Gladbeck. In der Innenstadt gibt es einen neuen Laden: „Wonne“. Die Inhaberin setzt auch auf die Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben aus der Region.
„Ich weiß gar nicht, was du verkaufst und was nur Deko ist“, sagt Lutz (14). Editha Nüsgen schmunzelt über den Satz ihres Sohnes. Die Gladbeckerin hat sich auf der Horster Straße 24 mit ihrem ersten Laden einen lang gehegten Traum erfüllt, und bietet seit Freitag vergangener Woche auf 54 Quadratmetern nicht nur einen Blick auf ihr Handwerk, sondern auch eine kuratierte Auswahl an kreativen Dingen, die das Leben schöner machen.
Der neue Laden in der Innenstadt heißt Wonne. „Ein altes Wort, mit dem viele Jugendliche wahrscheinlich gar nichts mehr anfangen können“, sagt Nüsgen, „aber ich finde es toll. Ich mag seine Bedeutung.“ Für die Gladbeckerin geht es um Freude und Vergnügen und damit um die vielleicht wichtigsten Attribute der Dinge, die sie hier zum Kauf anbietet.
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„Wonne“ ist nicht nur ein Geschäft, sondern gleichzeitig Werkstatt der Inhaberin
Wer durchs Schaufenster blickt, bekommt einen ersten Eindruck davon. Dunkler Steinboden, ein Holzregal, ein Spiegel und viele Bilder an den Wänden. Am Ende des Raums steht eine kleine Theke und auf ihr eine chromblitzende Kaffeemaschine. Wer zur Tür hereinkommt, geht nicht in einen Laden, sondern besucht ihn. „Wonne“ ist nicht nur ein Geschäft, sondern gleichzeitig Werkstatt der Inhaberin. Ein Ort, der zum Stöbern und zur Unterhaltung einlädt.
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Viele Dinge, die den Raum ausstatten, die an Haken hängen, oder in Regalen liegen, hat die Gladbeckerin selbst hergestellt. Das sind vor allem Dinge aus Stoff, Decken und Kissen. Für Gemütlichkeit auf der Couch und süße Kinderträume. Viele Menschen kennen die Produkte schon. Nüsgen betreibt seit zehn Jahren unter dem Label „Stoff-Wechsel“ ein erfolgreiches Kleingewerbe. Der Schritt heraus aus der heimischen Werkstatt, hinein in ein kleines Ladenlokal in die Innenstadt hat das Land NRW mit seinem Förderprogramm zur Stärkung von Innenstädten ermöglicht. „Ich habe immer davon geträumt, mich aber nie getraut“, sagt Nüsgen, „das Programm und die Wirtschaftsförderung der Stadt haben mir den letzten noch notwendigen Schubs gegeben.“
Viele Dinge in Editha Nüsgens Geschäft sind Einzelstücke
Neben ihren eigenen Produkten bietet Nüsgen in ihrem Store eine Auswahl an ausgesuchten Dingen. „Ich mag Kreatives, Nützliches und Schönes“, sagt sie, „perfekt sind Gegenstände, die all das miteinander vereinen.“ Mit in den Laden geholt hat sich die 44-Jährige die Arbeit kreativer Köpfe und Handwerksbetriebe aus der Region. In den Regalen finden sich so auch handgefertigte Schalen eines Drechslers aus Schermbeck, die Arbeiten einer Gladbecker Siebdruckerin oder die „Lilamonade“ mit Lavendel-Zitronen-Geschmack zweier Kölnerinnen. An den Wänden hängen unter anderem Malereien ihrer Schwester Brigitte. Viele Dinge sind Einzelstücke. „Was weg ist, ist weg und kommt dann auch nicht mehr wieder“, sagt Nüsgen.
Detailverliebt und witzig
Die kleinen Dinge aus Stoff, die Editha Nüsgen in Handarbeit herstellt, erscheinen auf den ersten Blick nicht außergewöhnlich. Was sie jedoch besonders macht, ist neben der hohen Material- und Fertigungsqualität auch ein feines Gespür fürs Detail.
Zu den Bestsellern zählt ein Kuschelkissen für Kinder. Das trägt auf Wunsch nicht nur den Kindernamen, sondern hat für die nächtlichen Umzüge vom Kinderzimmer ins Elternbett auch eine praktische Schlaufe zum Tragen.
Viel wichtiger als Reproduzierbarkeit sind Nüsgen andere Eigenschaften: „Hochwertige Materialien, nachhaltige, umweltfreundliche und fair produzierte Dinge haben eine gute Chance auf einen Platz in meinem Laden“, erklärt sie. Editha Nüsgen geht ihren Start als Ladenbesitzerin mit Kreativität und Anspruch an. „In meinem Laden erledigt man keine hektischen Besorgungen. Man kann kommen, um zu schauen und sich inspirieren zu lassen“, sagt sie. Kaffee und kleine Snacks, die sie anbietet, dürfen wegen fehlender „Örtlichkeiten“ zwar nur im Stehen oder auf dem Weg nach Hause genossen werden, stehen aber sinnbildlich für das moderne und erlebnisorientierte Shop-Konzept. Das soll zukünftig auch direkt die Kreativität der Kunden einbeziehen: „Ich werde hier schon bald die ersten Workshops anbieten“, sagt Nüsgen, „Lettering, Makramee, Kerzen ziehen und Blumenkränze binden. Ich habe noch ganz viele Ideen.“