Gladbeck. Die Gladbecker Museumsleiterin Susanne Peters-Schildgen steckt voller Ideen. Eine neue Schau und eine Aufgabe für das Waldwisent gehören dazu.

Als Dr. Susanne Peters-Schildgen zu Mai-Beginn von ihrem Posten in Ratingen, wo das Oberschlesische Landesmuseum unter ihrer Führung stand, nach Gladbeck wechselte, kam sie mit einem sprichwörtlichen Koffer voller Ideen. Bei ihrer Vorstellung blieb die neue Herrin im Wittringer Haus, angesprochen auf ihre Pläne, noch zurückhaltend. Logisch, muss sich die 59-Jährige doch erst einmal an ihrer Wirkungsstätte einarbeiten. Aber jetzt verrät die Museumsleiterin, wohin schon einmal in den kommenden Monaten die Reise gehen soll. „Schimmernde Schönheiten“ werden bald in das historische Gebäude einziehen. Und ein ganz spezielles Wesen könnte zukünftig für das Museum Gladbeck werben.

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Zunächst einmal zurück auf Anfang. Und da legte Susanne Peters-Schildgen geradezu einen Blitzstart hin. Sie erzählt: „Meine erste Amtsaufgabe ist gewesen, mein Team kennenzulernen und so viele Menschen wie möglich. Meine allererste Veranstaltung war dann am 7. Mai: der dritte Frühlingsabend.“ Ihr Vorgänger Alexander Borchard, der auf den Chefsessel des städtischen Kulturbüros umzog, habe diesen Termin vorbereitet, aber es gab eben doch noch einiges zu tun – sei es die Organisation des Ablaufs, sei es die Bestuhlung.

Die Gladbecker Museumsleiterin: „Wir wollen Themen, die ziehen und den Besuchern Spaß machen“

Apropos Alexander Borchard. Seine Nachfolgerin sagt: „Er hat mir von Anfang an mit Rat und Tat zur Seite gestanden, mir geholfen, mich hier einzufinden. Wir haben vieles gemeinschaftlich gemacht, damit ich in die Strukturen komme.“ Dabei stelle auch das Museumsteam – „Wir sind zu sechst, ohne mich zwei Frauen und drei Männer“ – eine große Hilfe dar. „Ich stamme ja nicht aus Gladbeck, muss also erst lernen, wie Verwaltung und Strukturen hier funktionieren“, meint das „Herner Kind“, wie sich die neue Museumsleiterin selbst nennt.

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Dabei vergleicht Peters-Schildgen ihren vorherigen Arbeitsplatz mit dem aktuellen. „Das Oberschlesische Landesmuseum war mit 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche deutlich größer als das Museum in Wittringen. Hier sind es etwa 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche“, erklärt die Herrin im Gebäude an der Burgstraße. Entsprechend größer war das Team in Ratingen: 15 Leute.

Ein Besuch im Museum Wittringen ist gebührenfrei.
Ein Besuch im Museum Wittringen ist gebührenfrei. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Was eine wichtige Rolle spiele: „Wie es der Name schon sagt, haben wir in Gladbeck ein städtisches Museum, hinter dem ein großer Apparat steckt.“ IT-Stelle, Kulturamt, Kommunikation, Jugendkunstschule und viele mehr könne sie zwecks Zusammenarbeit kontaktieren. Beim Oberschlesischen Landesmuseum handelt es sich hingegen um eine institutionelle Stätte, die zu einer Stiftung gehöre und vom Land gefördert werde – die Arbeit sehe dort anders als in Gladbeck aus.

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Zu den ersten Handgriffen, die Peters-Schildgen in Gladbeck erledigte, gehörte eine neue Anordnung „der Migrationsausstellung, die ich in zwei Teile gesplittet habe“. Am Museumstag kurz nach ihrer Amtseinführung war die Chefin als Unterstützung, wie sie sagt, ebenfalls schon mit von der Partie. Sie, die sich selbst „sehr kommunikativ“ nennt, setzt sich auch mal an die Kasse, spricht Publikum im Haus an. Was erwarten Gäste vom Gladbecker Museum, was gefällt ihnen?

