Gladbeck. . Küster sind die rechte Hand der Priester. Als neuer ehrenamtlicher Sakristan hat der Gladbecker Alfons Verstege seine Arbeit in St. Lamberti begonnen.

Ein Fingerzeig gen Gewölbe. „Die St. Lamberti-Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört“, erzählt Peter Huesmann. Nur der Turm des Gotteshauses blieb erhalten. Die kunstvollen Fenster, ja, die seien deswegen jüngeren Datums. Der 70-jährige Gladbecker weiß viel. Er deutet in ein Eck: Die verschnörkelte Halterung des „Ewigen Lichtes“, die könnte aber noch aus dem ursprünglichen Kirchengebäude stammen. Daneben am Fuße des Altarraums entzündet Alfons Verstege eine Kerze: Er ist – im Gegensatz zu Huesmann – ganz frisch im Amt als ehrenamtlicher Küster.

„Der Propst hat mich gefragt“

„Propst André Müller hat mich gefragt, ob ich dieses Ehrenamt ausüben möchte“, erzählt der engagierte Katholik Verstege. Vorstellen konnte sich der 62-Jährige die Küster-Tätigkeit durchaus, aber: „Ich habe gesagt, dass ich gerne eine fachliche Unterweisung bekommen möchte.“ Diese Qualifikation sei mehrere Jahre lang keine Selbstverständlichkeit gewesen. Der 70-jährige Paul Bielefeld, einst hauptamtlicher Küster an St. Lamberti, blickt zurück und vergleicht: „Eine Jahresausbildung wie früher gibt’s heutzutage nicht mehr.“ Aber in drei Monaten können sich zukünftige Sa­kristane qualifizieren – und Alfons Verstege nutzte die Chance.

Viele Lerninhalte

Er drückte die Schulbank am Essener Dom, um sich die notwendigen Kenntnisse zu anzueignen. Denn ein Küster muss eine Menge wissen. Verstege zählt einige Lerninhalte auf: die Vorbereitung und der liturgische Ablauf eines Gottesdienstes, das Entzünden der Kerzen zum richtigen Zeitpunkt, Kirchenbaugeschichte, Reichung von Wasser und Wein . . . Er muss sich auskennen mit den liturgischen Geräten: So ist das Behältnis für die Hostien nicht einfach eine Schale, sondern ein Ziborium. Das Utensil, mit dem Weihwasser versprengt wird, nennt man auch nicht Quaste, sondern Aspergill; unter Paramenten sind die Textilien zu verstehen, die in der Liturgie verwendet werden – um nur drei Beispiele zu nennen.

Übrigens, auch wenn das Vokabular lateinisch ist: Die Sprache eines Kirchenvaters Augustinus und vieler Generationen von Theologen müssen Küster heutzutage nicht beherrschen.

Priester muss sich aus Mesner verlassen können

Auch bei den Gewändern hat alles seine Ordnung. Rot zu Weihnachten? Um Himmels Willen! – Die Farbe des Blutes, Feuers und Heiligen Geistes holen die Mesner nur zu bestimmten Anlässen wie Pfingsten aus dem Schrank.

Die Sakristane sind die rechte Hand eines Geistlichen. Joachim Mrosek, 55 Jahre alt und hauptamtlicher Küster in St. Lamberti, betont: „Die Priester müssen sich auf uns verlassen können.“ Alfons Verstege sagt: „Wir legen ihnen auch aufgeschlagen das Messbuch bereit.“ Dieses Werk sei quasi „die Gebrauchsanleitung für den Priester“.

Alle Hände voll zu tun

Aber auch um ganz profane Angelegenheiten muss sich ein Küster kümmern. Alfons Verstege sagt mit einem Schmunzeln: „Wichtig ist, die Kirchentüren rechtzeitig zu öffnen.“ Denn – man mag es in Zeiten, in denen bisweilen während Messen Kirchenbänke nur spärlich besetzt sind, kaum glauben: „Die Besucher rappeln sonst an den Türen“, hat Peter Huesmann beobachtet. Zur Christmette „muss man weit über eine Stunde eher da sein.“ Die Fülle von sehr unterschiedlichen Aufgaben geht den Küstern in Fleisch und Blut über. Wenn andere Christen kirchliche Feste feiern, haben sie alle Hände voll zu tun.

Unterscheidet sich die Arbeit eines fest angestellten Küsters von der eines ehrenamtlichen? Mroseks Antwort: „Eigentlich nicht.“ Im Gegensatz zu ihm erhalten Kräfte wie Verstege kein Geld. Sie opfern ihre freie Zeit aus Überzeugung.