Gladbeck. Der Zentrale Betriebshof Gladbeck wurde vor 20 Jahren an den Start gebracht. Vieles hat sich im Laufe der Zeit verändert. Neue Aufgaben warten.
Am Gebäude hat sich in den vergangenen 20 Jahren nichts geändert, stellt René Hilgner fest. Der zweite Betriebsleiter des Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) muss es wissen, ist der Wirtschaftsingenieur doch fast seit Beginn des städtischen Eigenbetriebs dabei. Aber was dort mittlerweile an der Wilhelmstraße auf die Schreibtische kommt und was auf dem Wertstoffhof sowie in der Stadt geleistet wird, das hat sich im Laufe der Jahrzehnte sehr gewandelt. Stichworte: andere Zeiten, andere Anforderungen, Fortschritt und moderne Technik.
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„Erste Überlegungen, das ehemalige Amt ,Umwelt, Verkehr und Entsorgung’ in einen Eigenbetrieb, als rechtlich selbstständig, zu führen, gab es schon seit 1995“, erinnert sich Hilgner. Doch bekanntlich will gut Ding’ Weile haben. Es sollte dauern, bis am 1. Januar 2001 der Zentrale Betriebshof Gladbeck an den Start gehen konnte. Der Experte erläutert: „Intention dieses Schritts war, Synergieeffekte und kürzere Wege zu schaffen. So waren Gebühren zuvor auf mehrere Ämter verteilt.“ Hilgner stellt klar: „Der ZBG wurde als Eigenbetrieb gegründet, aber wir erbringen Dienstleistungen für die Stadt.“
Umweltaspekte spielten beim ZBG von jeher eine Rolle
Abfallbeseitigung, Straßenreinigung, Winterdienst – das seien ursprünglich die Aufgaben gewesen. Hilgner, ein „Gladbecker durch und durch“, ist von Hause aus Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Transport, Verkehr, Logistik. Da liegt die Frage nach dem Fuhrpark auf der Hand. Der 45-Jährige weiß noch: „Am Anfang hatten wir 70 bis 80 Fahrzeuge, heute liegen wir bei 100 bis 110.“
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Wobei Laien beim Blick auf einen aktuellen Müllwagen oder Transporter der Unterschied zu einstigen Modellen nicht unbedingt ins Auge springen dürfte. Die Fortschritte stecken in den Fahrzeugen. Man denke nur an Elektrotechnik, die ZBG-Wagen über Gladbecks Asphalt schnurren lässt. Hilgner zum aktuellen Stand: „Drei moderne Fahrzeuge haben wir für alte angeschafft.“
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Umweltaspekte seien kein Zugeständnis an die Gegenwart, streicht der zweite Betriebsleiter heraus. Er sagt: „Wir haben schon immer Erdgas, wo möglich, genutzt.“ Drei Elektrofahrzeuge habe der ZBG aktuell in Betrieb, ebenso viele seien bestellt. Dabei lasse die derzeitig verfügbare Ladekapazität den guten Willen an Grenzen stoßen. „Wenn wir hier Lkw laden wollten, würde die Leitung glühen. In diesem Segment ist der Markt überschaubar“, erklärt der Fachmann, „es gibt zwar Wasserstoff-Müllfahrzeuge, aber eines würde uns 1,1 Millionen Euro kosten. Für ein normales Modell müssen wir 250.000 Euro bezahlen.“
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Einige Neuerungen rollen durch Gladbeck, die der Bevölkerung inzwischen vertraut sind. Da wären die kleinen Müllfahrzeuge und der Multifunktionstyp, der unter anderem zum Bewässern von Straßenbäumen während Trockenperioden zum Einsatz kommt. Wer hätte vor 20 Jahren daran gedacht, dass der deutsche Sommer einmal so heiß werden könnte wie in der jüngsten Vergangenheit? Aber da wir uns gerade einmal im grünen Bereich befinden: „Im Jahre 2002 kam diese Aufgabe inklusive Friedhofsunterhaltung dazu. Wir sind die Gärtner der Stadt.“ Drei Jahre später noch ein Schüppchen obendrauf: die Verwaltung des Bestattungswesens. „Das Gebiet war zuvor beim Standesamt angesiedelt. Das operative Geschäft, Verwaltung und Gebühren an einer Stelle zu bündeln, macht Sinn, weil wir dadurch kürzere Bearbeitungswege haben“, meint Hilgner.
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Er bezeichnet die Entwicklung neuer Grabformen als „eine der größten Herausforderungen im Bestattungswesen“. Denn: „Viele Menschen wollen nicht mehr auf einem klassischen Friedhof beigesetzt werden. Sie ziehen Friedwälder oder Baumbestattungen vor.“ Da geht es um Euro und Cent – auch für den ZBG. Deshalb ist Hilgner überzeugt: „Wir müssen Friedhöfe zukunftsfähig machen.“ Aber ebenso auch die alltägliche Arbeit für die mehr als 200 Beschäftigten im Büro und vor Ort. „Wir haben digital einiges angestoßen, zum Bespiel im Rechnungswesen“, nennt Hilgner ein Beispiel. Bei der Spielplatz- und Baumkontrolle greifen die Fachleute längst nicht mehr zum Blatt Papier und Bleistift, sondern holen Laptops aus der Tasche.
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Der Klimawandel macht Fachleuten zu schaffen – ein Thema, das zu Beginn des Betriebs wohl niemand auf dem Zettel hatte. So erprobt der ZBG immer wieder neue Baumarten, die den veränderten Gegebenheiten und Schädlingen gewachsen sind. Das Problem der Vermüllung hingegen „gab’s immer schon“. So seien die Depotcontainer bereits ab 2005 durch die Papiertonne vor der Haustür ersetzt worden, weil die Sammelstellen bis dahin oft als Abfall-Abladeort zweckentfremdet wurden. „Diese Veränderung hat zur Sauberkeit in der Stadt beigetragen“, sagt Hilgner. Müll-Sheriffs setzen sich mittlerweile auf die Spur von Umweltsündern, um der Verschmutzung entgegenzuwirken.
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An die Biotonne – immerhin zeitgleich mit dem ZBG in Gladbeck präsent – hat sich die Bevölkerung längst gewöhnt. Hilgner denkt zurück und vergleicht: „Anfangs hatten wir 2000 Tonnen Gewicht pro Jahr, jetzt sind wir bei 4000 Tonnen angelangt. Bei allen Fraktionen kommen wir auf 33.000 Tonnen.“
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Ins Gedächtnis eingegraben haben sich Ereignisse wie die Stürme Ela und Kyrill. Der zweite Betriebsleiter stellt fest: „Da haben wir gemerkt, dass wir eine gute Belegschaft haben. Hätten wir ZBG-Aufgaben outgesourct, hätten wir diese Leistungen fremdvergeben müssen.“ Aber die Entscheidung für den städtischen Eigenbetrieb hat sich in Hilgners Augen als goldrichtig erwiesen.