Gladbeck. . In der Diskussion über die Trasse sieht die ADFC-Vorsitzende die Gladbecker Straße in Bottrop als Möglichkeit. Appell an Politik und Verwaltung.

Mit großer Sorge blickt der Gladbecker ADFC derzeit nach Bottrop. Denn der Konflikt über die Trassenführung des Radschnellwegs Mittleres Ruhrgebiet RSMR über die Gladbecker Straße in Bottrop, die von der politischen Mehrheit der Nachbarstadt abgelehnt wird, könnte das gewünschte Projekt scheitern lassen. Das „wäre der ,worst case’ und darf auf keinen Fall passieren“, sagt ADFC-Vorsitzende Dr. Vera Bücker. Bekanntermaßen hat die Bottroper SPD-Fraktion ihre Ablehnung der vom RVR vorgeschlagenen Trasse über die viel befahrene Gladbecker Straße deutlich gemacht, das NRW-Verkehrsministerium hingegen bereits bekundet, dass das Land nur diese Trasse finanzieren würde und nicht die Alternative über die ehemalige Zechenbahntrasse durch den Bottroper Süden.

Gladbecker wären von einem Scheitern stark betroffen

Von einem Scheitern des Projekts wären die Gladbecker schließlich ebenfalls stark betroffen. Und dabei sei das ganze Projekt doch wegen Gladbeck überhaupt ins Rollen gekommen, meint Vera Bücker. Sie erinnert im WAZ-Gespräch an die Zusicherung für schnellere Radwegeverbindungen, die der ehemalige NRW-Verkehrsminister Mike Groschek (SPD) 2013 als eine der Maßnahmen für eine bessere Mobilität in der Region in Aussicht gestellt hatte. Damals hatte Groschek nach dem ablehnenden Ratsbürgerentscheid der Gladbecker am Runden Tisch in Düsseldorf deutlich gemacht, dass er am A 52-Ausbau in Bottrop bis zum A2/A52-Kreuz vor Wittringen festhalten werde. Womit der Verkehr weiter über die B 224 durch Gladbeck gerollt wäre, allerdings ohne Autobahnausbau und Tunnel. Daraufhin, so Bücker, sei die Idee eines Radschnellwegs von Gladbeck über Bottrop nach Essen entstanden. Nur heute sei das niemandem mehr bewusst.

Treffen mit dem RVR am 10. Januar

Die Bottroper SPD hat ihre Absage an die vom RVR geplante Trasse auch mit den S orgen der Geschäftsleute an der Gladbecker Straße begründet. Vera Bücker hält deren Befürchtungen für übertrieben. „Die Leute können auch mit dem Rad einkaufen fahren, und Möbel oder Küchen nimmt niemand im Auto direkt mit“, sagt sie.

Am 10. Januar werden Vertreter der drei beteiligten Städte mit dem RVR und dem Land über die Trassenführung beraten. Gladbeck hat sich im Bauausschuss per Beschluss bereits klar positioniert: Beide Trassen würden akzeptiert, Hauptsache, der Radschnellweg kommt.

Sollte das Projekt nun nicht zustande kommen, „gibt’s gar nichts“, befürchtet die ADFC-Vorsitzende. Das würde im übrigen auch dem Konzept für das regionale Radwegeverkehrskonzept, das optimale Verbindungen im Ruhrgebiet vorsieht, schaden.

„Macht das Projekt nicht kaputt“

Sie richtet daher einen Appell an die Gladbecker Politiker und Verantwortlichen in der Stadtverwaltung: „Setzt euch massiv dafür ein, dass das Projekt zustande kommt, macht es nicht kaputt“, fordert sie dazu auf, sich für eine Umsetzung einzusetzen und an einer Lösung mitzuarbeiten.

Die Mehrheit der Bottroper Politik favorisiert die (blaue) Strecke über die ehemalige Zechenbahntrasse.  Bottrop
Die Mehrheit der Bottroper Politik favorisiert die (blaue) Strecke über die ehemalige Zechenbahntrasse. Bottrop © Miriam Fischer

Die könnte nach Meinung des ADFC, der sich bislang immer für die Alternativtrasse ausgesprochen hatte, notfalls auch über die Gladbecker Straße führen. Zwar teilen die Fahrradexperten nicht die Aussagen in der RVR-Machbarkeitsstudie, die diese Strecke als die sinnvollste im Kosten-Nutzen-Verhältnis sieht. Bücker: „Dort ist der Lärm zu groß und die Gesundheitsbelastung durch den starken Verkehr viel zu hoch. Die Bahntrasse wäre die bessere Strecke.“

Nutzung der Gladbecker Straße wäre ein Schritt in eine neue Verkehrspolitik

Aber die Führung über die Gladbecker Straße hätte aus anderen Gründen ihren Reiz. Wie die Bottroper Grünen, die als einzige Fraktion diese Trasse weiterhin befürworten, sähe auch der Gladbecker ADFC hierin immerhin einen ersten Schritt in eine andere Mobilitätszukunft. Durch den Rückbau der Gladbecker Straße auf nur noch zwei Fahrspuren für den Autoverkehr und Ausbau der Straße mit drei Meter breiten Radwegen auf beiden Seiten „würde zum ersten Mal dem Autoverkehr etwas weggenommen“, so Bücker. Das wäre eine echte Veränderung bisheriger Verkehrspolitik.