Gladbeck. Die Corona-Infektionszahlen schießen in Gladbeck in die Höhe. Auch in einem Senioren-Heim sind Bewohner und Pfleger betroffen – trotz Impfung.
Wieder einmal steht Gladbeck auf Platz 1 einer Liste – und diese Spitzenposition ist negativ. Für die Stadt meldet das Kreisgesundheitsamt auch am Montag die höchste Corona-Inzidenz im Kreis Recklinghausen. Mit einem Wert von 47,6 und acht nachgewiesenen Neuinfektionen liegt Gladbeck weit vorne – auch wegen Infektionen in einer Senioren-Einrichtung.
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Den vollständigen Impfschutz haben laut Statistik im Kreis Recklinghausen mehr als 53 Prozent der Einwohnerschaft, und es werden stetig mehr Menschen, die sich immunisieren lassen. Aber die Fallzahlen steigen wieder. Die so genannte Delta-Mutante verbreitet sich weiter.
Bei PCR-Tests wurden die Infektionen festgestellt
So im Vinzenzheim, in dem 80 Menschen leben. Joachim Georg, in dessen Händen die Leitung dieses Hauses liegt, bestätigt der WAZ: „Wir haben sieben Verdachtsfälle unter den Bewohnern und den Beschäftigten.“ Betroffen seien vollständig Geimpfte – in diesen Fällen handelt es sich also um Impfdurchbrüche. Während Georg noch von Verdachtsfällen spricht, stellt Lena Heimers, Sprecherin in der Kreisverwaltung Recklinghausen, klar: „Durch PCR-Tests nachgewiesene Fälle sind tatsächliche Fälle, also Infektionen.“
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„Wir testen nach wie vor alle Bewohner und die Beschäftigten“, sagt Joachim Georg. Dabei seien die Infektionen festgestellt worden. Der Einrichtungsleiter, der ebenfalls für das Marthaheim zuständig ist, berichtet: „Bei zwei Bewohnern zeigten sich leichte Symptome und Unwohlsein, die an eine Erkältung erinnern.“ Es lasse sich nicht erklären, wie das Virus ins Vinzenzheim gelangen konnte. Joachim Georg: „Das berührt uns besonders, weil wir seit Ausbruch der Pandemie hier keine Infektionen hatten.“ Das sei im Marthaheim übrigens immer noch so.
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Die betreffenden Beschäftigten seien außer Dienst gestellt, die betroffenen Bewohner befinden sich laut Leiter in Zimmerquarantäne. Die hygienischen Maßnahmen seien mit dem Gesundheitsamt abgestimmt worden, Schutz-Maßnahmen wie FFP2-Mund-Nase-Bedeckungen und Testungen beim Personal Standard.
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Nach derzeitigem Kenntnisstand gebe es bei der insgesamt etwa 100-köpfigen Belegschaft und den anderen Menschen, die unter dem Dach des Vinzenzheimes leben, keine weiteren Auffälligkeiten. „Das Haus steht Besuchern offen. Sie müssen FFP2-Masken tragen, wir bieten sie auch an“, so Joachim Georg.
„Auch wer vollständig geimpft ist, kann Überträger des Virus’ sein.“
Er sagt mit Nachdruck: „Auch wer vollständig geimpft ist, kann Überträger des Virus’ sein.“ Deshalb sollten Abstandsregeln, Hygiene und Schutzvorkehrungen unbedingt immer beherzigt werden. Der Heimleiter meint: „Eine Impfung verschafft ein leichteres Gefühl.“ Die Immunisierung vermittle ein Bild von Sicherheit, die mit Vorsicht zu genießen ist.
Diese könnte ohnehin nachlassen, wenn der Impfschutz im Laufe der Zeit an Wirksamkeit verliert. Allmählich gerät das Thema „Auffrischung durch eine dritte Impfung“ in den Fokus. Aber, so Joachim Georg: „Davon sind wir noch weit entfernt!“ Dieser Aussage kann Caritas-Vorstand Rainer Knubben nur zustimmen: „Dazu gibt es mehr Fragezeichen als Antworten.“ In den beiden Senioren-Einrichtungen des Verbandes, St.-Altfrid- und Johannes-van-Acken-Haus – „gibt es – toitoitoi – zurzeit keine Infektionen“. Knubben relativiert jedoch: „In dieser Zeit gilt keine Prognose länger als 24 Stunden.“
Was ist ein Impfdurchbruch?
Als Impfdurchbruch wird bezeichnet, wenn sich Menschen trotz eines Impfschutzes anstecken. Dabei kann es vorkommen, dass bei den Betroffenen kaum oder gar keine Symptome auftreten, wie jetzt im Vinzenzheim geschehen. Erst ein PCR-Test oder eine Erregerisolierung bringt die Infektion zutage.
Das Robert-Koch-Institut benutzt die Vokabeln „Impfdurchbruch“ und „Impfversagen“ synonym. Es ist eben keine Immunisierung hundertprozentig sicher, wie Fachleute betonen.
Sie weisen auch darauf hin, dass sich aus Impfdurchbrüchen nicht ableiten lässt: Die Corona-Impfung wirke ja überhaupt nicht. Oder sogar, dass die Wirkstoffe krank machen würden.
Er sagt: „Was eine mögliche Drittimpfung angeht, stehen wir im Austausch mit unserer Betriebsärztin. Es laufen Überlegungen, ob eine Auffrischung mit einem Grippeschutz oder den bisherigen Wirkstoffen erfolgen soll.“
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„Alles im grünen Bereich“: Das melden auch andere Senioren-Einrichtungen in Gladbeck. „Wir sind infektionsfrei“, so Torsten Wendler aus dem Luisenhof. Christian Genske spricht für das Seniorenzentrum Brauck: „Wir haben bei uns keine Infektionen.“ Melanie Hoffmeister von der Cura Seniorenwohn- und Pflegeheime Dienstleistungs GmbH: „Unser Seniorencentrum Kolpingstraße Gladbeck ist seit Monaten coronafrei.“