Pihl, als sogenanntes „Retentions-Gründach“ gebaut, das Regenwasser wie ein Schwamm aufsauge, länger zurückhalten könne und so mithelfe, bei Starkregen die Kanalisation zu entlasten. Außerdem finden auf dem begrünten Dach eine Lüftungsanlage mit Wärme-Rückgewinnung und eine Photovoltaik-Anlage ihre Plätze.

Neue Mensa in der Siemens-Realschule nutzen auch Kinder der Wittringer Schule

In dem dreigeschossigen neuen Schulhaus entsteht im Erdgeschoss eine Mensa für 150 Schüler, die auch als Versammlungs- und Aufenthaltsraum vorgesehen ist. Die Mensa, zu der Küche, Lager, Garderobe und WC-Bereiche gehören, soll gleichzeitig von der Werner-von-Siemens-Realschule als auch von der Wittringer Grundschule für ihren Offenen Ganztag genutzt werden.

In den beiden Obergeschossen sind fast identische Raumkonzeptionen vorgesehen: Je vier Klassenräume und je ein Raum als „Lernlandschaft“, dazu im 1. Obergeschoss ein Betreuungszimmer, im 2. dafür ein Buchlager und ein kleiner Mehrzweckraum. Architekt Pihl wies darauf hin, dass es sich um „konventionelle Raumaufteilungen“ handele, durch „flexible Wände“ aber auch andere Lösungen umsetzbar wären. Parallel stattfindende Umbauarbeiten auf der Nordseite des Werner-von-Siemens-Realschule würden zudem Platz schaffen für ein vergrößertes Lehrerzimmer und weitere kleinere Tagungs- und Nutzräume.

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Erfreut zur Kenntnis nahm der Ausschuss, dass durch die nun gefundene, ans Realschulgebäude angedockte Neubaulösung eine Realisierung des Projektes genau zwischen den beiden Schulkomplexen entfällt und damit der alte Platanen-Baumbestand erhalten bleibt. Im Zuge des Neubaus werden nicht nur die zwei Pavillons am Nordrand der Realschule abgebaut, sondern auch die alten Pavillons der Grundschule verschwinden, die ohnehin nicht mehr in Betrieb seien, hieß es. Dadurch erhielten die Schulen Pausenflächen zurück, die durch den Neubau dezimiert würden.