Gladbeck. Die Stadt Gladbeck will informieren, aufklären und zum Impfen gegen das Coronavirus motivieren. Das ist bei der neuen Kampagne geplant.

Die Stadt Köln macht Schlagzeilen, weil sie im Corona-Hotspot „Chorweiler“ einen Impfbus rollen lässt. Ziel dieser Aktion: Menschen immunisieren, die sonst nicht erreicht werden. Zwischen dem Brennpunkt in der Domstadt und Gladbeck liegen zwar bezüglich der Inzidenzwerte Welten, doch auch hier soll schon bald eine Impfkampagne mit mehreren Bausteinen an den Start gehen.

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Ein Impfbus werde nicht vorfahren, sagt David Hennig, Sprecher der Stadtverwaltung Gladbeck. Denn „dafür sehen wir momentan keine Notwendigkeit“. Schließlich seien die Gegebenheiten vor Ort andere als in Köln – Hochhaus-Siedlungen wie in Chorweiler existieren in Gladbeck nicht. Wohl aber will die Stadtverwaltung das Impfen forcieren – und zwar möglichst schnell. Eine Impfkampagne soll die Immunisierung beschleunigen. Hennig: „Wir wollen Menschen motivieren, aufklären, informieren“. Und nicht zuletzt dazu aufrufen, sich den Infektionsschutz geben zu lassen.

Die Stadtverwaltung in Gladbeck arbeitet an einer mehrsprachigen Impfkampagne

„Wir bereiten eine mehrsprachige Kampagne vor“, berichtet Hennig. Auf Deutsch, Englisch, Türkisch, Französisch, Arabisch, Bulgarisch und Rumänisch sollen Plakate, Banner und Info-Material Wissen zum Coronavirus und zur Impfung im gesamten Stadtgebiet – nicht nur in Vierteln mit hohen Inzidenzen – unter die Menschen bringen. Ein Schriftband über die B224 sei ebenso denkbar wie Informationen in städtischen Einrichtungen oder Poster an Litfaßsäulen.

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Sprachbarrieren können eine Bremse für Impfungen sein. Aber eben nicht nur. Hennig meint: „Es gibt unterschiedliche Vorbehalte. Letztlich müssen wir alle möglichen Menschen impfen.“ Die geplante Kampagne solle Impfunwillige und Skeptiker überzeugen, Aufmerksamkeit erregen. Ein Fahrzeug, das per Lautsprecher Informationen und Appelle zur Einwohnerschaft trägt, bliebe bestimmt nicht unbeachtet – daran ist ebenfalls gedacht. Hennig ergänzt: „Wir wollen auch Impflotsen ausbilden, die in dichtbesiedelten Wohnvierteln präsent sind, zum Beispiel an Info-Ständen in den Quartieren.“

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Derzeit seien Gespräche zwischen Verwaltung und möglichen Akteuren, darunter Arztpraxen und Moscheevereinen, im Gange. „Bezahlt wird die Kampagne aus laufenden Mitteln“, so der Stadtsprecher. Er betont: „Wir haben immer schon dezentrale Impfungen, wie über die Hausärzte, befürwortet. Doch alles steht und fällt mit der Verfügbarkeit der Impfstoffe.“

Im Impfzentrum des Kreises Recklinghausen werde verimpft, was an Impfstoff zur Verfügung steht, so eine Sprecherin.
Im Impfzentrum des Kreises Recklinghausen werde verimpft, was an Impfstoff zur Verfügung steht, so eine Sprecherin. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Dem zweiten Satz stimmt Lena Heimers zu. Die Sprecherin im Kreis Recklinghausen, der federführend bei den Impfungen ist, führt aus: „Wir haben die Priorisierung, und sie hat seinen Grund, weil es derzeit nicht genügend Impfstoff gibt.“ Retour zu dem möglichen Einsatz von Impfbussen. Eine eigene Gruppe explizit für benachteiligte Menschen sei nicht vorgesehen. Heimers stellt klar, dass für solch einen Sonderweg die rechtliche Grundlage fehlt. Anfragen aus kreisangehörigen Städten wegen eines Einsatzes von Impfbussen liegen laut Kreissprecherin derzeit nicht vor.

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Angenommen, es stünde ausreichend Impfstoff zur Verfügung – Konjunktiv mit Ausrufezeichen: „Wir würden nach jetzigem Stand auf bestehende Strukturen bauen. Wir haben gut abdeckende Arztpraxen. Bevor wir einen Impfbus für bestimmte Viertel chartern, setzten wir auf die Fachleute vor Ort.“ Vorstellbar seien eventuell Aktionen in Schulen oder Gemeindehäusern, die über eine Infrastruktur verfügen. Heimers: „In einem Bus sehen wir keinen Vorteil.“ Die Kreissprecherin lobt den Einsatz der Arztpraxen, die einen erheblichen Beitrag zum Fortschritt der Impfungen leisten.

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Priorisierung gilt weiter

Noch könne die Priorisierungsgruppe III im Kreis Recklinghausen nicht geöffnet werden, weil die ersten Gruppen bisher nicht abgeschlossen seien, so Lena Heimers. Sie unterstreicht: „Was wir an Impfstoff bekommen, verimpfen wir auch.“

Bei der Gruppe der Wohnungslosen und Geflüchteten sei das Vakzin aus dem Hause Johnson & Johnson angezeigt, weil der Schutz nach einer Dosis bestehe – nicht erst nach zwei Spritzen wie bei anderen Herstellern. Argument: Bei diesen Personengruppen müssen unter Umständen Ortswechsel berücksichtigt werden, so dass sie einen Folgetermin vielleicht nicht wahrnehmen können.

Wenn überhaupt, seien als Voraussetzungen für Sonder-Impfaktionen die Aufhebung der Priorisierung und eine ausreichende Menge an Impfstoff unabdingbar. Eine Unterscheidung von Bewohnern in sozial schwächeren Verhältnissen und anderen weist Heimers zurück. Sie sagt mit Nachdruck: „Wir sind alle Bürger des Kreises Recklinghausen.“ Alle Menschen sollen gleich behandelt werden, manche müssten vielleicht mehr an die Hand genommen werden. Die Impfkampagne der Stadt Gladbeck kann dazu beitragen.

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