Gladbeck. Feiern am Ehrenmal in Wittringen, Randale am Restaurant: Die Zustände in Gladbecks Parkanlage rufen Empörung hervor. Jetzt gibt es Konsequenzen.
Empört reagierte WAZ-Leserin Beate Nienhaus, als sie jetzt am Ehrenmal in Wittringen spazieren ging. Laute Musik, Foto-Shooting und Feier an dieser Stelle – einfach „pietätlos“. Das ist aber nicht der einzige Stein des Anstoßes auf dem Areal der Freizeitanlage in Gladbeck, der die Gemüter erhitzt. Man denke nur ans zeitweise geschlossene Tor am Museum.
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Besucher, die beispielsweise dem Spielplatz oder Rondell am Schlossrestaurant eine Visite abstatten wollten, sollen eine unerfreuliche Erfahrung gemacht haben: Sie mussten zeitweise draußen bleiben. Es soll auch vorgekommen sein, dass Familien eingeschlossen worden seien. Davon hat Stadtsprecher David Hennig nichts erfahren. Wohl aber kennt er das Tor-Arrangement. Erklärung: „Die Verwaltung hat mit dem Restaurant-Pächter abgesprochen, dass er es ab 23 Uhr und an den Ruhetagen montags schließt.“ Da dann weder das städtische Museum noch die Vogelinsel „besuchbar“ seien, stelle diese Vereinbarung kein Problem dar. Und Spielplätze gebe es noch andere.
Pächter: „Die Stadt weiß von diesen Vorgängen. Aber was soll sie machen?“
Auf Facebook kursieren Zustimmung und Kritik an dieser Regelung. Pächter Goran Kosevic ist ausgesprochen erbost: „Hier passiert so viel. Immer wieder landen Stühle und Tische im Wasser.“ Es sei kaum zu glauben, „was hier nachts los ist“. Viele Autos steuerten den benachbarten Parkplatz an, Menschen brächten Essen und Trinken mit, um es sich auf dem Mobiliar der Außengastronomie gemütlich zu machen; Unbekannte hätten auch schon das Gebäude beschmiert. „Die Stadt weiß von diesen Vorgängen. Aber was soll sie machen?“, so Kosevic. Er sagt mit Nachdruck: „Hier ist so viel Gesocks unterwegs. Ich zahle Pacht, und es ist mein gutes Recht, mein Eigentum zu schützen. Also schließe ich das Tor ab.“
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Nicht nur das erbost das Publikum. „Viele Spaziergänger“ seien wegen der Vorgänge am Ehrenmal entrüstet gewesen, berichtet die besagte Leserin. Fröhliches Treiben ausgerechnet an dem Ort, an dem der Gefallenen und Opfer von Krieg und Faschismus gedacht wird? Das stößt manchen Menschen sauer auf. Hennig meint: „Unabhängig von der Nationalität wird es manchmal so sein, dass vielen der Hintergrund nicht bewusst ist.“ Dabei gebe es jedes Jahr am 9. November eine entsprechende Gedenkveranstaltung. Aber: „Nicht jeder weiß, wofür das Ehrenmal steht. Diese Kenntnis kann man wohl auch nicht voraussetzen.“
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Hinzu komme, dass die Gedenkstätte mitten in der Parkanlage rund ums Wasserschloss Wittringen liege. Es handele sich um ein Mischareal, in dem auch die Freizeitnutzung – wie eben Foto-Shooting – erlaubt ist. „Wir haben hier keine Friedhofsanlage – das wäre etwas völlig anderes“, sagt Hennig.
Benimmregeln
Auch wenn auf der Freizeitanlage Wittringen vieles erlaubt ist, hat eine Benimmregel oberste Priorität. „Man sollte Rücksicht auf andere nehmen. Schön wäre, wenn die Menschen einander nicht behelligten“, so Stadtsprecher David Hennig.
Ein weiterer Aspekt, den das Publikum beherzigen sollte: Müll vermeiden. Wenn Abfall bei einem Besuch entstanden sei, solle der Unrat entweder in einem Papierkorb landen oder mit nach Hause zur Entsorgung genommen werden.
Gerne, so weiß der Rathaussprecher, nutzten vor allem Hochzeitspaare die Kulisse des pittoresken Wasserschlosses Wittringen oder andere Orte auf dem Gelände. Gegen Foto-Shootings spreche nichts, „das Spielen von Musik fällt unter Brauchtum“: „Das ist laut Ordnungskatalog nicht ahndungsfähig, da haben wir rechtlich keinen Zugriff.“ Wer Zigarettenkippen und Müll in die Landschaft werfe, könne jedoch durchaus belangt werden. Allerdings: „Der Verursacher lässt sich nicht immer nachvollziehen.“
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Hatte der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG) im Sommer über eine starke Vermüllung – vor allem über Konfetti und zerbrochene Flaschen – in Wittringen informiert, sagt Hennig heute: „Das kommt selten vor. Es ist nicht so, dass regelmäßig nach Hochzeitsgesellschaften Scherben zusammengekehrt werden müssen.“ Das Beschwerdeaufkommen sei niedrig: „Der KOD hatte zwei Hinweise im Jahr.“ Der Kommunale Ordnungsdienst sei täglich vor Ort und „macht selten eine Feststellung“.