Gladbeck. Der Doku-Filmer Wolfgang Rossmann besuchte nach seinem Wegzug 2013 aus Gladbeck noch einmal seine alte Heimat. Die Filme zeigt er auf Youtube.
Er zählt zu den Gladbecker Pionieren von Doku-Filmen, kaum einer drehte womöglich mehr Filme über seine Heimatstadt Gladbeck als er: Wolfgang Rossmann. Vor mehr als sieben Jahren verließ er seinen vertrauten Herkunftsort, sein Zuhause auf dem Rosenhügel, und zog aus familiären Gründen ins Rheinische nach Langenfeld. Jetzt kehrte der inzwischen 79-Jährige nach Gladbeck zurück, um „nach dem Rechten“ zu sehen. Womöglich zum letzten Mal – zumindest zum letzten Mal mit der Kamera.
Was nicht heißen soll, dass Wolfgang Rossmann, der mit 18 Jahren seinen ersten Super-8-Film drehte, das Filmen lässt. „Nein, das auf keinen Fall, ich filme weiter“, sagte er zur WAZ, „meine Kamera ist mein Herzschrittmacher!“ Fast täglich sei er in seiner neuen Heimat unterwegs, „immer mit der Kamera“: Direkt in seiner neuen Heimat Langenfeld, in der Nachbarschaft, am Rhein, im rheinischen Braunkohlerevier oder in der Tälern des nahen Bergischen Landes. Eines seiner Highlights sei quasi eine „Standkamera“ beim Brückenbau der A 1 über den Rhein: „Da ist inzwischen eine lange Serie von kleinen Filmchen entstanden, die den Baufortschritt im Zeitraffer zeigen.“
Wolfgang Rossmann hat über 600 Filme bei Youtube hochgeladen
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Alles ist zu sehen auf seinem Youtube-Kanal. „Über 600 Filme habe ich da hochgeladen, alles kann kostenlos angesehen werden.“ Rossmann: „Ich bin Hobbyfilmer, ich will damit kein Geld verdienen.“ Immerhin: 572 Abonnenten, die regelmäßig mal reinschauen, zählt der Ex-Gladbecker inzwischen. Die Resonanz sei durchweg positiv. Und auch auf Facebook ist er unterwegs, „da sind aber nur Teile meines Programms zu sehen.“ Während der harten Einschränkungen in der Corona-Zeit drehte er Filmtipps, was man in der Umgebung von Langenfeld, möglichst ohne viel Publikum, unternehmen und sich ansehen kann. Das sei geklickt worden. „Die Leute freuten sich darüber.“
Vor einigen Tagen zog es ihn erstmals seit fünf Jahren wieder in seine alte Heimat. Mit dabei, ein letztes Mal: Seine Kamera. „Ich wollte mal sehen, was und wie sich alles in Gladbeck in den vergangenen sieben Jahren verändert hat und das auch noch einmal festhalten.“ Drei Kurzfilme plant Rossmann, die dann auch wieder, vermutlich ab Spätsommer, auf Youtube zu sehen sein werden. 2010 hatte der Rosenhügeler einen großen Stadtfilm über Gladbeck gedreht. Und bevor er wegzog, hatte er jeden Ortsteil besucht und ihnen allen ein filmisches Denkmal gesetzt.
Der ehemalige CDU-Ratsherr staunte über die vielen Veränderungen in Gladbeck
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Alle Stadtteile – die hat er vor einigen Tagen auch bei seiner „Abschiedstour mit der Kamera“ besucht, angefangen auf dem Rosenhügel, wo er den Blick selbst auf das erst halb fertige Mottbruch-Windrad imposant fand. Gestaunt hat er über das Neubaugebiet auf dem alten Sportplatz an der Otto-Hue-Straße und über die deutliche Verbesserung der Versorgungs-Infrastruktur in Brauck. „Ein solches Angebot an Einkaufsmöglichkeiten gab es vor 2013 dort nicht.“
Veränderungen spürte er natürlich auch am Bramsfeld mit dem fast verschwundenen Möbelparadies auf, aber auch auf dem Schlachthofgelände, wo er die attraktive Neubebauung bemerkenswert fand und intensiv mit der Linse festhielt. In der Innenstadt habe er erschrocken reagiert, berichtet er, wie klein der Wochenmarkt geworden sei. In der Fußgängerzone wunderte er sich, dass er – abgesehen von zwei, drei Ausnahmen – kaum ein bekanntes Gesichts angetroffen habe.
Über den Zustand des Nordparks rümpfte der alte Gladbecker die Nase
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Die Nase rümpfe er beim Besuch des Nordparks: „Der verwahrloste Zustand an etlichen Stellen des Nordparks ist zum Weinen.“ Rund um den Teich gebe es beinahe mannshohes Unkraut und viel Unrat. „Ich kenne das Nordpark-Gelände als eine der Visitenkarten Gladbecks.“ Das habe ihn so nachdenklich gestimmt, dass er nun extra einen Kurzfilm nur über den Nordpark veröffentlichen werde. Ein eigenes Filmstück will er auch dem Bernskamp widmen: Dort habe ihn, „wie früher“, die Architektur der ehemaligen Berginspektion (heute Musikschule) und der benachbarten Villen der einstigen „oberen Bergbeamten“ beeindruckt, es sei vieles bewahrt worden. „Da gibt es so schöne Details, die ich noch einmal zeigen möchte.“
Veränderungen machte Rossmann dagegen auf dem Gelände der ehemaligen Schlägel-&-Eisen-Siedlung aus, aber auch an der einstigen BuH-Zentrale an der Talstraße („da ist ja alles verschwunden und zugewuchert“). Imposant findet er das neue Heisenberg-Schulgebäude. Natürlich zückte er auch seine Kamera am ELE-Neubau an der Möllerstraße – „das war bis zu meiner Pensionierung 1999 mein letzter Arbeitsplatz“. Und nach einem Abstecher Richtung Wittringen („da muss man als alter Gladbecker hin“) war auf dem Weg nach Hause natürlich eine Stippvisite zum Vereinsgelände seines Herzensverein Schalke drin. „Und auch da hat sich soviel getan – aus dem Filmmaterial mache ich zusätzlich noch einen kleinen Streifen!“
Wieder in der CDU
Wolfgang Rossmann ist ein alter Gladbecker. Er wuchs am Bernskamp auf, wohnte später lange Jahre im Schatten der St.-Marien-Kirche Im Dahl. Viele Jahre engagierte er sich auch in der CDU Gladbeck, für die erst fast 20 Jahre im Rat saß. Mitte der 90er Jahre trat er aus Protest gegen die schwarz-grüne Zusammenarbeit im Rat aus der CDU aus.An seinem neuen Wohnort in Langenfeld ist Rossmann wieder in die CDU eingetreten, nimmt – wie er sagt – rege am Parteileben statt. Auch das eine oder andere bekannte CDU-Gesicht lief ihm dabei schon über den Weg: Wie der ehemalige MdB Wolfgang Bosbach.