Gladbeck. Der Zentrale Betriebshof Gladbeck setzt ein Nutzfahrzeug mit vielen Funktionen ein. Im Sommer sollen die Straßenbäume vom Multicar profitieren.
Dieses Fahrzeug macht seinem Namen wirklich alle Ehre: Multicar. So viele Möglichkeiten vereint es auf vier Rädern. Aufsätze zum Kehren, Streuen und Räumen im Winter nutzt der Zentrale BetriebshofGladbeck (ZBG) bereits. Funkelnagelneu ist eine weitere Funktion, die sich im Sommer auszahlen dürfte. Denn dann geht es um die Bewässerung von Straßenbäumen.
Per Joystick regelt Thomas Grigo im klimatisierten Cockpit Richtung des Gießarms, Wassermenge und Geschwindigkeit, mit der das Nass zu den vier Exemplaren Portugiesischen Kirschlorbeers am Oberhof strömt, die allerersten stadtweit. Der Computer kann jedes Detail regulieren – nur: gewusst wie!
ZBG-Mitarbeiter haben eine spezielle Einweisung für das Multicar bekommen
Der 56-jährige ZBG-Mitarbeiter hat, wie drei weitere Kollegen, eine Schulung durchlaufen, um den motorisierten Tausendsassa auf Gladbecks Straßen optimal steuern zu können. Ein bisschen technik-affin sollten diese Kollegen schon sein, meint Ralf Sonnenberg. Denn, darin sind sich der Grünexperte beim Betriebshof und Grigo einig: Immerhin rollt hier ein teures Fahrzeug mit anspruchsvoller Technik.
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„Ein Erfolgsprodukt der DDR“, so nennt es René Hilgner. Das hat seinen Preis, wie der zweite Betriebsleiter erläutert. Mit 100.000 Euro schlägt allein das Trägerfahrzeug zu Buche. Vier davon gehören zur ZBG-Flotte. Auf jedes können diverse Aufsätze montiert werden – wie eben zur Bewässerung; Kostenpunkt: 28.000 Euro. 25 Meter Schlauch und Pumpe gehören ebenfalls zur Ausstattung. Insgesamt 2000 Liter Wasser fasst der Tank. Sonnenberg: „Ein Anschluss ist an jedem ortsüblichen Hydranten möglich.“
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Zwei so ausgerüstete Multicars sind in Gladbeck auf Tour, jeweils eines im Norden und im Süden der Stadt. „Ein Fahrzeug schafft es, etwa 200 Bäume zu bearbeiten“, rechnet Sonnenberg vor. Ein Gießring wie um einen Portugiesischen Kirschlorbeer am Oberhof schluckt etwa 80 Liter in einer Minute. Pro Woche ließen sich auf diese Art 800 von insgesamt Straßenbäumen bewässern. Sonnenberg: „Was sonst zwei Leute gemacht haben, schafft jetzt einer.“
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René Hilgner schätzt die Effizienz und die Synergieeffekte dank des orangefarbenen, 1,80 Meter breiten und fünf Meter langen Helfers. Der zweite Betriebsleiter betont: „Wir wollen unser Personal schonen.“ Keine Schlepperei, die beispielsweise den Rücken quälen. Eigentlich müssen Grigo und seine Kollegen ihre fahrende Mega-Gießkanne nicht verlassen: „Den Schlauch benutzen wir nur, wenn man ganz schlecht an einen Baum herankommt.“
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Vorsicht ist dennoch geboten, denn das Gerät weckt Interesse bei Neugierigen. Fußvolk und Radler stellen sich an das Fahrzeug, um Grigo bei der Arbeit zu beobachten. Das Wässern wird bisweilen mit Stirnrunzeln und Kommentaren begleitet. „Mir wurde schon gesagt: Mach’ mir keine Wasserflecken aufs Auto“, erzählt Grigo. Er berichtet aber auch: „Manchmal fährt man in eine Straße wegen eines einzigen Baumes.“
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Grün ist gut für das Klima, das liegt Hilgner am Herzen. Und da die vergangenen trockenen und heißen Sommermonate vielen Bäumen arg zugesetzt haben, versucht es der Betriebshof eben mit hitzerobusten Sorten – siehe: Portugiesischer Kirschlorbeer. Abgase vorbeifahrender Autos, Straßenasphalt, wenig Platz. Diesen Anforderungen muss ein Baum erst mal gewachsen sein. Die frisch gesetzten Exemplare sind gut fünf Meter hoch und haben bisher acht bis zehn Lebensjahre auf dem Holz. Um die Stämme wachsen und gedeihen in voller Blütenpracht Lupinen, Klee, Sonnenhut, Mohn, wilde Malve, Schlüsselblumen, Margariten nebst anderen wilden Pflanzen. Und auch die freuen sich über eine Dusche, die ihnen Multicar-Fahrer Thomas Grigo angedeihen lässt.