Gladbeck. Der Sozialdienst katholischer Frauen gibt die Kita Oase als Träger auf. Das DRK Gladbeck übernimmt. Personal und einige Eltern sind beunruhigt.
Von „Aufruhr und Unruhe“ bei den Eltern der Kita-Kinder und in der Belegschaft berichtet Benjamin Uhlendorf, „seitdem feststeht, dass das DRK Gladbeck künftiger Träger der Kindertagesstätte Oase wird“. Seine beiden Kinder besuchen die vierzügige Einrichtung, die bislang vom Sozialdienst katholischer Frauen betrieben wurde. Man könne nicht nachvollziehen, warum der weitere Bewerber Junikum, ein ebenfalls christlich geprägter Trägerer, nicht zum Zuge gekommen sei. „Nun besteht die Gefahr, dass eine etablierte, gelebte und für außerordentlich gut befundene Philosophie in der Oase komplett umgeworfen wird“. Die Belegschaft habe Sorgen, inwieweit ihre Gehaltsverträge übernommen werden. Bedauern über die Entscheidung der Stadtverwaltung äußert auch die SkF-Vorsitzende.
„Als katholischer Verein haben wir einen Nachfolge-Träger im katholischen Raum gesucht und sind mit dem Junikum auf einen erfahrenen Träger gestoßen, der von unserer Konzeption und der Einrichtung insgesamt sehr angetan war“, schreibt Elisabeth Kabbeck der WAZ. „Die Stadt hat zu unserem Bedauern anders entschieden“, so die SkF-Vorsitzende. Man gehe aber davon aus, „dass unsere Oase auch beim DRK in guten professionellen Händen sein wird“.
Erste Kita „Oase“ öffnete vor mehr als 20 Jahren
Auf Wunsch der Stadt Gladbeck hatte der Sozialdienst katholischer Frauen vor mehr als 20 Jahren die Kindertagesstätte Oase im damaligen sozialen Brennpunkt an der Waldenburgerstraße gegründet. In zwei zusammengelegten Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus wurden dort in zwei Gruppen überwiegend Kinder und Familien mit Migrationshintergrund betreut.Als der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen wuchs, bot die Stadt Gladbeck dem SkF den Bau einer Einrichtung mit vier Gruppen an. Diese wurde in großen Teilen von Monika Bette konzipiert. Als Fachberaterin für Kindertageseinrichtungen beim LVR Rheinland unterstützte sie ehrenamtlich bei der Einrichtung, Konzeption und Organisation der drei SkF-Einrichtungen.Nach dem unerwarteten Tod von Monika Bette im Jahr 2021 sah sich der SkF aus personellen, wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen nicht mehr in der Lage, die Trägerschaft der Oase fortzuführen. Daher hat der SkF den Vertrag Anfang November 2021 zum frühestmöglichen Zeitpunkt gekündigt. Dies ist der 31. Juli 2023.
Lokalpolitik in Gladbeck hat den Weg zum Trägerwechsel frei gemacht
Der Jugendhilfeausschuss hatte zu Beginn des Monats den Weg für das DRK frei gemacht, da die Mitglieder einstimmig dem Vorschlag der Stadtverwaltung gefolgt waren, das DRK als neuen Träger für die Oase zuzulassen. Uhlendorf kritisiert, dass in der Ausschussvorlage lediglich auf ein intransparentes verwaltungsinternes Auswahlverfahren verwiesen werde und weiter nicht ersichtlich sei, „warum genau das Deutsche Rote Kreuz sich gegen die beiden anderen potenziellen Träger AWO und Junikum durchsetzen konnte“. Der Vater hofft, dass mit der Übernahme in der Oase alles so bleibt wie vorher und fragt weiter: „Warum genau werden die Karten so neu gemischt, obwohl doch offensichtlich das DRK auch noch andere Einrichtungen in Gladbeck hätte übernehmen können?“
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Rainer Weichelt, Erster Beigeordneter, hatte in der öffentlichen Ausschusssitzung in der Stadthalle darüber informiert, dass über Trägervergaben durch die Stadtverwaltung generell nicht öffentlich, sondern verwaltungsintern, in Abstimmung mit den beteiligten Fachabteilungen, entschieden werde. Auf Nachfrage im Ausschuss, welche Punkte ausschlaggebend gewesen seien, machte Weichelt aber deutlich, dass zunächst Konsens war, dass die Kita-Trägerlandschaft in Gladbeck durch einen neuen Anbieter bereichert werden sollte. Junikum und DRK hätten beide gute Konzepte vorgelegt, Junikum mit einem mehr sozialräumlichen Ansatz. Letztlich entscheidend gewesen sei, dass das Junikum erst kürzlich eine Kita eröffnet (Oer-Erkenschwick) und wenig praktische Erfahrung habe. Anders das DRK Gladbeck, das auf ein bereits über Jahre erprobtes DRK-Kita-Konzept aufsatteln könne (260 Einrichtungen in Westfalen-Lippe).
Erster Beigeordneter: Weder Personal noch Eltern müssten sich Sorgen machen
Letztlich das Zünglein an der Waage, so machte Weichelt deutlich, sei die Absicht gewesen das DRK als Kita-Träger zu etablieren, da der gemeinnützige Hilfsverein die Trägerschaft einer weiteren Kita in Gladbeck beabsichtige, dort auch ins Gebäude investieren wolle. Der Erste Beigeordnete unterstrich im Gespräch mit der WAZ, dass sich weder Kita-Personal noch Kita-Eltern vor dem Trägerwechsel fürchten müssten. Das DRK stehe für ein wertschätzendes menschliches Miteinander und Leitbild. „Wir haben einen sauberen Betriebsübergang verabredet und das DRK hat zugesichert, dass es die Einrichtung im Prinzip nicht verändern werde.
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Das versichert Stefan Walter auf Anfrage der WAZ. „Wir wollen alle Mitarbeitenden in der Oase zu gleichen Bedingungen weiter beschäftigen“, so der Geschäftsführer des DRK Gladbeck. Auch erprobte bisherige pädagogische Konzepte sollen beibehalten werden. „Wir schätzen die bisherige Arbeit sehr.“ Für das Personal, Eltern und Kinder werde sich nichts wesentlich ändern. Walter hatte im Ausschuss mit einem Vortrag das DRK als Kita-Träger mit den wichtigsten Rotkreuz-Grundsätzen als Profilelementen präsentiert. Darunter Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit und Universalität.
„Wir werden jetzt auf die Einrichtung zugehen, um uns vorzustellen“, so Walter weiter. Das habe man vorab bewusst nicht getan, um keine Unruhe vor der Trägerentscheidung zu schüren. „Keiner muss sich Sorgen machen, mit allen wird geredet und alle sollen mitgenommen werden“, damit der zum 1. August 2023 beabsichtigte Trägerwechsel reibungslos gelinge.