Gladbeck. Die neue Autobahn GmbH schätzt die Kosten für den A-52-Bau in Gladbeck mit Tunnel nun auf 383,4 Millionen Euro. Was den Tunnelbau so teuer macht.
Der Ausbau der B 224 zur A 52 nördlich der A 2 wird vom Bund inzwischen mit Tunnel in Gladbeck voll zugesichert – aber er wird etwa dreimal (!) so teuer werden als bislang geschätzt: Die Kosten für den 2,6 Kilometer langen Abschnitt werden nunmehr auf 383,4 Millionen statt auf 129 Millionen Euro beziffert. Das hat die neue Autobahngesellschaft bestätigt – und nennt die Bodenbeschaffenheit als wesentlichen Grund dafür.
Die Bodenuntersuchungen (Bohrungen), die im vergangenen Jahr über Monate an mehreren Stellen des Streckenverlaufs stattfanden, hätten ergeben, dass das Grundwasser im gesamten Bereich des künftigen Tunnels sehr hoch sei, so Michael Faubel. Er ist der neue A-52-Projektleiter bei der Autobahngesellschaft, Niederlassung Westfalen.
Der künftige A-52-Tunnel wird wie eine Badewanne in den Boden gebaut
Der künftige Tunnel müsse daher „wie eine Badewanne“ gebaut werden, außerdem wirke sich das hohe Grundwasser während der gesamten Bauzeit von acht Jahren aus. Vor und hinter dem Tunnel würde außerdem mit Trögen gearbeitet, bevor diese in Lärmschutzwände übergingen. Immerhin hätten die Tröge auch eine zusätzliche Lärmminderung zur Folge.
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Dies, aber auch mutmaßlich weiter steigende Baupreise und überhaupt eine erstmals deutlich detailliertere Berechnung durch die kürzlich abgeschlossene Machbarkeitsstudie, führten zu der höheren Kostensumme, so Faubel. Immerhin liege diese neue Kostenschätzung mit 383,4 Millionen Euro für den 3. Bauabschnitt mit Tunnel immer noch sechs Millionen unter den Kosten für die Galerie-Lösung, was den Bund im wesentlichen zu seiner Kosten-Komplettübernahme veranlasst habe. Ausschlaggebend sei aber ebenso gewesen, dass die Tunnellösung auch die ökologisch wie stadtgestalterisch bessere Variante sei.
Ab 2023 soll im südlichen Abschnitt gebaut werden, ab 2027 im Norden
Fotomontagen- So soll der A 52-Tunnel in Gladbeck aussehen
Er habe keinen Zweifel, so der Projektleiter, dass der Bund auch angesichts der deutlich höheren Summe bei seiner Zusage bleibe, die final erst mit der Genehmigung der Vorentwurfplanung komme. Mit dieser Planung sei nun begonnen worden, sie soll Mitte 2022 abgeschlossen werden. Danach beginnt das Planfeststellungsverfahren. Als Starttermin für die Bauarbeiten hat man das Jahr 2027 im Blick – nachdem der ab 2023 begonnene Bau des 1. Bauabschnitts südlich der A 2 und des 2. Bauabschnitts mit dem Autobahnkreuz bei Wittringen fertig gestellt sein soll. Die Bauarbeiten bis zur Stadtgrenze GE-Buer sollen dann acht Jahre dauern (bis 2035). Während dessen soll der Verkehr mit zwei Fahrspuren pro Richtung weiter fließen können.
Mit großen Zeitverzögerungen durch Einwendungen bei den Planfeststellungsverfahren und möglichen Klagen rechnet man bei der Autobahn GmbH nicht – auch wenn es beim Südteil bereits 2300 und für das Autobahnkreuz 1800 Einwendungen gebe. Faubel: „Wir sind gut aufgestellt und rechtlich auf der sicheren Seite.“ Was Bürgerbeteiligung und Kommunikation anbelangt, verweist der Projektleiter auf die neue Website der Autobahngesellschaft (autobahn.de/westfalen/projekte) – u.a. mit einem „Projektatlas“ zur A 52. Herzstück ist eine umfassende 3D-Visualisierung der geplanten Trasse mit ihren drei Abschnitten zwischen dem Kreuz Essen-Nord und der Anschlussstelle Gelsenkirchen-Buer-West.
Bundesautobahn GmbH stellt der A-52-Projekt auf einer neuen Website dar
Hier stehen viele verschiedene Standorte entlang des zukünftigen Streckenverlaufs zur Verfügung, die jeweils eine 360-Grad-Rundumsicht auf die neue Autobahn und den Tunnel bieten. Besonders interessant ist der Austausch mit den Bürgern: Interessierte können direkt Fragen stellen und Anregungen geben. Diese werden dann beantwortet und auch auf der interaktiven Karte an der passenden Stelle veröffentlicht.
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Für Gladbeck, so Baurat Dr. Volker Kreuzer, sei es sensationell, dass sich der Bund nach all den Jahren der Meinung der Stadt anschließe. „Hinter der Positionierung ,mit Tunnel` kommt man nie wieder zurück.“ Für die städtische Planung gebe die Entscheidung Sicherheit, was die Entwicklung auf und neben dem Tunnel anbelangt. „Wir haben viele Ideen und Szenarien – im Mittelpunkt steht eine Stadtstraße auf dem Tunneldeckel.“
In der Politik stößt die Zusage des Bundes, den A-52-Tunnel zu bauen, auf Zustimmung
In der Politik stößt die „Wende“ beim Bund auf Zustimmung. „Besser geht’s nicht, viele Chancen werden für die Stadt nun greifbar“, sagt CDU-Ratsfraktionschef Peter Rademacher. Beim Blick auf die deutlich höheren Kosten hege er keine Befürchtungen, dass die Stadt am Ende auf den Plänen sitzen bleiben könnte. Auch SPD-Fraktionschef Wolfgang Wedekind ist positiv gestimmt: „Das ist ein Geschenk für die Stadt, da es in Zukunft keine Baulastbeteiligung gibt.“
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Er glaube nicht, so Wedekind, dass das Projekt durch die Kostenexplosion unwirtschaftlich werde. „Der verkehrliche Lückenschluss ist für den Bund von besonderem Wert.“ Linke-Fraktionschef Olaf Jung sieht mit der Tunnelzusage die „größte Katastrophe“ für Gladbeck abgewendet, die Lage habe sich für die Stadt „immer weiter verbessert“. Risiko sei, wenn am Ende doch wegen der hohen Kosten nur der Südteil und das Kreuz gebaut würden.