Gladbeck. Der Baustart des Fernwärme-Projektes von Uniper in Gladbeck hat sich verzögert. Das sind die Gründe – und so sieht der neue Zeitplan aus.
Das Fernwärme-Großprojektin Gladbeck steht kurz vor dem Start. Die Uniper baut ihr Leitungsnetz im Stadtnorden aus, mit einem Potenzial von 12,5 Megawatt, so dass rund 1000 Wohneinheiten mit Fernwärme für die Heizungsanlagen versorgt werden können. Die Vermarktung läuft bereits seit einiger Zeit. „Die öl- und gasunabhängige Heizmöglichkeit hat durch den Ukrainekrieg und die Energiekrise zusätzlichen Schwung bekommen“, sagt Vertriebsleiter Udo Berg.
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Konkret wird das Leitungsnetz über 2,7 Kilometer ausgebaut, um nicht nur „normale“ Wohnhäuser in Rentfort-Nord an die Fernwärme anschließen zu können. Das Elisabeth-Brune-Seniorenzentrum wie auch die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule sind wichtige Ankerkunden des Projektes. Die erste Baustelle sollte eigentlich schon im Juni dieses Jahres eingerichtet werden. „Durch den Ukrainekrieg, die Energiekrise und Inflation müssten wir das Projekt für die öffentliche EU-weite Ausschreibung neu kalkulieren“, informiert Projektleiter Jan Reimann. Die Vergabe sei dann Ende September an das belgische Unternehmen Denys erfolgt. Der Tiefbau-Spezialisten mit Hauptsitz in Gent ist beispielsweise auch am (Teil-)Bau der Baltic-Pipe-Gasleitung in Dänemark beteiligt.
Auf dem Sportplatz neben der Gesamtschule entsteht der „Kommandostand“
Erste sichtbare Tätigkeit des Großvorhabens wird die Einrichtung des „Kommandostands“ auf dem Sportplatz an der Berliner Straße Mitte Dezember sein. „Die Stadt stellt Teile des Areals während der Bauzeit zur Verfügung, damit dort Baucontainer aufgestellt und Lagerfläche für Material genutzt werden kann“, informiert Baurat Volker Kreuzer beim Vor-Ort-Termin. Erste Rodungsarbeiten waren zu Jahresanfang im Grünbereich des Rad-Fußweges an der Gonheide erfolgt. Zudem wurden im Frühjahr drei Bombenverdachtspunkte im geplanten Trassenverlauf überprüft. An der Gonheide wurde dann bei einer Suchschachtung eine alte Fliegerbombe entdeckt. Der schon zerborstene Blindgänger konnte am 9. Mai problemlos geborgen und abtransportiert werden.
Experten beantworten Fragen
Die Versorgung des Stadtteils Rentfort-Nord mit Fernwärme wurde erstmals im Jahre 2016 angedacht. Im Rahmen des „InnovationCity Rollout Rentfort-Nord“ trafen sich immer wieder die Akteure des Stadtteils und der Stadt Gladbeck. An den sogenannten „Projekttischen“ entwickelten die Teilnehmer die Idee Stück für Stück weiter. Die Immobilienbesitzer Norten und Hölter lassen ihre Mehrfamilienhäuser etwa an das Fernwärmenetz anschließen.
Fernwärme bezeichnet die Nutzung überschüssiger Abwärme, die für Rentfort-Nord vom Kraftwerk Scholven kommt. Ein erster Kraftwerksblock befindet sich derzeit in der Umrüstung von Kohle auf Erdgas. Auch grüner Wasserstoff soll zukünftig für die Wärmeerzeugung eingesetzt werden. Die Wärme gelangt als heißes Wasser über ein Versorgungsnetz zu den Häusern. Im Haus sorgt dann eine Kompaktstation dafür, dass das Gebäude beheizt und mit warmem Wasser versorgt wird.
Ob sich ein Wohnhaus für die Fernwärmeversorgung eignet, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Nähe des Gebäudes zur Fernwärmeleitung. Bei größerem Interesse von Anwohnern sind auch weitere Erschließungen von Nebenstraßen möglich. Die Investitionskosten für den Hausanschluss trägt der Immobilienbesitzer. Bei einem 8- bis 10-Parteien-Haus ist mit rund 15.000 Euro zu rechnen.
Fragen zu den Anschlussmöglichkeiten eines Wohnhauses an die Fernwärme, den zu erwartenden Kosten und zu etwaigen Fördermöglichkeiten (im Rahmen einer Sanierung) beantworten die Uniper-Fachleute von der Abteilung Vertrieb: Udo Berg (udo.berg@uniper.energy) oder Markus Winkelmann (markus.winkelmann@uniper.energy) unter 0209 601 80 35.
Die ersten Tiefbauarbeiten im Wohngebiet Rentfort-Nord sollen am 23. Januar an der Schwechater Straße Ecke Berliner Straße starten. „Etwa zeitgleich wird die Fernwärmeleitung an der Talstraße in Schultendorf im Bereich der dort schon existierenden Rohrbrücke am ehemaligen RBH-Gelände über die Bahngleise geführt“, so Reimann. An der Talstraße kommt die Trasse an der vorhandene Verteilerstation vom Wärmespender an, dem Uniper-Kraftwerk in Scholven. Die Leitung ist hier noch gut zu sehen, bevor sie nach kurzem Hakenschlag über die Gleise zum Garagenhof an der Tauschlagstraße im Boden verschwindet (geplante Bauzeit bis Ende März 2023). Sie läuft dann im ausgekofferten Straßenbereich unterirdisch entlang der Woorthstraße (Bauzeit Ende März bis Mitte Mai 2023) bis zur Gonheide (Sommerferien 2023).
Die neuen Fernwärmeleitungen werden nahezu komplett im Boden verlegt
In Rentfort-Nord verläuft die Fernwärmetrasse vom Startpunkt (Berliner Straße) entlang der kompletten Schwechater- bis zur Marc-en-Baroeul-Straße (Bauzeit Ende Januar bis Mitte April 2023). Im weiteren Bauplan folgt die nördliche Trassenführung im Boden vom Anschlusspunkt Gonheide der kompletten Enfieldstraße (Bauzeit Mitte April bis Ende Juli 2023), dann die Berliner Straße hinab (Ende Juni bis Mitte September 2023) bis zur Karl-Arnold-Straße, um hier nach rechts zum Elisabeth-Brune-Seniorenzentrum als dem Endpunkt der Tiefbauarbeiten abzubiegen (Mitte August bis Anfang September 2023).
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Im Herbst soll die neue Fernwärmetrasse fertig sein und vor der Freigabe in den Probebetrieb gehen. Die Uniper geht von einer Gesamtinvestition von 16 bis 17 Millionen Euro aus. Während der Bauphase ist mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen. „Wir gehen bei der Verlegung der Fernwärmeleitung abschnittsweise vor und versuchen die Behinderungen auf ein notwendiges Mindestmaß zu beschränken“, so Projektleiter Jan Reimann. „Wir bitte um das Verständnis der Bürger und werden frühzeitig auch auf unserer Projekthomepage auf etwaige Sperrungen hinweisen, damit die Anwohner entsprechend planen können.“