Gladbeck. Feuerwerk an Silvester scheidet auch in Gladbeck die Geister. Ein Verbot oder eine alternative Lösung sind immer wieder im Gespräch.
Des einen Freud’, des andern Leid: Während manche Menschen in Gladbeck nur zu gerne mit Raketen und Böllern ein neues Jahr begrüßen, würden Kritiker die Knallerei am liebsten auf Nimmerwiedersehen zum Mond schießen. Zu letzteren gehören die Bündnisgrünen. Sie haben statt eines strikten Neins einen Kompromiss auf Lager.
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„Die deutsche Umwelthilfe warnt seit langem vor erhöhten Feinstaubwerten und setzt sich für ein Verbot bzw. eine Einschränkung des Feuerwerks ein“, so die Grünen. Sie führen als weitere Gegenargumente seit Jahren zudem die Lärmbelästigung für Mensch und Tier sowie die Unfallgefahr an. Nicht zu vergessen: haufenweise Müll, der nach dem Feuerwerk auf den Straßen zurückbleibt. Muss das alles denn sein? Das fragen Befürworter eines Feuerwerk-Verbots zu Silvester.
Gladbecker Stadtsprecher: „Die Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz erlaubt Feuerwerk zum Jahreswechsel!“
Aber David Hennig, Sprecher in der Stadtverwaltung Gladbeck, weist darauf hin: „Die Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz erlaubt Feuerwerk zum Jahreswechsel. Die Stadtverwaltung hat da rechtlich keine Handhabe.“ Einen Eingriff in diese Freiheit habe es jedoch schon gegeben. „2020 durften wegen Corona keine Feuerwerkskörper verkauft werden“, so Hennig. Mit diesem Verbot sollten Menschen-Ansammlungen in der Silvesternacht unterbunden werden. Denn wo keine „Bengalische Fackeln“, Sternenregen & Co., da ist auch nichts in Gesellschaft zu gucken.
Ob Ende diesen Jahres wieder Knaller-Fans zwangsmäßig mit leeren Händen dastehen werden, vermag Hennig nicht einzuschätzen. Er meint: „Am 25. November endet die pandemische Lage. Wir müssen abwarten, wie sich die Corona-Situation weiter entwickelt.“
Simone Steffens von den Gladbecker Grünen regt Tabu-Zonen an, in denen keine Raketen gezündet werden dürfen. Diese Verbotsbereiche, so betont Hennig, „gibt es ja schon“: „Um Kirchen, Krankenhäuser, Kindergärten, Altenheime und in der Nähe von Reetdächern.“ Der Rathaussprecher fügt hinzu: „Und wir haben im Stadtgebiet keine bestimmten Orte, an denen sich größere Gruppen versammeln.“ Daher bestehe aus Verwaltungssicht keine Notwendigkeit, zusätzlich „etwas zu reglementieren“.
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Steffens bringt statt eines kompletten Verzichts ein „zentrales Event“ als Vorschlag auf den Tisch: „Die Stadt organisiert einen Pyrotechniker für ein Feuerwerk an einem schönen Ort in Gladbeck, zum Beispiel in Wittringen.“ Denkbar sei beispielsweise auch eine Lasershow. Unter freiem Himmel könnten Corona-Regeln, wie Abstand halten, greifen. Denn, das räumt Steffens durchaus ein: „Feuerwerk ist ja auch schön und eine Tradition.“
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Allerdings sagt die Grüne ebenso: Bei steigenden Corona-Zahlen wäre ein „zentrales Event kontraproduktiv“. Aber: „Diese Option bleibt für uns.“ Im Gegensatz zur Stadtverwaltung, die laut Hennig nichts dergleichen plant.
Feuerwehr-Einsätze an Silvester
Die Einsätze der Feuerwehr Gladbeck zum Jahreswechsel scheinen sich zahlenmäßig in den vergangenen drei Jahren auf einem konstanten Level zu halten. Rathaussprecher David Hennig bemerkt: „Bei der Gesamtzahl tut sich nicht viel.“
Ein Blick auf die Details: Zum Jahreswechsel 2018/2019 wurde die Feuerwehr zu sieben Einsätzen gerufen. Der Notarzt war achtmal unterwegs, Krankentransporte 14 Mal. Für Rettungswagen weist die Statistik 22 Fahrten auf. Unterm Strich waren es 51 Einsätze. Die Zahlen für 2019/2020: Feuerwehr 15, Rettungswagen 20, Notarzt sechs, Krankentransport neun. Macht in der Summe 50 Einsätze. Jahreswechsel 2020/2021: Feuerwehr neun, Rettungswagen 26, Notarzt und Krankentransport jeweils neun – also insgesamt 53.
Unabhängig von der Pandemie-Situation appellieren die Grünen an die Bevölkerung, es Silvester nicht zu bunt zu treiben. Immerhin habe das deutsche Bundesumweltamt ermittelt, dass jährlich rund 4500 Tonnen Feinstaub (PM10) durch Feuerwerkskörper freigesetzt werden: „Das entspricht in etwa 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge.“ Dazu David Hennig: „Uns liegen Messungen zugrunde, dass Gladbeck seit Jahren den Grenzwert einhält.“ Die Messstellen seien ja inzwischen sogar schon abgebaut. Die EU-Richtlinie gibt einen einzuhaltenden Tagesmittelwert für PM10 von 50 µg/m³ (Mikrogramm pro Kubikmeter) bei 35 zugelassenen Überschreitungen im Kalenderjahr vor. Der Jahresmittelwert für PM10 beträgt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Hennig: „Einzelne Tagesspitzen, wie an Silvester, haben keinen großen Einfluss auf die Tageswerte.“
Grüne appellieren an die Bevölkerung
Auch das angesprochene Müllproblem betrachtet der Verwaltungssprecher gelassen: „Jedes Jahr landen üblicherweise irgendwo Böller und Raketen. Wir haben dann etwas mehr Müll.“
Steffens hofft auf Einsicht in der Bevölkerung. Um den Menschen die Nachteile des sprühenden und knallenden Spektakels vor Augen zu führen, könnten Aufklärung und Informationen zum sparsamen Einsatz von Knallern und Böllern helfen.