Gladbeck. Der Bauernhof Schulte-Pelkum in Gladbeck weicht dem Bau der A 52. Mit ihm verschwindet ein unwiederbringlicher Teil der Gladbecker Historie.
Über 1100 Jahre alt ist der Hof, er ist einer der ältesten Ansiedlungen der Stadt: der Bauernhof Schulte-Pelkum in Gladbeck. Für den geplanten Ausbau der B 224 zur A 52 und dem Bau des Autobahnkreuzes mit der A 2 wurde er nun von der Familie verkauft. Der nun mögliche und wahrscheinliche Abriss ändert nicht nur das Gladbecker Stadtbild, sondern ist auch ein unwiederbringlicher Verlust für die Ortshistorie.
Die erste Erwähnung stammt aus der Zeit um 900 – eine Schenkung der Hofstelle an die Benediktinerabtei Essen. Hinrik to Pelkum ist 1561 der erste, der namentlich in Urkunden auftaucht. Seit 1660 gibt es eine lückenlose Stammliste der Familie, die auch den Flurnamen „Pelkumer Feld“ begründete. Schon früh kam der Hof Schulte-Pelkum aus der Leibeigenschaft heraus: Von 1714 datiert der Freibrief der Theodora v. Galen an Johann Bernard Schulte-Pelkum. Natürlich ist die Hofstelle im Gladbecker Urkataster aus dem Jahr 1823 aufgeführt und wird als Ellinghorster Hof geführt, auch wenn die Bindungen nach Butendorf stärker waren und sind.
Ursprünglich gehörten zu den Pelkumer Höfen drei Bauernhöfe
Ursprünglich handelte es sich um eine dreigliedrige Hofgemeinschaft an dieser Stelle von Ellinghorst. Zu den drei Pelkumer Höfen gehörten laut Ahnenforscher Volker Niermann: Schulte-Pelkum, to Pelkum (To Pelkum, auch: Hinrichsbauer) und Möhlmann (auch: Möllmann to Pelkum, später Böckler oder Mühlenböckler). Der Kotten Beisewiesche (später Neul) wurde bereits vor 1660 vom Hof Schulte-Pelkum abgetrennt, ebenso der Kotten Päßgen (Pesken – später Röhrken) vom Hof to Pelkum.
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Laut Niermann fiel der Hof Möhlmann bereits dem Bau der heutigen A 2 zum Opfer und wurde in den 30er Jahren abgerissen. Der Hof stand da, wo heute die Autobahnauffahrt Gladbeck ist. Der Hof to Pelkum wurde laut Niermann vor mehr als 100 Jahren in ein Mietshaus umgestaltet und brannte bereits 1914/1915 nieder. Der Grund sei an Schulte-Pelkum gegangen.
Schulte-Pelkum war einst ein Ober- oder Haupthof im Pelkumer Feld
Der Hof Schulte-Pelkum war über die Jahrhunderte ein Ober- oder Haupthof, darauf deutet der Namenszusatz „Schulte“ hin. Der Schulte oder Schulze war so etwas wie der Vorsteher, der erste Beamte der Bauernschaft und trieb für den Lehnsherrn die Abgaben ein. Der Hof Schulte-Pelkum war dabei in all den Jahrhunderten in Familienbesitz. Mehr als 30 Generationen haben seit der ersten urkundlichen Erwähnung um 900 den Hof bewirtschaftet.
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Das derzeitige Bauernhaus steht seit mehr als 200 Jahren, etwa seit 1810: ein wunderschönes Fachwerkhaus, das – an der Autobahnabfahrt gelegen – eine Art Aushängeschild für Gladbeck ist. Der Hof selbst ist ein Idyll, sieht – oder besser: hört – man mal von dem Verkehrsgetöse auf A 2 und B 224 ab. Die bisherigen Eigentümer, inzwischen im Rentenalter, waren zuletzt wohl die einzige Bauernfamilie in Gladbeck, die mit dem Vieh unter einem Dach lebte.
Zum Hof gehören 34 Hektar Ackerfläche – unmittelbar am Hof
34 Hektar Ackerfläche gehören zum Hof, auf dem bis vor wenigen Jahren Rinderzucht und Schweinemast betrieben wurden. Wie viel davon die Autobahn GmbH nun für den anstehenden Autobahnbau kaufte, ist unklar. Vor Jahren waren sechs Hektar inklusive der historischen Hofstelle im Gespräch.
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Schulte-Pelkum ist einer der wenigen Höfe, die sämtliche Flächen rund um den Hof haben – hauptsächlich zwischen A 2, B 224 und der Kösheide gelegen. Inzwischen gibt es weder Schweine noch Kühe auf dem Hof, allerdings noch einige Pensions-Pferde. Die Felder sind an andere Landwirte verpachtet.