Gladbeck. Die Kirche St. Johannes in Gladbeck wurde profaniert. Mit einer Messe und einer Prozession nahmen die Menschen von „ihrem“ Gotteshaus Abschied.
Mit einer feierlichen Messe nahm die katholische Gemeinde in Gladbeck Abschied von der St.- Johannes-Kirche und erinnerte an viele schöne Momente. Auch wenn das Gotteshaus abgerissen wird, bleiben die Gläubigen vor Ort aktiv: „Es geht weiter!“
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Dieses Motto stellten die Gemeindemitglieder aus St. Johannes über die Profanierung der Kirche in Gladbeck Ost. In einer für viele Gläubige emotionalen Messe nahmen Menschen auch aus anderen Gladbecker Standorten Abschied vom Kirchbau, der in den kommenden Monaten abgerissen wird. Die zentrale Botschaft bei dieser traurigen, aber stimmigen Verabschiedung: Es ist ein Abschied vom Gebäude, aber nicht von St. Johannes als Gemeinde.
Der Gladbecker Propst André Müller rief zur Mithilfe auf
Propst André Müller hatte es im Tagesevangelium bei seiner Amtseinführung als Pfarrer in St. Johannes gesagt: „Kein Stein wird auf dem anderen gelassen.“ Dass der Satz eines Tages so wörtlich zu verstehen sein würde, hatte er damals auch nicht gedacht. Der Abriss der St.-Johannes-Kirche an der Bülser Straße ist Teil großer Veränderungen in der Gladbecker Propstei. Bei so einer Profanierung, bei der eine Kirche wieder entweiht wird, sei man „ziemlich traurig, aber auch wissend, dass Veränderungsprozesse unvermeidlich weitergehen“, schilderte Müller.
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Die vielen Erinnerungen an Erlebnisse in diesem Gotteshaus, aber auch im vielseitigen Gemeindeleben, würden den Rücken stärken, um nun nach vorn zu schauen, motivierte der Propst. „St. Johannes wird in veränderter Form weiterleben“, beteuerte er, bat aber auch hier um die Mithilfe der vielen Aktiven. „Wir alle sind verantwortlich, dass wir weiter einen lebendigen Kirchort haben.“
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In einer feierlichen Freiluftmesse appellierte Weihbischof Ludger Schepers an das Vertrauen der Gläubigen, dass Veränderungen auch Gutes hätten – selbst „wenn Abschiede immer schwer seien“. Radikale Veränderungen wie die Botschaft Jesu würden schließlich helfen, immer Neues zu erleben. Er versicherte: „Die Kirche wird genommen, aber der Glaube bleibt.“
Neben den Geistlichen erinnerten sich Engagierte der Gemeinde und Bürgermeisterin Bettina Weist, die sich am Sonntag von ihrer Heimatkirche verabschiedete, an viele schöne Erlebnisse rund um die St.-Johannes-Kirche. Was viele Gemeindemitglieder und auch das Pastoralteam positiv und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken ließ, waren die vielen Ehrenamtlichen, die sich in St. Johannes engagieren. So war sich der Ehrenpräsident des Elferrates, Aloys Steinzen, sicher: „Es wird weitergehen, nur in anderer Form.“
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Die Johanniter hätten immer zusammengehalten und weitergemacht. Beim beliebten Pfarrkarneval in der Stadthalle hatten die Jecken bereits im Jahr 2019 ein Lied der Karnevalsband Bläck Fööss auf diese Situation umgedichtet. Als dies dann erklang und viele Zeilen wie „Hier hält man zusammen, egal was auch passiert“ mitsangen, verdrückten einige Johanniter eine Träne.
So geht’s weiter
Mit der Profanierung steht einem Abriss des ehemaligen Gotteshauses nichts mehr im Wege. Schon vor der Entweihung wurde die Orgel nach Rumänien gebracht, die Glocken der Kirche finden in Bochum ein neues Zuhause.
Wie in der Messe häufig appelliert, soll das Gemeindeleben auch ohne Kirchenbau weitergehen. Neben den bereits etablierten Vereinen und Gruppen soll auch die Familien- und Jugendpastoral ihren Schwerpunkt in St. Johannes haben. Gemeindereferentin Beatrix Klein-Wiele und Pastoralassistent Thomas Halagan bieten gemeinsam und unter dem Motto „#weitergehts St. Johannes 2.0“ zahlreiche Freizeit- und Begegnungsmöglichkeiten an.
Ludger Weijers, Moderator in St. Johannes und Johanniter von Beginn an, war sich ebenfalls sicher, dass mit dem Abriss des Gotteshauses nicht auch die Gemeinde aus dem Stadtteil verschwindet. „Lassen Sie uns unser aktives Gemeindeleben weiterführen im pastoralen und sozialen Sinn“, wandte Weijers sich an seine Gemeindemitglieder. Dass man an einem Tag wie diesem emotional betroffen sei, sei normal und auch Zeichen dafür, dass einem die Kirche etwas bedeute, so Weijers nach der Messe. Als Dreijähriger war er bereits bei der Einweihung der Kirche im Jahre 1954 dabei.
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Zur eigentlichen Profanierung ging es in das Gotteshaus. Mit dem Verlesen des sogenannten Profanierungsdekretes des Essener Bischofs Dr. Franz-Josef Overbeck wurde das Gebäude der Weihe enthoben. Als sichtbares Zeichen räumte Pastor Georg Rücker, seit vielen Jahren Geistlicher an diesem Standort, den Tabernakel leer und ließ ihn offen stehen. Als auch die Kerzen gelöscht waren, zog die Gemeinde in einer Prozession mit dem Allerheiligsten aus der Kirche und machte sich auf den Weg nach St. Lamberti.
Während viele singend Richtung Stadtmitte zogen, um dort den sakramentalen Segen zu empfangen, blieben einige Gläubige noch einen Moment in der stillen und nun profanierten Kirche. Sie nahmen ein letztes Mal Abschied.
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