Gladbeck. . Ausstellung im Museum Gladbeck geht Veränderungen des Bachs im Laufe der Zeit auf den Grund und themastisiert die Zukunft. Eröffnung am 17. April.

Wasser für den Bach? – klingt ein bisschen kurios. Denn braucht ein Bach nicht Wasser, um überhaupt ein Bach zu sein? Richtig! Und genau darum geht’s in der anstehenden Ausstellung im städtischen Museum. Die Präsentation, die Dr. Christine Schönebeck als Leiterin des Hauses am 17. April eröffnet, thematisiert ein Gewässer, das einst seinem Namen alle Ehre machte, sich im Laufe der Zeit jedoch stark wandelte: den Wittringer Mühlenbach. Die Präsentation geht den Stadien seiner Veränderungen mit Blick auf die Entwicklung der Stadt und die Konsequenzen für sein Umfeld auf den Grund.

Rad der Geschichte zurückdrehen

„Wir starten mit dem Ur-Kataster von 1828“, erklärt Schönebeck. Wer konnte sich seinerzeit schon vorstellen, was einmal aus dem Mühlenbach werden sollte? Frank Restemeyer, Abteilungsleiter der Stadtentwässerung: „Er war eigentlich einmal ein Bach, in dem klares Wasser floss.“ Über dieses Kapitel Lokalhistorie ist längst Gras gewachsen, aber „wir wollen das Rad der Geschichte ein wenig zurückdrehen“.

Hintergrund: Bei Bauarbeiten am Stadion sei ein defektes Abwasserrohr aus den 20er Jahren entdeckt worden, das für Schmutz- und Regenwasser bestimmt war, erzählt Restemeyer. Aufgrund einer genauen Untersuchung des gesamten Bereiches leiteten die Experten eine Idee ab, die den verebbten Mühlenbach im Bereich des Stadions künftig wieder zu dem machen soll, was er einst war: Das Regenwasser soll getrennt vom Schmutzwasser in den Bach fließen.

Weitere Termine

Die Ausstellung „Wasser für den Bach“ ist Teil eines Dreierpakts, den Dr. Christine Schönebeck mit „Frühlingserwachen“ überschrieben hat.

Den Auftakt macht am Samstag, 9. April, ein Spaziergang durch den Wittringer Wald mit dem Naturwissenschaftler Andreas Sarazin. Die Teilnehmer erfahren, welche Pflanzen auf dem Terrain seit wann und unter welchen historischen Umständen wachsen. Treffpunkt ist um 11 Uhr das Museum an der Burgstraße 64. Eine Anmeldung ist erforderlich: 2 30 29.

„Quartiere der Fledermaus“ können Besucher am Freitag, 6. Mai, mit Michael Korn in Wittringen erkunden. Die Teilnehmer treffen sich um 21.30 Uhr am Museum. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

In der Ausstellung werden die Pläne zu sehen sein. Und der Besucher kann eintauchen in die wechselvolle Vergangenheit des Bachs. Denn im Laufe der Zeit wurde das Gebiet überplant, Bäche wurden in ein Betonbett gezwängt, der negative Einfluss des Bergbaus machte sich bemerkbar. Frank Restemeyer: „Das Wasser konnte nicht frei fließen.“ Bergsenkungen und Abwasserableitungen zerstörten und belasteten die Umwelt. Schönebeck hat Schwarz-Weiß-Bilder aus den Jahren 1914/1915 bei der Hand: Wo heutzutage Menschen Erholung finden, breitete sich damals eine Mondlandschaft, eine Schlammwüste, aus. „Der Wittringer Wald war um 1910 versumpft“, weiß die Museums-Chefin, „das Abwasser, hauptsächlich von Moltke I/II, landete hier.“

Restemeyer: „Das Ruhrgebiet ist zweigeteilt: die Wasser-Gewinnung im Süden, in unserer Region die Abwasserentsorgung.“ Die Namen der Bäche seien untergegangen. Die Menschen sagten: „Ich gehe zur Köttelbecke.“ Nicht etwa: „Ich gehe zum Nattbach.“ Mutter Natur verzieh den Raubbau im Zuge des Bergbaus nicht. „Den Pirol gibt’s in dieser Gegend nicht mehr“, sagt Schönebeck. Allenfalls im Museum, denn die Herrin des Hauses nutzt die Gelegenheit, in der Ausstellung viele der Tierpräparate aus dem Bestand zu zeigen. Ob eine Neuansiedlung von Pirol & Co. möglich wäre? Schönebeck ist skeptisch: „Da muss dann das gesamte Umfeld stimmen . . .“

Solch eine Überlegung wäre Wasser auf die Mühlen von Umwelt- und Naturschützern, hat doch ein Umdenken längst eingesetzt. So werden beispielsweise Bäche renaturiert – eine der Aufgaben der Emschergenossenschaft, der ebenfalls in der Schau ein kleines Kapitel gewidmet ist.

„Frauenhände ruhen nicht“ 

Für die einen ein Mittel zum Zweck (nämlich Geld verdienen), für andere der Graus der Schulzeit (Handarbeitsunterricht), für etliche ein großer Spaß: Handarbeiten. Museumsleiterin Dr. Christine Schönebeck packt das Thema unter dem Titel „Frauenhände ruhen nicht“ in einer Ausstellung an. Die Schau soll ab Herbst im städtischen Museum zu sehen sein.

Schönebeck: „Es geht um die Geschichte der Frauenhandarbeit und deren Funktion im Leben.“ Man denke beispielsweise an Notzeiten. Da griffen Frauen zu Nadel und Faden, um zum Erwerb in einer Familie beizutragen. Arbeitsgeräte wie ein Stickrahmen und Lehrmittel wird die Ausstellung zeigen.

Ein Aspekt soll sich wie ein roter Faden durch die Schau ziehen: persönliche Erfahrungen. Schönebeck kündigt an: „Ich werde auch Interviews führen, zum Beispiel mit Handarbeitslehrerinnen.“

Eigene Exponate erwünscht

Eine etwa zwölfköpfige Frauengruppe, in der Teilnehmerinnen unterschiedlicher (nationaler) Herkunft wirken, beschäftigt sich mit dem Stoff. Denn: „Es ist der Versuch, über dieses Thema auch Migrantinnen zu beteiligen.“ Der Museums-Chefin liegt am Herzen, dass „man sich in dieser Ausstellung wiederfindet“. So können Gladbeckerinnen ein eigenes Exponat beisteuern – Voraussetzung: „Es muss dazu eine Geschichte im Leben gespielt haben.“ Schönebeck würde sich freuen, wenn sie beispielsweise Aussteuertruhen zeigen könnte. Oder handgemachte Socken aus verschiedener Herkunft.