Gladbeck. Schon 1994 hat Petra Eisenberger in der Innenstadt Gladbeck ein Piercing-Studio eröffnet. Nun übernimmt Tochter Melissa – mit vielen neuen Ideen.

„Bist du bereit?“, fragt Melissa Eisenberger ihre Kundin. Ihre Hände stecken in medizinischen Handschuhen, sie hält eine Nadel in der Hand und schaut auf das bereits gut geschmückte Ohr vor ihr. „Immer!“, versichert Lara Kaintoch, die Kundin. Sie lässt sich von Melissa Eisenberger heute ihr neuestes Piercing stechen. Bisher hat sie „18 oder 19 Stück“, ganz sicher ist sie sich mit der Anzahl nicht. Aber dass alle in diesem Studio, im Zak Silber- und Piercingstudio in der Gladbecker Innenstadt, gestochen wurden, das weiß sie sicher. Melissa Eisenberger positioniert die Nadel.

Vorher hat sie die Nadel, eine Zange und einen Piercingschmuck platziert, alles steril natürlich. Kaintochs Ohr hat sie zwei Mal desinfiziert und mit der Kundin abgesprochen, wo genau das neue Piercing hinkommen soll. „Eins, zwei…“, auf drei sticht Eisenberger mit einer routinierten Handbewegung durch den Knorpel über Lara Kaintochs Gehörgang. Geübt führt sie den neuen Schmuck durch das „Daith“-Piercing. Lara Kaintoch sieht sich in dem Spiegel an, vor dem sie auch vorher mit Melissa Eisenberger die genaue Stelle abgemacht hat. „Sieht gut aus, ich bin sehr zufrieden“, befindet sie, „es tat auch eigentlich nicht so weh. Es fühlt sich so an, als würde man die Stelle einmal sehr fest zusammendrücken.“

Seit Melissa Eisenberger 18 Jahre ist, sticht sie Piercings

Das Stechen lief so routiniert, als hätte Eisenberger nie etwas anderes gemacht. Hat sie ja auch nicht: „Ich arbeite hier, seit ich 15 bin. Da habe ich zuerst eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht und seit ich 18 bin, pierce ich auch“, so die 31-Jährige. Dafür hat sie spezielle Lehrgänge absolviert und viel geübt. Zunächst an sich selbst. Mehr noch: „Jedes Piercing, das ich heute steche, habe ich mir damals schon mal selbst gestochen, damit ich auch weiß, wie es für die Kundin ist“, erklärt sie. Augenbraue, Nabel, Nase, Lippe – alles schon da gewesen. Heute sieht man bis auf einen Edelstein oberhalb der Lippe und diversen Ohrpiercings von diesen Übungen nichts mehr.

Beim Stechen eines Piercings ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Und Hygiene. Das Werkzeug muss steril sein.
Beim Stechen eines Piercings ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Und Hygiene. Das Werkzeug muss steril sein. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Piercerin war seit jeher ihr Traumberuf. Ihre Mutter, Petra Eisenberger, hatte bereits 1994 ein Geschäft für Silberschmuck und Piercings im Gladbecker City Center etabliert. Seit 2011 piercte Petra Eisenberger in der Innenstadt in ihrem Geschäft auf der Hochstraße 22. In den vergangenen Jahren hat die Tochter mehr und mehr das Geschäft übernommen. Ab dem 1. Januar nächsten Jahres wird sie das Geschäft komplett übernehmen. „Dann wird echt alles einmal neu sein“, kündigt sie an, „Boden, Decke, Möbel, Fassade, ein neues Schild…“, zählt sie auf. Auch will sie sich weiter spezialisieren. „Wir sind ja jetzt schon auf das Piercen spezialisiert, und nicht etwa Tattoostudio, das nebenbei noch mal ein Piercing sticht. Und wir sind auch kein Studio, in dem es darum geht, den größten Nasenring oder so einzusetzen, ich sehe den Fokus eher in Richtung Beauty.“ So kämen hauptsächlich Frauen, denen es um die Ästhetik gehe.

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Zusätzlich zum Geschäft in der Innenstadt von Gladbeck soll nun ein Onlineshop entstehen

Am häufigsten entwickele sie mit Kundinnen „Ohr-Konzepte“, sie plant und sticht also mehrere Piercings am Ohr, die dann optisch gut harmonieren sollen. „Das mache ich am liebsten und auch am häufigsten“, sagt sie. Und was sticht sie am seltensten? „Männer!“, sagt Eisenberger ohne zu zögern, die machen nämlich nur etwa fünf Prozent ihrer Kundschaft aus. Bedauern tut die Piercerin das nicht: „Meiner Erfahrung nach nehmen es die Männer mit der Pflege des Piercings nicht besonders ernst“, erklärt sie, „wenn das dann nicht vernünftig abheilt, fällt das auch auf mich zurück! Ich bin da sehr perfektionistisch und will, dass das perfekt ist. Dafür muss die Pflege stimmen.“

Gepiercte Stelle muss nach dem Stechen gepflegt werden

Beim Piercen wird die Haut mit einer Nadel durchgestochen und zum Beispiel ein Stecker oder Ring als Schmuck eingesetzt. Klassische Ohrlöcher werden teils von Juwelierpersonal „geschossen“. Insbesondere wenn der Ohrknorpel geschmückt werden soll, ist es besser, ein erfahrenes Piercingstudio aufsuchen. Nach dem Stechen muss die gepiercte Stelle zwei Mal am Tag gepflegt werden, damit das Piercing heilen kann.

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Pro Woche sticht sie zwischen 25 und 50 Piercings, sechs Tage die Woche. Viele Kundinnen kommen immer wieder, wie Lara Kaintoch. „Für mich gab es hier immer sehr guten Service, zum Beispiel musste ich für ein MRT mal alle Piercings aus Metall rausnehmen und für die Zeit nicht-magnetischen Schmuck einsetzen. Das hat Melissa alles gemacht und danach wieder den Metall-Schmuck eingesetzt“, erzählt sie, „oder wenn man mal nicht sicher ist, ob das Piercing richtig abheilt, kann man ihr immer eine Nachricht schreiben.“ Mit der Betreuung im Laden ist Eisenberger eigentlich schon sehr ausgelastet. „Ich bin schon sehr perfektionistisch, ein Stück weit lebe ich echt dafür“, sagt sie. Zusätzlich zum Laden in Gladbeck nimmt sie im Moment einen Onlineshop in Angriff. „Dort werden dann hauptsächlich Echtgold- und Titanpiercings verkauft.“