Gladbeck. Ein Gladbecker freute sich zunächst, für seine Frau und sich Impftermine gebucht zu haben. Doch dann kam das unangenehme Erwachen.

Wie hatten sich Ulrich Jahn und seine Frau Rosemarie aus Gladbeck gefreut: Sie hatten über das Internet Termine für ihre Impfungen gegen das Coronavirus gebucht. Der 68-jährige Butendorfer erzählt: „Ich war glücklich und zufrieden, dass der Vorgang so glatt lief.“ Doch dann kam das unangenehme Erwachen.

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Ulrich Jahn erzählt der WAZ: „Über den Link 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe konnte ich verhältnismäßig gut einen Termin für meine 69-jährige Frau und mich als Partner vereinbaren. Die erste Impfung für uns war am Sonntag.“ Der zweite Termin sei für den 6. Juni vorgesehen. Dann begibt sich das Paar wieder auf die A2 gen Ostwestfalen, denn Jahn stellte „beim Ausdrucken der Terminbestätigung“ fest: „Wir müssen in den Kreis Herford.“

Für den Butendorfer begann eine Odyssee, um einen anderen Impfort zu bekommen

Am Sonntag machte sich das Ehepaar dorthin auf den Weg, ließ sich die ersten Spritzen mit dem Impfstoff Biontech verabreichen – und fragte sich: Wieso müssen wir 165 Kilometer für eine einfache Fahrt zurücklegen, wenn wir doch Impfzentren, beispielsweise in Recklinghausen, fast vor der Haustür haben? Er hätte die gebuchten Termine stornieren und neue buchen können, so Jahn, aber: „Wir sind hingefahren, weil wir froh und dankbar sind, dass wir überhaupt jetzt geimpft werden.“ Insgesamt, so rechnet der Butendorfer vor, müssen sie 660 Kilometer für die Termine im Kreis Herford zurücklegen. Das koste unterm Strich sechseinhalb Stunden Fahrt. „Wir sind, oberflächlich recherchiert, an sieben anderen Impfzentren vorbeigefahren“, sagt Jahn.

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Das Impfzentrum in Recklinghausen liegt für Gladbecker fast vor der Haustür – verglichen mit dem Kreis Herford.
Das Impfzentrum in Recklinghausen liegt für Gladbecker fast vor der Haustür – verglichen mit dem Kreis Herford. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Er habe sich vor Ort, in einem Industriegebiet, darum bemüht, den zweiten Impftermin in ein anderes, näher gelegenes Zentrum zu verlegen: keine Chance. „Ich habe dann versucht, bei der KVWL anzurufen, um die Angelegenheit zu klären“, berichtet der vorerkrankte 68-Jährige, „eine halbe Stunde habe ich in der Warteschleife gehangen, dann wurde ich weggedrückt. Schließlich habe ich dorthin eine Email geschrieben.“ Es sei sogar eine Rückmeldung gekommen: die Bestätigung des Impftermins.

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Jahns Odyssee ging weiter: „Ich habe beim Ministerium für Soziales angerufen, und da ist tatsächlich ein Herr ans Telefon gegangen.“ Ihm habe er die lange Geschichte dargestellt: „Als ich fertig war, kam erst mal nichts, so dass ich gefragt habe: ,Sind Sie noch da?’ Der Herr gab zu, sprachlos zu sein.“ Eines habe er allerdings geantwortet: „Dafür sind wir nicht zuständig.“

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Infos der Patientenberatung

Ulrich Jahn folgte der Empfehlung der KVWL-Sprecherin und wandte sich an die Patientenberatung in Münster – in der Hoffnung, dass die Zweitimpfungen für seine Frau und sich nun doch in einem anderen Impfzentrum, näher an Gladbeck, erfolgen können. Der Butendorfer bedauert: „Leider klappt das nicht. Man sagte mir, ich hätte die Termine in Herford absagen und neue vereinbaren sollen.“

Diesen Tipp gibt er an seine Mitmenschen weiter: genau auf die Impfbestätigung schauen und gegebenenfalls die Reißleine ziehen. Denn aus organisatorischen Gründen sind Änderungen wie in seinem Fall nicht möglich.

Probleme könnten vermieden werden, meint Jahn, wenn es vor Ort in Gladbeck eine zentrale Impfmöglichkeit gäbe. Sein Vorschlag: „Warum nicht die Maschinenhalle in Zweckel dafür nutzen? Da ist doch genug Platz!“

Die Patientenberatung der Ärztekammer und KVWL ist telefonisch erreichbar unter 0251 929 9000.

Also wandte sich Ulrich Jahn an die WAZ, die bei der KVWL den Fall schilderte. Heike Achtermann, Stabsbereichsleiterin Kommunikation: „Unsere neue Buchungsplattform funktioniert gut, aber es kommt trotzdem manchmal zu Fehlbuchungen. Wir haben Fälle, in denen die Menschen sich verklicken.“ Ulrich Jahn aber betont, dass ihm das nicht passiert sei: „Ich musste unsere Postleitzahl angeben und bin auf das Impfzentrum Herford geleitet worden.“ Die KVWL-Sprecherin hält dem entgegen, man könne ein Impfzentrum seiner Wahl anklicken. Aber nicht jeder sei digital gleich fit. Sie rät dazu, sich bei Problemen an die Patientenberatung der Ärztekammer und KVWL in Münster zu wenden.

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