Gladbeck. Die 36-jährige Ingenieurin wechselt nach Bottrop. In Gladbeck hinterlässt sie ein großes Netzwerk und viele Projekte, die sie etabliert hat.
Die Klimaschutzmanagerin Katrin Knur kehrt Gladbeck den Rücken. Die 36-Jährige war seit Anfang 2012 Ansprechpartnerin im Rathaus für ihr großes Themengebiet, nun wechselt sie zum Oktober in die Stadtverwaltung Bottrop. „In gleicher Funktion“, betont die Essenerin. Aber dennoch erwartet sie andere Aufgaben. Und aus eben diesem Grunde geht sie: „Ich suche neue Herausforderungen.“ Darauf sei sie gespannt. Katrin Knur sagt aber auch: „Vieles werde ich vermissen.“
Die Ingenieurin Katrin Knur versteht sich „eindeutig als Netzwerkerin“
Verständlich, denn da gibt es eine Fülle von Aktionen und Projekten, die sie in Gladbeck etabliert hat. Ihr bescheidener Kommentar: „Ich habe einige Aktivitäten nicht erfunden, aber hierher gebracht.“ So holte sie das Stadtradeln nach Gladbeck, ebenfalls die Earth Hour, jene Klima- und Umweltschutzaktion, bei der seit dem Jahr 2007 einmal jährlich Millionen Menschen für eine Stunde das Licht ausschalten – einerlei, ob in Australien oder Deutschland, in Brasilien oder in der Schweiz. Mehr als 7000 Städte in 184 Ländern machen mit.
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Mit einem absolut lokalen Aufreger-Thema bekam es Katrin Knur zu tun, als sie ihren Posten in Gladbeck antrat. Am Projekt „A 52“ schieden sich die Geister – und tun es immer noch. „In einem Informationsbüro im Rathaus haben wir versucht, die Thematik den Bürgern näher zu bringen“, erzählt die Diplom-Ingenieurin und Raumplanerin. So sollte beispielsweise ein Modell die Pläne räumlich verdeutlichen. Knur sagt rückblickend: „Die Diskussionen um die A 52 haben meine Arbeit in der ersten Monaten geprägt.“
Die Klimaschutzmanagerin knüpfte Kontakte zu vielen Gruppen in Gladbeck
Damit verbunden war, was in dem kleinen Wörtchen „wir“ steckt: Die Klimaschutzmanagerin knüpfte viele Kontakte, innerhalb der Verwaltung und zu anderen Gruppen. Rathaussprecherin Christiane Schmidt: „Sie war nicht nur dazu da, fachlich Dinge umzusetzen, sondern war auch Kommunikatorin.“ Diese Fähigkeit liege „im Naturell der Kollegin“: „Sie ist sehr offen.“ Schmidt ist davon überzeugt: „So eine Stelle kann nicht jemand übernehmen, der nicht gerne mit Leuten spricht.“
Na ja, der Direktkontakt zu den Bürgern habe nicht zu ihrem Tagesgeschäft gehört, räumt Katrin Knur ein. Und doch versteht sie sich „eindeutig“ als Netzwerkerin, die Menschen – Fachleute gleichermaßen wie Otto-Normal-Verbraucher – zusammenbrachte. Daraus resultieren Projekte wie die Energieberatung in Kooperation mit der Verbraucherzentrale, die im Jahr 2014 an den Start ging. Die Pflanzentauschbörse mit Rentforter Quartiersmanager Norbert Dyhringer ist ein weiteres.
Besonders freut sich Katrin Knur immer noch darüber, dass sie auch eher ungewöhnliche Ideen in die Tat umsetzen konnte. Da wären Ausstellungen im Museum zu den Themen „Sonne und Wind“ und „Umbau des Wittringer Mühlenbachs“: „So etwas ist keine Selbstverständlichkeit!“
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Bei ihrer Arbeit versuche sie, „den deutschen Zeigefinger in der Hosentasche zu lassen“. Jeder könne nach seinen Möglichkeiten etwas zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen. Sie ist vom Auto aufs Fahrrad und die Bahn umgestiegen. „Ich habe mir den Wohnort entsprechend gewählt“, sagt Knur. Das sei jedoch eine persönliche Entscheidung.
Im Fokus stehen finanzierbare und nachhaltige Maßnahmen
„Wir sind hier im Ruhrgebiet, wo viele Menschen die Kohle nicht so dick haben“, so Knur. Da müsse man schon im Blick haben, was finanzierbar und sinnvoll ist. Die Expertin: „Es ist nicht realistisch, dass jemand mal eben sein Zechenhäuschen in ein Niedrigenergiegebäude umwandelt.“ Informationen, welche Fördertöpfe zur Verfügung stehen und welche Maßnahmen nachhaltig sind, darauf will Knur den Blick richten.
Neubesetzung der Stelle
Die Klimaschutzmanagement-Stelle, die Katrin Knur mehr als sieben Jahre besetzt hat, ist ausgeschrieben. Stadtsprecherin Christiane Schmidt: „Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 15. September.“ Wie viele Interessenten bislang ihre Unterlagen an die Stadtverwaltung Gladbeck geschickt haben, könne sie nicht sagen.
„Dass die Wiederbesetzungssperre für diese Stelle aufgehoben ist, zeigt, welche Bedeutung der Klimaschutz bei uns hat“, sagt Christiane Schmidt. Das sei längst nicht in allen Kommunen selbstverständlich.
Ob eine Nachfolge zum Anfang Oktober stehe, sei fraglich. „Mal gucken, wie schnell das klappt“, so Schmidt, „wir werden aber schon einen geordneten Übergang haben.“ Vielleicht, so äußert sich die Verwaltungssprecherin vorsichtig, „wird es Ende des Jahres sein.“
Katrin Knur sieht die zeitlich begrenzte Vakanz ihres Postens gelassen. Die 36-Jährige meint: „Das Team der städtischen Umweltabteilung ist so stark aufgestellt wie noch nie. Das lässt mich beruhigt gehen.“ Die Betreuung ihrer bisherigen Aufgaben befinde sich auch nach ihrem Weggang in guten Händen – bis ihre Nachfolge feststehe.
Die Vokabel „Netzwerk“ fällt im Gespräch mit der Klimaschutzmanagerin häufig. Auf manche Verbindungen habe sie bereits zugreifen können, andere stellte sie her: zu Unternehmen, zum Internationalen Mädchenzentrum, Jugendrat sowie Seniorenbeirat, zu Schulen und Kindergärten . . . „Wenn eine Gruppe sich an mich gewandt hat, war ich immer offen“, so die Ingenieurin. Dabei gesteht sie schon ein, dass sie insbesondere die Jugend in den Blick genommen habe: „Ich setze auf junge Leute. Bei ihnen kann man ansetzen, um frühzeitig für Klimaschutz zu sensibilisieren.“
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Da wundert es kaum, dass Katrin Knur die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg „super“ findet: „Großartig, dass ein junger Mensch so inspirierend ist, sich nicht erschrecken lässt.“ Die 16-Jährige habe „etwas ins Rollen gebracht“: „Sie zieht viele mit, die vorher gedacht haben: Ich allein kann ja nichts ausrichten.“ Dass sich vielerlei im Umwelt- und Klimaschutz – Schritt für Schritt – bewegen lässt, hat Katrin Knur mit ihren Aktionen den Gladbeckern bewiesen.