Gladbeck. Mit der Pandemie gehen die Menschen ganz unterschiedlich um. Theater Glassbooth hat mit Gladbeckern einen Film gedreht. Jetzt feiert er Premiere.

Die Corona-Pandemie war für alle Menschen im vergangenen Jahr neu. Doch der Umgang mit der Krise und deren Auswirkungen sind ganz unterschiedlich. Das freie Theater Glassbooth hat sich künstlerisch mit dem Thema auseinandergesetzt. Entstanden ist ein Film, bei dem viele Gladbecker mitgemacht haben und der nun erstmals gezeigt wird.

Am Samstag, 14. August, feiert der Film „Pandemonium“ Premiere und wird am Kreativamt open air gezeigt. „Wir hoffen, dass das Wetter mitspielt“, so Jens Dornheim, künstlerischer Leiter des Theaters Glassbooth. Bei ganz schlechtem Wetter muss die Veranstaltung ausfallen. 45 Minuten ist der Film lang, um die 30 Menschen haben mitgemacht und nach einem Aufruf im vergangenen Jahr kurze, selbstgedrehte Clips eingesandt, in denen sie sich mit der Pandemie auseinandersetzen.

Jens Dornheim: „Es ist ein sehr persönlicher Film entstanden“

Zusätzlich war das Team rund um Jens Dornheim in der Gladbecker Innenstadt unterwegs, um weitere Menschen zu gewinnen, die einen Beitrag beisteuern. „Es haben tatsächlich einige spontan mitgemacht, wir sind einer totalen Offenheit begegnet“, so Schauspieler Dominik Hertrich, der ebenfalls an dem Projekt mitgearbeitet hat.

Weitere Vorstellungen im Koki

Nach der Premiere am 14. August vor dem Kreativamt soll der Film „Pandemonium“ auch im Kommunalen Kino (Koki) der VHS in der Stadtbücherei zu sehen sein.

Am 29. September soll er dort zu zwei Terminen – am Nachmittag und am Abend – gezeigt werden. Die genauen Zeiten stehen noch nicht fest.

Bei den einzelnen Sequenzen seien sehr persönliche Statements – und so auch ein sehr persönlicher Film entstanden, der aufgrund einer großen Bandbreite zeige, wie unterschiedlich die Menschen mit der Krise umgegangen seien. „Dabei ging es oft über persönliche Betroffenheit hinaus. Das macht den Film sehr menschlich“, so Jens Dornheim.

Die Beiträge der Gladbecker werden in einen Rahmenfilm eingebettet

Jens Dornheim und Dominik Hertrich nennen drei Beispiele, die sie besonders berührt haben. Da gibt es das Thema der Schwierigkeit mit der Betreuung von Senioren. Da gibt es das Paar, das heiratet „und den Schritt, sich füreinander zu entscheiden, trotz allem macht, mit Maske und in kleinem Rahmen“, so Hertrich. Dornheim erinnert sich an den auf dem Festplatz gestrandeten Zirkus im vergangenen Sommer. „Das war für die Menschen schon eine große Herausforderung.“

„Corona ist doof“ – der Ausschnitt stellt eine Sequenz des Gladbecker Filmprojekts dar.
„Corona ist doof“ – der Ausschnitt stellt eine Sequenz des Gladbecker Filmprojekts dar. © Dirk Gerigk

Die von den Gladbeckern eingereichten und dem Filmteam zusätzlich eingeholten Beiträge werden zusammengefügt mit einem Rahmenfilm, der ganz ohne Sprache funktioniert. „Die Statements verschmelzen mit den Spielfilmsequenzen“, erklärt Hertrich, der die Hauptrolle in dem Rahmenfilm spielt. „Er macht Angebote, mit welcher Perspektive wir auf diese Pandemie schauen und welche Möglichkeiten der Auseinandersetzung es damit gibt.“

30 Schicksale kommen in dem Werk zu Sprache

Oftmals drehe man sich immer nur um seine eigene Meinung. „In dem Film sieht man 30 andere Menschen, andere Einzelschicksale, die nebeneinandergestellt sind und das Bewusstsein fächern: Die Pandemie geht uns alle an.“

Ursprünglich hatte das Theater Glassbooth ein größeres Filmprojekt geplant, nachdem auch kein Theater mehr stattfinden konnte. Doch mehrere Schauspieler in einer Szene – auch das ging aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht mehr. „Also haben wir uns gedacht, machen wir doch genau das zum Thema: Menschen in der Isolation“, berichtet Dornheim.

Der Film entstand nach dem ersten Lockdown

Der Film entstand im vergangenen Jahr nach dem ersten Lockdown, die Situation war da noch anders als heute. Für überholt halten Jens Dornheim und Dominik Hertrich ihr Werk aber keineswegs. Die Einzelschicksale blieben ja bestehen, auch wenn es heute einen anderen Fokus gebe. Es sei so viel passiert, da sei es auch spannend, wie weit weg oder wie nah jedem Einzelnen die Geschehnisse von vor einem Jahr vorkämen.

Dornheim und Hertrich sind daher besonders gespannt, wie der Film, den sie als Zeitdokument bezeichnen, nun bei den Menschen ankommt. „Vielleicht stößt er ja auch Diskussionen an“, so Dornheim. Denn, da sind sich beide einig: „Die Pandemie ist noch längst nicht verarbeitet, da wir noch mitten drin sind. Es wird noch einen großen Verarbeitungsbedarf geben, sozial, wirtschaftlich und persönlich.“

Der Film wird am Samstag, 14. August, im Vorgarten des Kreativamtes am Jovyplatz gezeigt. Einlass ist ab 20 Uhr, die Vorführung soll mit Einbruch der Dunkelheit – etwa um 21.30 Uhr – beginnen. Der Eintritt ist frei, es wird um Spenden gebeten. Da nicht ausreichend Sitzplätze vor Ort sind, sollten Besucher Decken oder Stühle mitbringen. Eine Anmeldung wird aufgrund der begrenzt zugelassenen Zahl der Gäste empfohlen: info@glassbooth.de.