Gladbeck. Drei junge Frauen haben Pferde auf dem Hof Schulte-Pelkum in Gladbeck stehen. Der wird für den Bau der A 52 abgerissen. Wie es dann weitergeht.

Der Hof Schulte-Pelkum in Gladbeck ist für die Schwestern Angelique und Lena Jochum seit Jahren so etwas wie ihr zweites Zuhause. Ihre Pferde stehen nämlich dort. Und jeder, der Pferde liebt, der weiß, was das bedeutet: Man verbringt fast genauso viel Zeit am Stall und bei den Tieren wie zuhause in den eigenen vier Wänden. Dass ihr kleines Pferdeparadies in einigen Jahren verschwunden sein wird, abgerissen, weil dort das Autobahnkreuz der A 52 geplant ist, können sie immer noch nicht fassen. Aber: So ganz haben die Pferdenärrinnen die Hoffnung auf eine gute Lösung noch nicht aufgegeben.

Auf dem Hof Schulte-Pelkum in Gladbeck stehen einige Pensionspferde

Landwirtschaft betreibt die Familie Schulte-Pelkum auf dem über 1100 Jahre alten Hof-Areal schon seit einigen Jahren nicht mehr. Die Felder sind an andere Landwirte verpachtet, Schweine und Kühe gibt es nicht mehr auf dem Hof. Dafür aber Pensionspferde. Der Kaltblüter von Patrizia Wahl beispielsweise steht schon seit etlichen Jahren dort. Lena Jochum betreut seit sieben Jahren den Araber Khalig Sabrouk, kurz und liebevoll Bubi genannt. Und auch ihre Schwester Angelique hat ihre Pferde hier stehen. Das Minishetlandpony Lydia ihrer Tochter Lina ist dabei der Winzling auf der Weide.

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Die jungen Frauen geraten geradezu ins Schwärmen: „Hier geht es absolut familiär zu. Die Schulte-Pelkums sind wunderbare Leute“, sagt Lena Jochum. Für die Zwanzigjährige ist es unvorstellbar, dass der Hof nun verkauft und vielleicht schon bald verschwunden ist. Viele schöne Erinnerungen verbinden die Frauen mit dem Hof. „Meine Nichte Lina hat auf Bubi das Reiten gelernt, da konnte sie noch nicht richtig laufen“, erzählt Lena Jochum. Mittlerweile ist Lina sieben Jahre alt – und sitzt so sicher im Sattel, dass sie mit ihrem Minishetty sogar alleine durch die Gegend zuckelt. „Das macht sie gut. Auf den ruhigen Wegen hinter dem Hof kann auch nichts passieren“, sagt ihre Mutter. Manchmal reitet Lina sogar zu dem großen Spielplatz im Wittringer Wald. Da wird das Mini-Pony dann angebunden und muss warten, bis seine kleine Besitzerin vom Rutschen und Schaukeln zurück ist und es wieder zum Stall geht.

Es gibt am Hof gute Möglichkeiten zum Ausreiten

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Auf den ersten Blick sollte man gar nicht meinen, dass das Areal um den alten Hof so gute Möglichkeiten zum Ausreiten bietet. Schließlich liegt das Gebäude mit dem kleinen Stall an der rechten Seite schon ziemlich eingequetscht zwischen A 2 und B 224. „Das täuscht aber“, erklärt Lena Jochum, „hier gibt es tolle Reitmöglichkeiten über die Feldwege, durch Wittringen und auf der Halde. Ich war mit Bubi einmal mehr als vier Stunden unterwegs, weil ich überhaupt nicht auf die Zeit geachtet habe. Die Schulte-Pelkums waren schon kurz davor, eine Vermisstenanzeige aufzugeben“, erzählt sie und lacht.

Das Geräusch des vorbei sausenden Verkehrs auf Autobahn und Bundesstraße stört die Pferde-Frauen überhaupt nicht. „Das hören wir schon gar nicht mehr“, sagt Angelique Jochum. Und auch die Pferde seien absolut daran gewöhnt. Das habe sogar Vorteile, weil die Tiere sehr gelassen auf Alltagsgeräusche reagierten und so sehr gut im Gelände und an Straßen zu händeln seien. „Hier sind sogar schon Rettungshubschrauber auf der Koppel gelandet. Das bringt die nicht aus der Ruhe“, so Lena Jochum.

Die Pferde werden im Offenstall gehalten – das soll auch so bleiben

Investor für Hof-Umsiedlung gesucht

Was Lena und Angelique Jochum freut, ist die, wenn auch kleine Chance, dass das Hofgebäude vielleicht doch noch zu retten ist – in dem man es abträgt und an einer anderen Stelle wieder aufbaut, zum Beispiel in einem Freiluftmuseum. So könnte es dem Abriss entgehen. Dazu müsste allerdings ein Investor gesucht werden.

Sollte sich ein Finanzier zum Erhalt des Hofes Schulte-Pelkum finden, ist die neue Eigentümerin des Hofes, die Autobahngesellschaft des Bundes, Niederlassung Westfalen in Bochum, zuständig. A 52-Projektleiter bei der Autobahngesellschaft ist Michael Faubel.

Weitere Informationen unter www.autobahn.de/westfalen.

Dass sie mit den Pferden in absehbarer Zeit umziehen müssen, macht die Frauen schon sehr traurig. „So ein kleiner, familiärer Stall wird schwer zu finden sein“, sind sie überzeugt. „Die Pferde werden hier im Offenstall gehalten. Das heißt, sie können selber entscheiden, wann sie nach draußen wollen. Und daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern“, sagt Lena Jochum.

Ihre – kleine – Hoffnung im Moment: Die Familie Schulte-Pelkum baut auf dem Areal ein neues Haus, in das sie umziehen wird, wenn der Abriss des Hofs ansteht. „Vielleicht ist da dann auch Platz für einen neuen Stall“, hofft Angelique Jochum. Genaueres wisse man aber noch nicht, da wohl noch nicht konkret feststehe, wie viel Land für den Bau des Autobahnkreuzes benötigt wird. Bis zu einer Entscheidung sollen die Pferde aber auf jeden Fall auf dem Hof bleiben – und auch noch neue Gesellschaft bekommen. Angelique Jochum ist nämlich gerade auf der Suche nach einem weiteren Pferd für sich.