Gladbeck. An der Werner-von-Siemens-Realschule steht Bildung für nachhaltige Entwicklung im Fokus. Sie wurde dafür als „Schule der Zukunft“ ausgezeichnet.
Stolz halten die Schülerinnen und Schüler um Lehrer Hy Lam das Banner „Schule der Zukunft“ in Richtung Kamera. Ihre Werner-von-Siemens-Realschule hat sich erfolgreich für das Landesprogramm beworben und ist jetzt zertifiziert. Damit ist ein Startschuss gesetzt, denn die Realschule an der Kortestraße in Gladbeck verpflichtet sich mit dem Qualitätssiegel, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zum Bestandteil des gesamten Unterrichts und der Schulentwicklung zu machen. Angesichts der Klima- und Energiekrise bekomme das einen besonderen Stellenwert, sagt Rektor Daniel Kroll. Der aber auch einen weiteren wichtigen Schwerpunkt setzen möchte.
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Denn das BNE-Konzept solle alle Beteiligten zu einem zukunftsfähigen Handeln und Denken befähigen und auch dazu, die Auswirkungen des eigenen Agierens für zukünftige Generationen zu reflektieren. Dies beinhalte neben Umweltaspekten auch, „dass das Demokratieverständnis der Schülerinnen und Schüler gestärkt wird“, um besser gegen Verschwörungstheorien, radikale Politik und antidemokratischen Populismus gewappnet zu sein.
Die Wasser AG der Realschule beschäftigt sich mit nachhaltigem Handeln
Wie schwierig es ist, viele Meinungen unter einen Hut zu kriegen und Regeln festzulegen, damit ein Staatsgebilde funktioniert, haben einige Realschülerinnen schon selbst erfahren. „In der Projektwoche haben wir das Planspiel ,Bananenrepublik’ gemacht“, erzählt Mara (11). Mit der Aufgabe, selbst einen Staat zu organisieren. Der Name war schnell gefunden „Maskanien“ (in Anlehnung an den Coronaschutz). Kniffeliger sei es dann gewesen, allgemeingültige Regeln für das Zusammenleben festzulegen. Als wichtig erachtet wurde, „dass alle Menschen gleich behandelt werden sollen, und jeder seine Meinung sagen kann“, so Mara. Und dass dafür die beste Staatsform die Demokratie sei.
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Sich mit diesen Werten konkreter zu befassen, sagt Lehrer Hy Lam, die nicht in allen Länder der Welt gegeben seien, schaffe auch ein Bewusstsein, diese mehr zu schätzen. Das gelte auch für die scheinbar so selbstverständlich vorhandene Ressource Wasser, die hier sofort beim Dreh am Hahn sauber fließt.
Der Erdkunde-Lehrer war auch verantwortlicher Motor für die Bewerbung als Schule der Zukunft. Seine Wasser AG beschäftigt sich intensiv mit dem Lebensquell und nachhaltigem Handeln. Sie habe es erstaunt, wie wenig Trinkwasser es auf der Erde gibt, sagt Lilos (12). Denn eine Weltraumaufnahme zeige die Erde zwar als blauen, wasserreichen Planeten, von dem aber 97 Prozent nicht genießbares Salzwasser sei. Dass Wasser in anderen Teilen der Welt ein knappes Gut ist, das im heißen Sommer sparsam für Menschen und Tiere verwendet wird, weiß Liloz von Besuchen ihrer kurdischen Familie in Vorderasien.
Die Schule sieht sich den Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN verpflichtet
Asaad (15) und Zenedin (13) haben sich mit einer menschengemachten Umweltkatastrophe beschäftigt: Der Austrocknung des Aralsees, der Anfang der 1960er Jahre als viertgrößter Binnensee der Erde noch fast die Fläche Bayerns umfasste, und besonders in den vergangenen 20 Jahren auf nur noch kleine Reste geschrumpft ist. Den Hauptzuflüssen des Sees wurden große Wassermengen für künstliche Bewässerung entnommen. „Es ist erschreckend, dass so ein Riesensee so schrumpfen kann. Viele Menschen, die dort gelebt haben, verloren ihre Lebensgrundlage und mussten ihre Heimat verlassen“, berichtet Asaad.
„Die Schule der Zukunft sieht sich auch den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung verpflichtet, die die Vereinten Nationen in ihrer Agenda 2030 festgelegt haben“, erklärt Hy Lam. Diese ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz des Planeten, dem sich Deutschland und Gladbeck angeschlossen haben. Dass nachhaltiges Umdenken im Kleinen beginnt und Wirkung zeigen kann, ist an der neuen Schule der Zukunft an der Kortestraße schon festzustellen. „Ich achte jetzt mehr darauf, Wasser zu sparen“, erzählt Melissa (13). „Früher habe ich beim Zähneputzen den Hahn einfach offen gelassen, jetzt drehe ich zwischendurch das Wasser ab.“