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Denn das steht für die Expertin im Mittelpunkt ihrer Arbeit: „Wir wollen Themen, die ziehen und den Besuchern Spaß machen.“ Das muss nicht immer die Bergbauabteilung sein, ein Publikumsmagnet im Museum. Da geht noch mehr, so erhofft sich die 59-Jährige von der Schau, die voraussichtlich am 18. Oktober eröffnet wird und bis Ende April 2023 laufen soll, eine positive Resonanz. „Wir planen eine Ausstellung mit Messingobjekten des Jugendstils und aus dem Art Deco“, kündigt Peters-Schildgen an. Unter dem Titel „Schimmernde Schönheiten“ werden kunstgewerbliche Exponate zu sehen sein: ganze Tee-Sets samt Tablett, Vasen, Zeitungs- und Kerzenständer, um nur einige zu nennen. Die eleganten Gegenstände, die beispielsweise ein Tausendsassa wie Peter Behrens – Architekt, Maler, Designer – entworfen hat, scheinen in ihrer reduzierten Form und Eleganz auch heute noch top-modern.

Wegen Renovierungsarbeiten musste das Skelett des Waldwisents vor einigen Jahren seinen angestammten Platz im Museum der Stadt Gladbeck verlassen – und wurde vor allem von jungen Besuchern schmerzlich vermisst. Doch inzwischen ist der Publikumsliebling zurückgekehrt.
Wegen Renovierungsarbeiten musste das Skelett des Waldwisents vor einigen Jahren seinen angestammten Platz im Museum der Stadt Gladbeck verlassen – und wurde vor allem von jungen Besuchern schmerzlich vermisst. Doch inzwischen ist der Publikumsliebling zurückgekehrt. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Die Museumsleiterin findet: „Diese Ausstellung mit Objekten aus dem Deutschen Messingmuseum in Krefeld passt gut in diese Jahreszeit. Wir brauchen da etwas Warmes und Schönes.“ Außerdem fügen sich nach ihrer Ansicht diese Stilrichtungen in Gladbeck ein, „weil diese Epoche auch für diese eigentlich noch junge Stadt bedeutend war“.

Tag des offenen Denkmals

Noch vor der Ausstellung „Schimmernde Schönheiten“ steht der Tag des offenen Denkmals im Kalender der Gladbecker Museumsleiterin. Sie sagt: „Wir bieten am 11. September von 14 bis 18 Uhr einen Einblick in die 800-jährige Geschichte Wittringens.“ Das Baudenkmal in seiner Historie will das Museumsteam beleuchten.

Susanne Peters-Schildgen, die selbst Publikum durch das Haus führen will und als Ansprechpartnerin parat steht, hat sich in die Materie eingelesen. „Ich habe historische Bilder herausgesucht, die zum Beispiel den Abriss des alten Gebäudes dokumentieren oder zeigen, wie die Teiche gehoben wurden“, so die Hausherrin.

Kinder können als Ritter in die Vergangenheit reisen. Die Gruppe Muckefolk spielt auf teilweise selbst gebauten Instrumenten Musik aus alten Zeiten.

Stichwort warm: Dem klapperdürren, weil ohne Fleisch und Fell auf den Rippen, Waldwisent im Museum könnte vielleicht eine wichtige Aufgabe zukommen. Die Hausherrin hat die Idee, dem urzeitlichen Skelett in einem Wettbewerb einen Namen zu verpassen. Weiß sie doch um die Magnetwirkung dieses Exponats – gerade bei Kindern. „Es ist ein Leitobjekt unseres Hauses.“ Und eventuell bald noch mehr. Peters-Schildgen: „Man könnte daraus unser Maskottchen machen, mit Fell, damit es für Kinder gefälliger wird.“ Das Waldwisent namens xy, das den Nachwuchs auf einem Pfad durchs Museum führt; auf Buttons, Tassen, T-Shirts. Die 59-Jährige steckt voller Einfälle, die sie nach und nach umsetzen möchte. Sie sieht noch viel Potenzial, um das Museum in Wittringen stärker zu bewerben.

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Ein weiteres „tolles Thema“, so die Laufbegeisterte: Sport. Sie sagt: „Das hat Herr Borchard bereits abgefangen, aber es ist etwas, das die Bevölkerung integriert. Ein dankbares und spannendes Thema...“ Eine Foto-Präsentation könnte auch denkbar sein, wie so vieles, das Susanne Peters-Schildgen vorschwebt. Wege sind da einige, um Publikum zu erreichen. Hauptsache, „wir halten das Museum lebendig. Das ist der Zweck unserer Arbeit“.

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