gladbeck. . In diesen Tagen wird das Gebäude an der Bülser Straße ausgeräumt. Kunstwerke gehen an die Leihgeber zurück. Eine Folgenutzung ist noch ungewiss.
Jetzt ist es quasi „amtlich“: Das Martin Luther Forum Ruhr (MLFR) hat am Montag den Betrieb eingestellt. Das schwarz-weiße Namensschild am Gebäude wurde am frühen Morgen abmontiert, ein schlichter Hinweis auf die Schließung ab 9. Juli statt dessen an der Eingangstür angebracht.
Damit vollzieht sich, was im Februar vom Trägerverein entschieden und angekündigt worden war: Das Luther Forum stellt nach zehn Jahren außerordentlichen Engagements den Betrieb an der Bülser Straße ein, da es für eine Fortsetzung des anspruchsvollen Veranstaltungsprogramms an personellen und finanziellen Ressourcen und, wie es auf der Homepage in einem Abschiedstext auch heißt, an Unterstützung fehlt.
Die ehemalige Markuskirche, die eigens zum Zwecke des Luther Forums mit Städtebaumitteln (ca. 800 000 Euro) des Landes umgebaut und vom Trägerverein des MLFR angemietet wurde, wird somit am 30. September wieder in die Verantwortung der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde zurückgegeben. Sie ist nach wie vor Eigentümerin des Gebäudes, das als Kirche entwidmet, im Zuge des Umbaus und der Sanierung des Glockenturms jedoch unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Das große Fragezeichen: Was wird aus der Dauerausstellung Ruhrgebiet und Reformation?
Bis dahin bleibt noch einiges zu tun. So werden in diesen Tagen Kunstwerke, die dem Gladbecker Forum, beispielsweise vom Archiv der Krupp-Stiftung oder dem Museum Dortmund als Dauerleihgabe zur Verfügung standen, zurück gegeben. Einige weitere Ausstellungsstücke sind Privatbesitz. Das große Fragezeichen aber ist: Was wird aus dem Herzstück des Forums, der Dauerausstellung Ruhrgebiet und Reformation? Bis jetzt ist auch dies nicht geklärt, gibt es keine Interessenten, die die wertvollen Schriftstücke, Exponate und historisch bedeutsamen Gegenstände übernehmen wollen.
Fortsetzung ohne Unterstützung nicht möglich
Seit 2015 hatte der Trägerverein des Martin Luther Forums darauf hingewiesen, dass eine Fortsetzung allein mit ehrenamtlichen Kräften nicht zu leisten wäre und auf Unterstützung der Stadt gehofft, z.B. durch Finanzierung einer hauptamtlichen Kraft. Die gab es nicht.
Eine vorzeitige Auflösung des Forums kann die Rückforderung von Städtebaufördermitteln, die die Stadt beantragt hatte, bedeuten. Die Bezirksregierung hat jedoch Interesse an einer Folgenutzung in der ehemaligen Markuskirche bekundet und die Arbeitsgruppe vorgeschlagen.
Die noch größere Frage ist bislang ebenfalls unbeantwortet: Was passiert künftig mit dem Gebäude, welche tragfähige Idee gibt es für eine Folgenutzung? Und zwar im Sinne der Landesförderung, damit keine Rückzahlungsforderung der auf 20 Jahre Dauer fest gelegten Fördermittel droht. Über eine Folgenutzung, für die sich auch die Bezirksregierung stark macht, diskutiert seit Monaten eine Arbeitsgruppe, der Vertreter der Stadt, der Kirchengemeinde und des Evangelischen Kirchenkreises, des Förder- und Trägervereins des MLFR, der Bezirksregierung und weitere Interessierte angehören. Der ehemalige Recklinghäuser Bürgermeister Wolfgang Pantförder (CDU) moderiert, das nächste Treffen ist für August angesetzt. Welche Ideen und Konzepte bereits auf dem Tisch liegen, darüber wird Stillschweigen bewahrt.
Pfarrer Grosser hofft auf eine Lösung zur Folgenutzung
Pfarrer Frank Grosser von der Evangelischen Kirchengemeinde äußert sich gegenüber der WAZ jedoch optimistisch. Er geht davon aus, dass eine Lösung gefunden wird. Er verschweigt aber nicht, dass die Nutzung der ehemaligen Kirche, die „nie wieder Kirche sein wird“, eine Herausforderung sei, mit der man umgehen müsse.