Gladbeck. Über Bebauungspläne regelt die Stadt Gladbeck die grüne Vorgartengestaltung. Und die umgestaltete Friedrichstraße soll blühendes Vorbild sein.

Steingärten sind in Gladbeck verpönt. Und das nicht erst, seitdem die Politik hier Anfang Juni den Klimanotstand ausgerufen hat und zudem auch immer mehr Kommunen in NRW gegen das Grau im Garten vorgehen. Als „ökologische Katastrophe“ hatte Stadtbaurat Volker Kreuzer die steinernen Gärten bereits im vergangenen Jahr in einer Hauptausschusssitzung bezeichnet.

Die Stadt Gladbeck regelt das über die Bebauungspläne für Wohngebiete

Um der Unsitte Herr zu werden, begrünte, blühende Flächen durch Schotter und Steine zu ersetzen, hat die Stadt Gladbeck schon vor einigen Jahren beschlossen, das Problem grundsätzlich über die Bebauungspläne zu regeln. In Hagen hat man nun beschlossen, ebenfalls diesen Weg einzuschlagen. In Velbert haben die Grünen es ebenfalls angeregt. „Für Wohngebiete ist so geregelt, dass Vorgärten in Gladbeck begrünt werden müssen“, so Baurat Volker Kreuzer. Einzige Ausnahme: die Stellplätze.

Wie kleine Wildblumenwiesen sehen die neuen Beete auf der Friedrichstraße aus.
Wie kleine Wildblumenwiesen sehen die neuen Beete auf der Friedrichstraße aus. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Kreuzer nennt auch direkt zwei aktuelle Baugebiete – „An der Lune“ in Zweckel und „Alter Sportplatz“ am Rosenhügel –, bei denen die Gestaltung der Vorgartenfläche ganz genau vorgeschrieben ist.

Wer dort ein Häuschen kaufen will, muss seinen Vorgarten unversiegelt anlegen und „gärtnerisch gestalten“. Davon ausgenommen seien lediglich Zuwege und Zufahrten. Die befestigte Fläche darf in Zweckel 50 Prozent des Vorgartens nicht überschreiten. Außerdem ist für beide Neubaugebiete auch noch die Einfriedung der Gärten vorgeschrieben. Dafür müssen nämlich „standortgerechte Hecken“ gesetzt werden.

Die Stadt führt auch Kontrollen durch

Klammheimlich dennoch eine steinerne Variante für seinen Vorgarten zu wählen, ist nicht angeraten. „Wir kontrollieren das nämlich durchaus“, betont der Baurat. Dafür müssten noch nicht einmal regelmäßige „Streifzüge“ durch die Stadt unternommen werden. In der Regel seien es Hinweise aus der Nachbarschaft, die die Verwaltung auf die Spur der steinernen Vorgärten führen würden. „Da haben wir in der Vergangenheit auch durchaus schon die ein oder andere sehr intensive Diskussion mit einem Hausbesitzer geführt“, drückt der Baurat es vorsichtig aus. Es sei eben nie ganz einfach, wenn Kommune in Privateigentum „hinein regelt“.

Und deshalb versuchen die städtischen Fachämter zudem auch noch, in Gladbeck eine sanfte Überzeugungsarbeit beim Thema Verbesserung des Klimas in der Stadt zu leisten.

Durch Informationsrunden oder auch bei Veranstaltungen wie zum Beispiel dem jüngsten Pflanzentauschmarkt in Rentfort-Nord. Darüber hinaus gibt es entsprechende Flyer und es werden Tütchen mit Blumensamen verteilt – so zum Beispiel auch an künftige Bauherren.

Auch am Kulturzentrum in der Innenstadt wurden schon Flächen entsiegelt

Doch die Stadt schaut nicht nur kritisch auf private Flächen. „Wir bemühen uns darüber hinaus auch darum, öffentliche Flächen zu entsiegeln und zu begrünen, wie zum Beispiel zuletzt am Kulturzentrum in der Innenstadt“, so Kreuzer.

Der Nabu zu Steingärten

Gerade Vorgärten und kleine Grünflächen haben eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima in der Stadt, so der Nabu auf seiner Homepage. Sie seien ökologische Trittsteine für Pflanzenarten, Insekten und Vögel, die auf der Suche nach Nahrung und Nistplätzen von Trittstein zu Trittstein wandern. Grünflächen lieferten saubere, frische Luft.

Kies- und Steinflächen würden sich dagegen stärker aufheizen, die Wärme speichern und sie wieder abstrahlen.

Für das Stadtklima werde die Zunahme an Kies- und Steingärten zum Problem, vor allem, „wenn zusätzlich notwendige Kaltluftschneisen durch neue Bebauungen wegfallen“.

Zudem würden die Steine meist nicht aus dem heimischen Steinbruch stammen, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit überwiegend aus China oder Indien.

Mehr Informationen auf der Internetseite vom Nabu, www.nabu.de

Ein weiteres aktuelles Beispiel, das anfangs allerdings von einigen Bürgern kritisch begutachtet wurde: Die neugestaltete Friedrichstraße. Straßenbäume sind dort gepflanzt worden. Und zwischen den Stellplätzen für Autos und Fahrräder wurden Beete angelegt – in denen anfangs nur grauer Schotter zu sehen war. „Da hat es schon einige kritische Nachfragen gegeben, wie die Stadt denn dazu käme, solche Steinbeete anzulegen“, so Kreuzer. Dabei habe die Splittabdeckung einen ganz anderen Zweck. Sie sollte nämlich die neu gesetzten Staudenpflanzen „in der Anwachsphase“ vor dem Austrocknen schützen.

Bepflanzung auf der Friedrichstraße soll Insekten anlocken

Und wer die Beete jetzt betrachtet, der entdeckt kaum noch Steinchen, sondern schaut auf bunt blühende Stauden und Gräser, die fast schon wie eine kleine Wildblumenwiese aussehen. Die Pflanzen würden sich zudem auch noch selbst aussäen, so dass der bunte Teppich mit der Zeit immer dichter werde. Vom Frühjahr bis zum Herbst soll die Blütenpracht auf der Friedrichstraße andauern – und so vielen Insekten eine Fläche zum Ansteuern bieten. Darüber hinaus, so Baurat Volker Kreuzer weiter, würden die neuen Beete auch nur sehr wenig Pflege brauchen.

Und deshalb sei man in der Stadtverwaltung auch der Meinung: Die neuen Beete auf der Friedrichstraße könnten sehr gut auch als Vorlage für die Umgestaltung von „Steinwüsten-Vorgärten“ dienen.