Gladbeck. Corona-Tests müssen Bürger inzwischen selbst bezahlen. Wie wirkt sich das auf die Impfbereitschaft aus? Stadt Gladbeck plant weitere Impfaktion.

Mit dem Ende der kostenlosen Corona-Tests war auch die Hoffnung verbunden, dass sich mehr Menschen gegen das Virus impfen lassen. Doch hat das in Gladbeck funktioniert, entscheiden sich nun mehr Menschen für eine Impfung, um etwa beim Theater- oder Restaurantbesuch kein zusätzliches Geld für einen Test ausgeben zu müssen?

„Dieser Effekt ist bisher nicht eingetreten“, berichtet Dr. Gregor Nagel, Mediziner im Hausarztzentrum Butendorf und Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes. Pro Woche werden in seiner Praxis 120 bis 150 Spritzen mit dem Vakzin gegen das Coronavirus gesetzt. „Dazu zählen aber neben Erst- auch Zweit- und Auffrischungsimpfungen.“ Die Zahl der Impfungen habe sich aber im Vergleich zu der Zeit, als die Tests noch kostenlos waren, nicht verändert.

Erstmals lassen sich jetzt meist Jüngere noch impfen

Diejenigen, die sich nun noch eine erste Impfung abholen, seien überwiegend Jüngere. „Es sind zum Teil Heranwachsende, zwölf- bis 16-Jährige, die noch nicht all zu lange in der Gruppe derer sind, für die der Impfstoff freigegeben ist“, so Nagel. Zum Teil höre er aber auch Argumente wie bisher fehlende Zeit für eine Immunisierung. Nur noch mit Ausnahme ließen sich Ältere jetzt noch erstmals impfen.

403.040 Menschen vollständig geimpft

Patienten fragen nun auch vermehrt die Antikörper-Bestimmung nach. „Aber nicht unbedingt, um zu wissen ob eine Booster-Impfung nötig ist“, so Hausarzt Dr. Gregor Nagel, sondern oftmals als reine Erfolgskontrolle der Impfung. Bei einem Patienten gebe es mehr, bei anderen weniger Antikörper. „Das Ergebnis ist aber allenfalls eine Aussage für den Moment.“

Von den Impfstellen im Kreis Recklinghausen sind aktuell 403.040 Menschen vollständig geimpft worden. Diese Zahl beinhaltet die Impfungen bis zum 17. Oktober, neue Werte werden erst kommende Woche veröffentlicht. In der Woche davor waren 400.447 Menschen vollständig immunisiert. Im Kreis Recklinghausen leben (Stand 31.12.2020) 613.599 Menschen.

Für Frauen und Männer über 70 steht vielmehr bereits die Booster-Impfung an. „In den Pflegeheimen sind wir mit den Auffrischungsimpfungen für unsere Patienten bereits durch“, berichtet Nagel. Die Nachfrage bei den über 70-Jährigen sei groß, nach Absprache sei der Booster auch bei Jüngeren möglich, aber: „Bei dieser Gruppe ist die Erstimpfung meist noch keine sechs Monate her.“

Stadtverwaltung geht von weiterem Bedarf an Erstimpfungen aus

Die Stadt Gladbeck plant indes eine weitere große Impfaktion. „Es gibt einige Menschen, die wir mit Hausarztimpfungen nicht erreichen können“, so Christiane Schmidt, Kommunikationschefin im Rathaus.

Um mehr Menschen gegen Corona zu immunisieren, plant die Stadt Gladbeck nun eine weitere Impfaktion.
Um mehr Menschen gegen Corona zu immunisieren, plant die Stadt Gladbeck nun eine weitere Impfaktion. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Es gebe einige Menschen, die keinen eigenen Hausarzt haben oder nicht wissen, an wen sie sich wenden können. „Wir glauben, dass es weiterhin Bedarf gibt, auch an Erstimpfungen.“ Ein genaues Datum für die Aktion stehe derzeit allerdings noch nicht fest. Sie soll auf jeden Fall aber noch in diesem Jahr stattfinden, sehr wahrscheinlich im November.

Impfaktion soll wahrscheinlich in der Stadthalle stattfinden

Als Ort denkt die Stadtverwaltung aktuell an die Stadthalle. „Aufgrund der aktuellen Witterung soll die Impfaktion drinnen durchgeführt werden“, so Schmidt. Denn bei den vergangenen beiden Aktionen auf dem Rathausplatz standen die Menschen zum Teil eineinhalb Stunden in einer Warteschlange. „Bei Regen funktioniert das nicht.“ Warum die Menschen sich lieber so lange Zeit in die Warteschlange stellen, anstatt sich beim Hausarzt immunisieren zu lassen, bleibt auch für Mediziner Nagel rätselhaft.

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Aufgrund der Erkenntnisse bei der Impfaktion ist für die Stadt Gladbeck eine weitere Anfang des kommenden Jahres vorstellbar. Der erneute Einsatz eines Impfbusses, den die Stadtverwaltung zuletzt von der Stadt Bottrop ausgeliehen und damit Schulen und Moschee angesteuert hatte, ist indes nicht angedacht. „Wir planen jetzt eine große Aktion mit vielleicht um die 400 Impfungen, da ist ein Impfbus zu klein“, so Christiane Schmidt weiter.