Der Corona-Bürgertest kostet ab sofort Geld. Das soll weiteren Impfanreiz schaffen. Was Testzentrenbetreiber und Experten dazu sagen.
Ab sofort müssen Bürgerinnen und Bürger für einen Corona-Schnelltest in die eigene Tasche greifen. Doch mit welchem Preis müssen die Menschen in Gladbeck rechnen, wenn sie ab dem 11. Oktober eine der Testmöglichkeiten in der Stadt aufsuchen? Eine feste Preisvorgabe ist in NRW für die Bürgertests nämlich nicht vorgesehen.
Fakt ist: Wer nun ein Restaurant oder eine Veranstaltung besuchen will und nicht geimpft ist, der muss sich testen lassen und die Kosten dafür selber übernehmen. Denn für ganz viele Bereiche des öffentlichen Lebens gilt eben die 3G-Regel – man muss geimpft, genesen oder getestet sein. Der Bund hofft, dass die neue Regelung doch noch einige Unentschlossene dazu bewegen könnte, sich impfen zu lassen. Ausnahmen von der Kostenpflicht gibt es lediglich für Menschen, für die es noch kein Impfangebot gibt und für die, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.
Die Hoffnung: Menschen ziehen das kostenlose Impfangebot den kostenpflichtigen Tests doch noch vor
Die Hoffnung, dass Menschen nun vielleicht doch das kostenlose Impfangebot den Tests, die man ja für viele Gelegenheiten benötigt, vorzieht, hegt auch Apotheker-Sprecherin Dorothee Pradel. „Wenn man mal überlegt, eine Familie mit mehreren Kindern möchte essen gehen, das kann richtig teuer werden“, so Pradel. Sie rechnet allerdings auch damit, dass sich das Testaufkommen nun drastisch reduzieren wird – auf etwa ein Drittel des bisherigen Aufkommens.
Was die Kosten für die Schnelltests angeht, hält Pradel eine Preisspanne von 14 bis 18 Euro für realistisch. „In dieser Höhe wird sich das wohl in den Apotheken abspielen“, schätzt sie. Dieser Preis entspreche ungefähr der Summe, die im Moment auch noch für einen Test abgerechnet werden kann. In den Herbstferien könnte es ihrer Einschätzung nach dazu kommen, dass vermehrt Kinder und Jugendliche die Tests in Anspruch nehmen, weil die regelmäßigen Test in den Schulen entfallen. Für viele Ferienangebote werde aber wohl ein Nachweis benötigt. „Wie es dann nach den Ferien weitergeht, müssen wir abwarten, auch was den endgültigen Preis für die Tests angeht. Eine genaue Einschätzung wird da erst in einigen Wochen möglich sein.“
Das DRK in Gladbeck wird beide Testzentren weiter betreiben
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Das Deutsche Rote Kreuz wird weiterhin mit zwei Testzentren in Gladbeck vertreten sein – an der Europastraße und an der Bottroper Straße in der Innenstadt. „Für den Schnellest werden wir ab Montag 11,50 Euro berechnen“, sagt DRK-Geschäftsführer Stefan Walter. Zudem ändern sich die Öffnungszeiten im Testzentrum an der Bottroper Straße 6. „Der Dienstag war immer unser schwächster Tag, da werden wir deshalb schließen. An den anderen Tagen ist von 9 bis 16 Uhr geöffnet.“
Kritisch sieht der DRK-Chef, dass in der neuen Testverordnung einige Dinge noch nicht konkret festgehalten sind. So zum Beispiel die Frage, ob auch Geimpfte zahlen müssen. Walter: „Auch Geimpfte müssen ja bei einigen Gelegenheiten nach wie vor einen Test vorweisen.“ Noch ungeklärt sei auch das Verfahren bei Menschen, die sich nicht impfen lassen können. „Welchen Nachweis müssen sie haben, und wie rechnen wir solche Fälle ab? Es gibt noch einige offene Fragen“, kritisiert Stefan Walter.
Das kosten die Tests am Festplatz und an der Burgstraße in Gladbeck
Im Drive-In-Testzentrum am Festplatz an der Horster Straße wird der Schnelltest ab Montag 9,50 Euro kosten. „An den Öffnungszeiten werden wir erst einmal nichts ändern und schauen, wie sich die Situation entwickelt. Auch PCR-Tests werden wir dort weiter anbieten“, sagt Patrick Schürhoff vom Schnelltest-Dienstleister Testcov. Im Moment geht auch er davon aus, dass das Testaufkommen in nächster Zeit zurückgehen wird. „Allerdings kommt jetzt die kalte Jahreszeit und vieles wird wieder in geschlossenen Räumen stattfinden. Da muss man die Entwicklung einfach abwarten.
Ein Plakat an der B 224 Höhe Wittringen weist darauf hin, was der Test ab Montag am auf der Burgstraße parkenden Testbus kosten wird: zehn Euro.
Mediziner Gregor Nagel hofft, dass jetzt vor allem junge Leute doch noch über eine Impfung nachdenken könnten
Übersicht über die Testmöglichkeiten
Kostenlos bleiben die Tests ab dem 11. Oktober für Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, sowie Kinder bis zwölf Jahren. Jugendliche unter 18 Jahren können voraussichtlich noch bis Ende des Jahres einen kostenlosen Test machen lassen, weil sie erst später ein Impfangebot erhalten haben.
Einen Überblick über die Testmöglichkeiten in Gladbeck bietet der Kreis Recklinghausen auf seiner Homepage unter www.kreis-re.de/corona.
Dass die Bürgertests ab Montag Geld kosten werden, habe bislang noch keine Auswirkungen auf die Situation in den Hausarztpraxen, so die Einschätzung von Gregor Nagel, Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes. Für ihn ist aber durchaus vorstellbar, dass in den kommenden Wochen doch noch vor allem jüngere Leute das Impfangebot annehmen könnten. „Der Effekt könnte sich einstellen, sobald sie merken welche Kosten jetzt auf sie zukommen“, meint der Mediziner. Der Trend zum vermehrten Impfen sei auch bereits in der Ferienzeit spürbar gewesen und auch durch die Einführung der 2G-Regel an einigen Stellen.
Von einer verstärken Nachfrage in den Praxen nach Attests, die eine Impfung ausschließen, geht Nagel erst einmal nicht aus. „Ich müsste auch sehr lange nachdenken, bis mir überhaupt medizinische Gründe einfallen, die gegen eine Corona-Impfung sprechen.“ Und so genannte Gefälligkeitsatteste sollten absolut tabu sein. „Im Hausarztzentrum Butendorf wird es sie auf keinen Fall geben!“, betont er.
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