Gladbeck. . Reiner Baranowski und Michael Gonski vom ZBG sind Umweltsündern auf der Spur. Sie stöbern nach Hinweisen und verfolgen die Verursacher.

Seit einigen Wochen sind in Gladbeck Mülldetektive auf den Straßen unterwegs, um illegal entsorgten Müll zu entdecken und die Verursacher festzustellen. Sie werden oft fündig, stellte die WAZ fest.

So leicht wie in diesem Fall haben Reiner Baranowski und Michael Gonska selten einen Umweltsünder am Wickel. Direkt neben dem Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) an der Wilhelmstraße türmt sich ein Berg von Unrat: ausrangierte Stühle, Tapetenreste, Überbleibsel einer Lampe, Elektroschrott, Stoffbeutel, eine Holzlatte, aus der gefährlich Nägel ragen. Und eine Frau mit einem kleinen Jungen im Schlepptau stellt seelenruhig noch eine Plastiktüte mit Stoffklamotten obendrauf. Dann schiebt sie ihren Kinderwagen von dannen gen Innenstadt.

Die Frau scheint kein Deutsch zu verstehen

Die Mülldetektive Gonska (45) und Baranowski (53) hinterdrein. Die sprechen die Frau an, wollen ihr klar machen, dass Abfall auf Bürgersteigen und Straßen, in Wäldern und Parks nichts verloren hat. Und Sperrmüll, als das dieses Ensemble von Unrat nur bedingt gelten kann, muss angemeldet werden. Doch die Frau scheint Deutsch nicht zu verstehen. Der kleine Sohn versucht sich als Übersetzer. Schulterzucken. Aber Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Und ZBG-Mitarbeiter Christian Tenk, der die ermittelten Fälle bearbeitet, kündigt an: „Unser Aufwand wird nach einer Tabelle berechnet. 150 Euro pro Tonne. Das Verwarngeld legt das städtische Rechtsamt fest.“ Das könne zwischen 25 und 250 Euro liegen.

Jeden Tag sind sie unterwegs, erkennen mit geschultem Auge jede Dreckecke

Doch selten ertappen Gonska und Baranowski, beide seit mehr als 20 Jahren in unterschiedlichen Bereich bim ZBG tätig, Schmutzfinken auf frischer Tat. Jeden Tag gehen sie – mit Block und Stift bewaffnet – auf Streife im Stadtgebiet. Ihrem geschulten Auge entgeht kaum eine Dreckecke – und sollte ihren Argusaugen doch Unrat entgehen, melden sich Bürger – per Telefon oder Mängel-App der Stadt.

Neun Bußgeldverfahren

Neun Bußgeldverfahren wegen Mülls auf Straßen und öffentlichen Grundstücken setzte der Ermittlungsdienst beim ZBG seit Jahresbeginn in Gang.

Die Bearbeitung der Fälle geschieht im Rechtsamt der Stadt.

Entdecken die beiden Mülldetektive Abfallablagerungen auf privatem Grund und Boden, liegt das Verfahren in der Verantwortung des Kreises Recklinghausen.

„Wir fahren jeden Tag 70 bis 80 Kilometer“, berichtet Gonska. Auf ihren Pritschenwagen packen sie all das, was sie so mitnehmen können, beispielsweise verlorene Radkappen. Und immer wieder Autoreifen.

Es ist ein Kampf gegen Windmühlen

Bei größeren Ansammlungen von Müllsäcken und Unrat, den Zeitgenossen einfach im öffentlichen Raum entsorgt haben, rufen sie ihre ZBG-Kollegen wegen des Abtransports zur Hilfe. Aber vorher durchforsten Baranowski und Gonska die dreckigen und bisweilen stinkigen Hinterlassenschaften aus Holz, Papier, Schutt und anderen Materialien nach Hinweisen auf Verursacher. Ob das nicht eklig ist? „Nö“, meinen die Männer unisono. Aber frustrierend? Das geben sie schon zu. Tenk nennt den Einsatz gegen die Vermüllung gar einen „Kampf gegen Windmühlen“.

Schwerpunktstellen sind zum Beispiel Containerplätze. „Die Leutewissen, dass da regelmäßig saubergemacht wird“, sagt Baranowski. Er und sein Kollege kennen ihre Pappenheimer, steuern manche Adressen häufiger an. Im „Schmutzecken-Kataster“ sind „Hot Spots“ aufgeführt. Beispielsweise ein Haus an der Märker Straße. Gonska: „Die Bäume sind immer geschmückt mit Unterhosen und Abfall.“ Weil die Bewohner ihren Unrat einfach aus dem Fenster werfen.

„Die Leute loben unsere Arbeit“

Verursacher versucht das Duo auch durch Fragen bei Bewohnern und Nachbarn herauszubekommen. Als Denunziantentum werde das in der Bevölkerung nicht wahrgenommen. Im Gegenteil: „Die Leute loben unsere Arbeit.“ Und bei Gelegenheit verteilen Baranowski und Gonska auch Informationsflyer. Wie das Exemplar, das in mehreren Sprachen die Mülltrennung erläutert: Damit beim nächsten Mal der Müll ordnungsgemäß entsorgt wird.