Essen-Heisingen. Der Essener Baldeneysee ist für viele Nutrias bereits ein Zuhause. Wieso sie eine Gefahr sein können und was bereits gegen sie unternommen wird.
Für viele Nutrias ist der Essener Baldeneysee ein Zuhause geworden. Nachdem sie früher in Deutschland zur Pelzzucht gehalten wurden, lebt die Biberratte heute in der freien Natur. Besonders während der Morgen- und Abenddämmerung hat schon mancher die Tiere am und im Baldeneysee gesehen, etwa vom Heisinger oder auch Kupferdreher Ufer aus. Dabei sei die Biberratte zwar süß, könne jedoch zu einer Gefahr für die Natur und den Menschen werden, warnen Experten.
[Hier können Sie kostenlos unseren Newsletter mit Nachrichten aus Essen abonnieren]
Eine direkte Gefahr bestehe für den Menschen allerdings nicht, sagt Martin Maschka, Gründer der Natur- und Wildnisschule Ruhrgebiet. Er warne dennoch davor, Nutrias nicht zu nah zu kommen, da die Tiere dadurch zutraulicher würden. Der Experte gibt Tipps, wie man sich verhalten sollte, wenn man eine Nutria sieht.
Ungewohntes Klima - Biberratte friert im Winter
Die Biberratte, die ursprünglich aus einer tropischen Region in Südamerika stamme, kenne aus ihrer Heimat keine Winterereignisse, wie sie in Deutschland herrschen. Da es den Tieren im Winter zu kalt sei, komme es vor, dass der Nutria der Schwanz und die Fingerkuppen abfrieren, erklärt Maschka.
Für den Naturführer stelle sich dadurch eine ethische Frage: „Wenn das Tier hier nicht hingehört und unter unbekannten Bedingungen lebt, leidet es dann?“ Im Sommer könne die Biberratte zwar gut am Baldeneysee überleben, der Winter sei jedoch eine Qual für die Tiere, sagt Maschka.
Nutria bedroht den Hochwasserschutz in Essen
Seit der Flut im vergangenen Jahr ist der Hochwasserschutz wieder mehr in den Vordergrund gerückt. Dieser könne durch die Biberratte erschwert werden. Die Nutria buddelt Löcher im Uferbereich. Diese seien aber nicht tief, sagt Maschka. Bei einem Hochwasserereignis könne dadurch das Ufer weggeschwemmt und Wasser unter die Staudämme fließen, sodass diese gefährdet seien. Dies sei eine Bedrohung für die umliegenden Gebiete.
Jäger sind informiert - Nutria-Population müsse dezimiert werden
Die Nutrias-Population nehme laut Maschka überhand. Auch der Ruhrverband habe mitgeteilt, dass die Nutrias-Population verringert werden müsse. In den Gebieten sollen Schilder aufgestellt werden, die auf das Fütter-Verbot hinweisen sollen. Ein Beispiel dafür ist der Kemnader See. Darauf ist auch zu lesen, dass die Tiere Krankheiten wie Salmonellen herbeiführen können.
In Jagdgebieten gehörten Nutrias aber auch zum sogenannten jagdbaren Wild, erklärt Maschka. Er halte dies für sinnvoll. „Die Populationsdichte mag höher sein, als wir es zunächst angenommen haben“, erklärt der Naturführer. Die Nutrias werden von den Jägern aber sinnvoll verwertet, betont der Gründer der Wildnisschule. Das Fleisch der Nutria sei ein teures Wildfleisch: „In anderen Bundesländern wird das Nutria-Fleisch für rund 80 Euro das Kilo angeboten.“
Nutrias dürfen nicht gezähmt werden
Maschka sei kein Fall bekannt, in dem eine Nutria einen Menschen angegriffen hat. Dennoch sei Vorsicht geboten. Rund um den Baldeneysee füttern Menschen die Nutrias immer wieder. Dies mache die Tiere zum einen zutraulicher und sie vermehrten sich schneller, zum anderen können sie beispielsweise durch das Füttern von Brot krank werden.
Der Naturführer unterstützt daher die Meinung des Ruhrverbandes. Da das Füttern oft auf den Wegen passiert, können die Tiere dann zudem eine Gefahr für Radfahrer, Sportler oder Spaziergänger werden. Außerdem sollten Nutrias nicht gestreichelt oder berührt werden. Maschka warnt: „Die Tiere dürfen nicht zahm gemacht werden.“