Gladbeck. Weihbischof Ludger Schepers beantwortete in der Johannes-Kessels-Akademie Schülerfragen. Der Gast aus dem Ruhrbistum gab auch Persönliches preis.
Da sage noch mal einer, junge Leute hätten mit Kirche nichts am Hut! Von wegen! Schüler der Johannes-Kessels-Akademie nutzten am Dienstag die Chance, Fragen zur katholischen Kirche und zum Glauben jemandem zu stellen, der Antworten kennen muss: Weihbischof Ludger Schepers.
Gladbeck: Weihbischof Ludger Schepers beantwortete auch Fragen zu Sexualität
Der Geistliche aus dem Bistum Essen unternimmt regelmäßig Visiten im Revier, pflegt den direkten Kontakt zu Gemeinden, Schulen sowie anderen Einrichtungen vor Ort, wie eben zum katholischen Berufskolleg in Gladbeck. Mit seinem Begleiter Eberhard Streier, Schulrat im Ruhrbistum, war er zu Gast in einer Klasse der Fachhochschule für Sozialpädagogik und gab den 20- bis 38-Jährigen bereitwillig Auskunft. Dabei waren die jungen Erwachsenen keineswegs zimperlich: persönliche Biografie des Weihbischofs, Zölibat, Sexualität – das Themenspektrum war groß. Berührungsängste? Keine Spur.
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Und Weihbischof Schepers zeigte sich ganz nahbar, gab auch Privates preis. Er berichtete, wie aus dem jungen Mann aus dem Münsterland, dessen Berufswunsch eigentlich Landwirt oder Förderschullehrer war, denn doch ein katholischer Geistlicher wurde. Der 66-Jährige gestand ein: „Ich habe mich vor dem Abitur nicht getraut zu sagen, dass ich Priester werden wollte.“ Sehr vorsichtig sei er das Thema angegangen. Dabei spielte Religion durchaus eine wichtige Rolle in seiner Familie. So erzählte Schepers: „Ich bin in den Glauben hineingewachsen. Meine Mutter hat uns religiös und sozial erzogen. Wenn sie gekocht hat, haben wir älteren Damen in der Nachbarschaft Essen gebracht.“
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Während seines Theologie-Studiums jobbte er in einer Bäckerei, Schreinerei und unter Tage: „Da habe ich erfahren, wie gefährlich das Leben ist.“ Er habe seine Beziehung zu Christus vertieft. Schülerin Lisa: „In Kirchhellen muss ein Pfarrer gehen, weil er mit der Pastoralreferentin leben will.“ Wieso werde der Zölibat nicht abgeschafft? Schepers verwies auf die Amazonas-Synode 2019, in der Papst Franziskus in dieser Hinsicht „wohl einen Weg geöffnet hat“.
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Großes Interesse bestand am Thema (Homo-)Sexualität: „Was würde Gott sagen? Hat er eine Zu- oder Abneigung?“ Unmissverständliche Botschaft des Weihbischofs: „Gott liebt jeden, wie er ist, ohne Bedingung.“ Was jedoch immer im Zentrum stehen müsse, sei die Achtung vor der Würde der Mitmenschen. Das solle im alltäglichen Miteinander beherzigt werden.
Bistum Essen
Das „Ruhrbistum“, wie das Bistum Essen auch genannt wird, ist eines von deutschlandweit insgesamt 27. Es reicht von Duisburg bis Lüdenscheid und Kierspe. Bischofssitz ist die Stadt Essen mit ihrem Dom im Herzen der Stadt.
Laut Jahreserhebung 2018 gehörten dem „Ruhrbistum“ gut 755.000 Mitglieder an. Bischof ist seit dem Jahr 2009 Franz-Josef Overbeck, der aus Marl stammt. Er folgte auf Felix Genn, der nun Bischof von Münster ist.
Überhaupt plädierte er für Respekt und Sensibilität in der Gesellschaft. Das Leid in der Welt betreffe ihn sehr, sagte der Gast mit einem tiefen Seufzer: „Krankheiten entstehen, weil die Menschen nicht genug teilen.“ Schlechte Ernährung, Hunger, mangelnde Hygiene – gerade zum Welttag der Kranken am 11. Februar könne das sehr bewusst werden.
Gar nicht traurig macht ihn offensichtlich sein Privatleben, das er keineswegs einsam im Kämmerlein verbringt. Zwei verheiratete Brüder mit Kindern und Enkeln, Cousinen und Cousins, ein großer Freundeskreis: „Ich bin nicht allein!“ Ob er seine Berufswahl je angezweifelt habe? Die Antwort: ein entschiedenes „Nein“.
Es gab noch so vieles, was Schüler und auch Lehrkräfte interessierte. Die stellvertretende Schulleiterin Barbara Klein lud zum Imbiss ein: eine weitere Gelegenheit zum Austausch. Bevor die nächste Station für den Weihbischof in Gladbeck „Jordan-Mai-Schule“ heißt.