Gladbeck. Die Stadt Gladbeck baut das Kirchenschiff der unter Denkmalschutz stehenden Markuskirche um. Dabei wird eine pfiffige Lösung realisiert.

Die Umbauarbeiten in der Markuskirche in Gladbeck, in der bis 2018 das Martin-Luther-Forum Ruhr beheimatet war, befinden sich auf der Zielgeraden. Im August – rechtzeitig zu Beginn des neuen VHS-Semesters nach den Ferien – soll die Umgestaltung des Kirchengebäudes zum Bildungshaus beendet sein und die Räumlichkeiten in Betrieb genommen werden.

Gut 300.000 Euro investiert die Stadt – zu 80 Prozent vom Land gefördert – in die Arbeiten, um auch das Kirchenschiff des ehemaligen evangelischen Gotteshauses für eine neue Nutzung „fit“ zu machen. In diesem Fall für den Unterricht der Volkshochschule (VHS) Gladbeck. Geplant sind hier zunächst Deutschkurse. In einem ersten, kleineren Bauabschnitt (Kosten 70.000 Euro) waren für die VHS bereits 2019 die ehemaligen Ausstellungs- und Verwaltungsräume sowie der kleine Saal des Martin-Luther-Forums zu Schulungsräumen umgebaut worden.

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Umgestaltung des Kirchenschiffs erfolgt unter strengen Denkmalschutzvorschriften

Im zweiten Bauabschnitts der Umgestaltung der ehemaligen Markuskirche richtet die Stadt im einstigen Kirchenschiff (linsk) zwei Seminarräume in Kuben ein.
Im zweiten Bauabschnitts der Umgestaltung der ehemaligen Markuskirche richtet die Stadt im einstigen Kirchenschiff (linsk) zwei Seminarräume in Kuben ein. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Der zweite Bauabschnitt – die Umgestaltung des eigentlichen Kirchenschiffes – läuft seit Mitte März. Diese Umbauarbeiten seien eine besondere Herausforderung, weil viele Denkmalschutzauflagen beachtet werden müssen, betont Michael Grätsch, Abteilungsleiter im Amt für Immobilienwirtschaft. „In Absprache mit dem Denkmalschutz mussten wir den Charakter des Kirchenschiffes erhalten und beispielsweise den Altarbereich sichtbar lassen“, erläutert der Fachmann bei einer Baustellenbesichtigung.

Lösung der anspruchsvollen Aufgabe: Eine Raum-in-Raum-Konzeption. Und inzwischen sind die beiden aus Holz entstanden Kuben die dominierenden Elemente in dem großen Markuskirchenraum – lassen aber so viel Luft, dass der Besucher durchaus noch erkennt, dass er sich in einer architektonisch eindrucksvollen Kirche befindet. „Diese Innenraumgestaltung ist ein gutes, ein gelungenes Beispiel, wie man mit Kirchen, die nicht mehr gebraucht werden, umgehen kann“, betont Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer.

Jeder Holz-Kubus ist 61 Quadratmeter groß und bietet 30 Personen Platz

Baurat Dr. Volker Kreuzer (l.) und Abteilungsleite Michael Grätsch bei einer Baustellenbesichtigung der ehemaligen Markuskirche.
Baurat Dr. Volker Kreuzer (l.) und Abteilungsleite Michael Grätsch bei einer Baustellenbesichtigung der ehemaligen Markuskirche. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Abgesehen vom Einbau der Räume bleibe das Kircheninnere so, wie man es kenne, erläutert Grätsch. Man habe neben dem Altarraum der Markuskirche auch die kleinen Stufenemporen an den Seiten unangetastet gelassen. Ebenso wurde der Fliesenboden der Kirche nicht angerührt. Außerdem blieben Deckenkonstruktion, Türen und Fenster erhalten.

Die beiden „Holzräume“ stehen nun vor der Fertigstellung. Sie entsprechen zwei weiteren Seminarräumen und sind je etwa 61 Quadratmeter groß. Sie bieten jeweils 30 Seminarteilnehmern einen Platz. Wichtig sei bei dieser Raumlösung eine ausreichende Belüftung, erläutert Grätsch. Hier habe man ein aufwendiges Be- und Entlüftungssystem gewählt, das mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet ist. Die Rohre führten auf kürzestem Weg durch die Kirche zu den Holzkuben.

Die Decken verfügen über eine hochwertige Akustikausstattung

Raum-in-Raum-Lösung: Links und rechts des Altars (eingepackt) sind die beiden aus Holz gebauten Räume zu erkennen.
Raum-in-Raum-Lösung: Links und rechts des Altars (eingepackt) sind die beiden aus Holz gebauten Räume zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Die Decken der Holzräume sind im Innern mit einer besonderen Akustikausstattung versehen, die Räume verfügen natürlich über Strom- und Internetanschlüsse. Um natürliches Licht in den jeweiligen Kubus zu bekommen, gibt es große, allerdings nicht zu öffnende Fenster, die aber bewusst nahe an die Kirchenfenster positioniert wurden.

Im Innern sind die Räume, die im Rohbau aus OSB-Verlegeplatten entstanden, bereits gestrichen. Vor der Lasur der Außenwände, bei der die Struktur der OSB-Platten sichtbar bleibe, müssen zunächst noch die anthrazit-farbenen Fensterelemente installiert werden. Es fehlen auch noch die Türen für jeweils zwei Zugänge sowie die Möblierung. Baurat Kreuzer: „Das ist eine komplexe Baumaßnahme, die aber zu einer nachhaltigen Lösung führt.“

Sieben Seminarräume entstehen

Die Stadt hatte das unter Denkmalschutz stehende Kirchengebäude nach Ende des Luther-Forums von der evangelischen Kirchengemeinde übernommen. Das Gebäude ist langfristig gemietet, die Stadt zahlt aber nur einen symbolischen Euro Miete. Wichtig war allen eine Weiternutzung der Kirche.Das neue Bildungshaus wird nach Abschluss der Bauarbeiten über sieben Seminarräume verfügen – neben den beiden im Kirchenschiff gibt es einen im ehemaligen kleinen Saal sowie vier (einer davon als Computerraum) in den drei Geschossen des Kirchenanbaus.Dort befindet sich auch ein Besprechungsraum für Mitarbeiter. Der einstige Gastronomiebereich wird als Cafeteria genutzt.Das Konzept fürs Kirchenschiff erinnert an eine ähnliche, aber deutlich größere Kubus-Lösung (Raum-in-Raum-Konzept), die inzwischen in der Christuskirche realisiert wurde.